Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Rezension: Unnützes Wissen über Manga und Anime

Unnützes Wissen über Manga und Anime

[Anzeige, da Rezensionsexemplar]

In den letzten Jahren ist eine ganze Welle von Büchern mit dem Titel “Unnützes Wissen über XY” aufgetaucht – und “Unnützes Wissen über Manga und Anime” reiht sich perfekt in diese Tradition ein. Geschrieben von drei absoluten Szene-Insidern – Jasmin Dose, Organisatorin der Anime-Convention Connichi, Jan Lukas Kuhn, Manga-Übersetzer, und Stefan Mesch, Kulturjournalist – bietet es eine bunte Mischung aus Anekdoten, kuriosen Infos und spannenden Hintergründen.

Veröffentlicht wird der Band beim Riva Verlag sowohl als Print-Edition, als auch E-Book-Variante ab Mitte Oktober. Ich durfte dank einem digitalen Vorabexemplar durch Stefan Mesch bereits einen Blick in den Band werfen. Vielen Dank noch einmal für diese Möglichkeit.

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Autoren: Jan Lukas Kuhn, Jasmin Dose, Stefan Mesch | Verlag: riva Verlag | Genre: Sachbuch, Infotaiment | Preis (Print): 10,00€, (E-Book): 8,99€ | Mehr Informationen auf der Verlagsseite

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Wie war’s?

“Unnützes Wissen über Manga und Anime” ist ein Buch für alle, die ihr Fanwissen über Manga und Anime auf unterhaltsame Weise erweitern wollen. Auf 192 Seiten werden zahlreiche Anekdoten, Fakten und Hintergrundinformationen zu einem breiten Spektrum an Themen geboten. Statt eines durchgehenden Fließtexts präsentiert sich das Buch in kleinen Absätzen, was es zu einer idealen Lektüre für zwischendurch macht.

Die Kapitel sind nach thematischen Schwerpunkten gegliedert. Zum einen Jahrzehnte, aber auch übergreifende Themen wie “Manga für Kinder”, “Die Kreativen” oder “Skandale”. Die Bandbreite reicht von klassischen Anime- und Manga-Serien bis hin zu ungewöhnlichen Nischen-Phänomenen. Besonders interessant ist die Tatsache, dass das Buch nicht nur Mainstream-Titel behandelt, sondern auch (und vor allem) abseits des Bekannten viele neue Infos bietet. Auch und sicherlich vor allem eingefleischte Fans werden hier also noch etwas Neues lernen können.

Die Fakten und Anekdoten werden in einer lockeren Art präsentiert, ohne dabei krampfhaft auf Witz zu setzen. Es gibt interessante Einblicke in die Geschichte, die kulturellen Hintergründe und die kreativen Köpfe hinter den Serien. So erfahren wir etwa, dass Itagaki Paru, die Schöpferin von Beastars, die Tochter des Mangaka Itagaki Keisuke (Baki the Grappler) ist – ich bin stolz, das wusste ich bereits. Oder dass die Manga-Autorinnen Hagio Moto und Takemiya Keiko in den 70er Jahren eine WG teilten und Werke wie The Heart of Thomas und The Song of Wind and Trees erschufen, die sich mit queeren Themen auseinandersetzen und ihrer Zeit voraus waren.

Natürlich sind nicht alle Fakten gleich faszinierend – einige erscheinen eher banal oder entbehrlich. Dies mag dem Titel des Buches geschuldet sein, da es sich bewusst als Sammlung „unnützen Wissens“ präsentiert. Trotzdem bleibt der Großteil der Informationen spannend und informativ und lädt dazu ein, auch Titel zu entdecken, die bisher vielleicht weniger auf dem Radar waren. Ich meinerseits werde so sicherlich in nächster Zeit endlich “My Picture Diary” von Fujiwara Maki lesen, der Frau von Mangaka Tsuge Yoshiharu, die für das Werk den Eisner Award erhielt.

Inhaltlich merkt man dem Buch an, dass hier Leute aus dem Fach am Werk sind. Es eignet sich nicht nur zum schnellen Durchlesen in ein paar Stunden, sondern lädt auch zum gelegentlichen Stöbern ein. Die Kapitel sind kurzweilig und die Themenvielfalt sorgt dafür, dass man immer wieder auf interessante und unerwartete Fakten stößt. Besonders für Quiz-Fans oder Nerd-Gespräche unter Gleichgesinnten ist das Buch eine wahre Fundgrube.

Der Band ist zweifelsohne gut recherchiert, soweit ich das mit meinem Wissen beurteilen kann. Interessanterweise habe ich in meinem Fachgebiet allerdings auch einen Fehler entdecken können. Der fällt, was den Grundgedanken des Fakts betrifft, zwar nicht groß ins Gewicht und betrifft tatsächlich auch nur zum Teil den Mangabereich, dürfte aber bewanderten Fans sicherlich auffallen.

Ein Beispiel aus meiner eigenen Leseerfahrung betrifft den Manga Nononono im Kapitel “Empfehlungen”. Dort heißt es: „Erst 2011 gibt es die erste WM für Skispringerinnen. Darum tut Nono Nonomiya (Nononono, 13 Bände ab 2007) so, als wäre sie ihr toter Zwillingsbruder.“ Hier haben sich tatsächlich sogar zwei Fehler eingeschlichen – man könnte sagen, man hat mich in meinem Spezialgebiet erwischt. Ich bin nämlich sowohl Skisprungfan, habe den Gleichberechtigungskampf der Skispringerinnen aktiv verfolgt und kenne den Manga Nononono, wenn auch aus weniger positiven Lesererfahrungen. Aber das ist eine andere Geschichte. Tatsächlich stimmt es, dass Nono Nonomiya vorgibt, ihr toter Bruder zu sein. Der zentrale Aufhänger des Mangas sind jedoch die Olympischen Winterspiele, bei denen Skispringerinnen erst 2014 antreten durften. Die erste WM-Entscheidung für Skispringerinnen fand bereits 2009 in Liberec statt, 2011 wurde erstmals das Mannschaftsskispringen der Frauen aufgenommen, wodurch es vermutlich zu dem Dreher kam.

Trotz dieser kleinen Ungenauigkeiten – die insbesondere Expert*innen auffallen dürfte – bleibt das Buch aber eine wertvolle Quelle für alle, die ihre Kenntnisse über Manga und Anime erweitern oder einfach neue Gesprächsstoffe für Nerd-Runden finden wollen.

Fazit

Unnützes Wissen über Manga und Anime ist eine leichte, unterhaltsame Lektüre für Fans, die gerne neue Fakten aufschnappen oder einfach etwas Hintergrundwissen zum Thema Anime und Manga sammeln wollen. Der Inhalt überzeugt mit einer lockeren und informativen Art, die dazu einlädt, häufiger einen Blick ins Buch zu werfen. Wer Manga und Anime liebt, wird hier auf seine Kosten kommen – sei es zum Schmunzeln oder zum Staunen.

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