[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
Ich mache euch an dieser Stelle nichts vor. Manhwa und Webtoons in Papierform sind bei mir immer noch nicht komplett angekommen. Ich lese nicht wenige Webtoons, aber dann doch eher in gängigen Apps. Auf dem Papier habe ich bisher erst wenige Reihen probiert.
“Omniscient Reader’s Viewpoint” gehört zu den Reihen, bei denen ich vor der Papierversion noch nicht online bereits einige Kapitel gelesen habe. Ich gehe also völlig ohne Vorwissen an die Sache heran.
“Omniscient Reader’s Viewpoint” erschien ursprünglich als Webroman, der von singNsong geschrieben und ab 2018 auf den koreanischen Plattformen Munpia und Naver veröffentlicht wurde. Im Jahr 2020 wurde der Roman vom Studio REDICE als Webtoon adaptiert und wird unter anderem auf der Plattform WEBTOON digital veröffentlicht. Die Serie ist noch nicht abgeschlossen. Der Roman hingegen ist bereits beendet und umfasst 551 Kapitel.
In Deutschland wird der Manga im Label C LINES von Carlsen veröffentlicht.
Story: singNsong | Zeichnungen: Sleepy-C (Redice Studio) | Originaltitel: Jeonjijeog Dogja Sijeom| Übersetzung: Jessica Walther| Genre: Fantasy, Drama| Verlag: C Lines | Preis: 12,00€ (ab Band 2: 16,00€) | Mehr Informationen
Wie war’s?
Dokja Kim, ein gewöhnlicher Angestellter mit einer unglücklichen Kindheit und einem eher durchschnittlichen Leben, findet seine Leidenschaft im Lesen von Webromanen, insbesondere “Drei Wege, die Apokalypse zu überleben”, dem er seit zehn Jahren folgt. Am Ende des letzten Kapitels erhält Kim Dokja eine Nachricht vom Autor, der ihm per E-Mail ein Geschenk schickt und sagt, dass er es gebrauchen könne. Kurz darauf geschieht eine Katastrophe: Eine Apokalypse bricht über die Welt herein – unter Umständen, die denen in seinem Roman sehr ähnlich sind! Plötzlich tauchen monströse Kreaturen auf, die die Menschen zwingen, Szenarien wie in einem Videospiel zu durchleben und dabei ihr Leben zu riskieren.
Dokja kann es nicht fassen. Alles läuft wie im Roman vorgesehen, von der Begegnung mit den Charakteren der Serie bis zum Auftauchen des Dokkaebi, einer Kreatur, die die “Szenarien”, in denen die Menschen überleben müssen, erschafft und verwaltet. Nach der Erschaffung jedes Szenarios müssen die Menschen die vom Dokkaebi gestellte Prüfung bestehen, sei es mit ihren neu gewonnenen Kräften oder als Inkarnationen von “Konstellationen”. Die Konstellationen sind geheimnisvolle Wesen, die das Geschehen im Szenario beobachten, als wären sie Zuschauer einer Fernsehsendung.
Die Welt ist aus den Fugen geraten, und Dokja ist der Einzige, der weiß, wie es weitergeht. Zum Glück kann er immer wieder auf den Roman zurückgreifen, denn der Autor hat ihm ein Exemplar geschenkt, weil er der einzige Leser bis zum Ende war.
“Omniscient Reader’s Viewpoint” präsentiert in seinen ersten Kapiteln einige vertraute Elemente, die Leser*innen bereits aus anderen Apokalypse-Survival-Manga und Manhwas kennen könnten. Die Geschichte vereint eine Vielzahl von Genres, darunter Horror, Action, RPG, alternative Realitäten, Superhelden und Death-Games, was typisch für beliebte Fantasy-Manhwa-Serien ist. Der Prolog ist voller überraschender Momente, in denen Dokja sein Leserwissen in die Tat umsetzt, und die Vertrautheit der Welt aus ähnlichen Geschichten erleichtert den Einstieg in die Handlung.
Die Stärken von “Omniscient Reader’s Viewpoint” liegen zweifellos in seiner Konzeption und der Entwicklung seiner Charaktere. Die Idee eines Lesers, der unvermittelt Teil der Geschichte wird, bietet eine faszinierende Perspektive auf das Genre und ermöglicht spannende Handlungsstränge sowie komplexe Charakterbeziehungen.
Die Charaktere in “Omniscient Reader’s Viewpoint” sind lebendig und vielschichtig. Sie durchleben bemerkenswerte Entwicklungen, und ihre Motivationen und Handlungen sind glaubwürdig und nachvollziehbar. Der Hauptcharakter Dokja trägt den ersten Band maßgeblich. Er versucht, die Situation zu analysieren, einen Plan zu entwickeln und herauszufinden, ob und wen er retten kann. Dabei stellt sich die Frage, ob er die vorgegebene Geschichte ändern kann, jetzt, da er Teil von ihr ist, und wenn ja, wie er dies erreichen könnte.
Allerdings weist “Omniscient Reader’s Viewpoint” auch einige Schwächen auf. Obwohl der Manhwa mit seiner interessanten Prämisse punktet, können einige Handlungselemente und Charakterdynamiken in den ersten Kapiteln vorhersehbar erscheinen. Für Leser*innen, die bereits mit ähnlichen Comicgeschichten vertraut sind, bietet der Anfang möglicherweise nicht genug, um die Motivation aufrechtzuerhalten, die Geschichte weiter zu verfolgen. Letztendlich handelt es sich um eine Erzählung, die viele von uns bereits in ähnlicher Form gelesen haben könnten.
“Omniscient Reader’s Viewpoint” präsentiert sich als vollfarbiger Manhwa. Sleepy-C gelingt es visuell, die verschiedenen Story-Elemente geschickt miteinander zu verbinden und ihnen ein Gefühl der Kohärenz zu verleihen. Die Illustrationen sind voll von Actionszenen, die sowohl gewalttätig als auch grausam sind. Sobald das erste Szenario beginnt, scheinen Morde an der Tagesordnung zu sein, und der Künstler zögert nicht, jeden einzelnen Blutspritzer detailreich zu illustrieren.
Der Titel wird von C Lines im Großformat herausgebracht. In der ersten Auflage ist zudem eine Photocard enthalten, die einen der Charaktere abbildet.
Fazit
“Omniscient Reader’s Viewpoint” überzeugt in seinem Auftaktband mit einer originellen Konzeptualisierung und Charakterentwicklung.
Allerdings gibt es einige Handlungselemente, die mir mittlerweile etwas zu vertraut sind. RPG, alternative Realitäten, Superhelden und Death-Games sind nicht unbedingt meine bevorzugten Genres, und das sind einige der Hauptelemente dieser Serie. Daher bin ich mir nicht sicher, ob ich die Geschichte unbedingt im Papierformat weiterverfolgen muss oder erst einmal in die App schaue, um zu sehen, wohin die Handlung uns noch führen wird.
Bei diesem Manhwa handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Carlsen zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!
