[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
Mit Boruto: Two Blue Vortex beginnt ein neues Kapitel innerhalb des Naruto-Universums. Nach Jahren, in denen sich Boruto: Naruto Next Generations schwer tat, aus dem Schatten seines erfolgreichen Vorgängers hervorzutreten, markiert die Fortsetzung einen frischen erzählerischen Neuanfang.
Die ursprüngliche Serie, Boruto: Naruto Next Generations, wurde ab Mai 2016 zunächst monatlich im Weekly Shōnen Jump veröffentlicht und später in das Magazin V Jump verlegt. Anfangs von Ukyo Kodachi geschrieben und von Naruto-Schöpfer Masashi Kishimoto betreut, übernahm ab Kapitel 52 Mikio Ikemoto sowohl das Schreiben als auch die Illustration der Serie. Die Handlung knüpft an “Boruto: Naruto the Movie” an und führt die Geschichte darüber hinaus fort. Mit dem Start von Two Blue Vortex im August 2023 hat die Reihe nun eine neue kreative Richtung eingeschlagen und umfasst aktuell vier Bände.

Text: Masashi Kishimoto Mikio Ikemoto | Zeichnungen: Mikio Ikemoto | Originaltitel: Boruto: Two Blue Vortex | Übersetzung: Miyuki Tsuji| Genre: Action | Demografische Zielgruppe: Shonen | Verlag: Carlsen Manga | Preis: 7,00€ | mehr Informationen auf der Verlagsseite

Wie war’s?
Der Start des zweiten Teils verspricht nicht weniger als einen erzählerischen Neustart, mit einem gereiften Boruto, einer veränderten Weltordnung und der Hoffnung, dass die Serie ihren eigenen Ton finden kann.
Drei Jahre sind seit Borutos Verschwinden vergangen. Die Erinnerung aller Bewohner wurde durch Edias Fähigkeit manipuliert. In der neuen Realität ist Kawaki als Narutos Sohn anerkannt, während Boruto als Verräter gilt, der angeblich den Hokage ermordet hat. Nur wenige Figuren, darunter Sarada und Sumire, behalten das Wissen um die ursprünglichen Ereignisse. Dieser Identitätstausch zwischen Kawaki und Boruto bildet das Herzstück der Erzählung.
Der Band beginnt actionreich: Codes Handlanger greifen Konoha an, und bald erscheint Code selbst. Er hat die Suche nach Boruto aufgegeben, in der Hoffnung, ihn durch Gewalt hervorzulocken. Der Plan geht auf, denn Boruto kehrt zurück. Nicht mehr als Kind, sondern als ernster, gereifter Kämpfer. Die Konfrontation mit Code mündet in einer kurzen, aber intensiven Auseinandersetzung. Code flieht, doch Boruto bleibt am Drücker und beginnt, seine eigenen Pläne zu verfolgen.
Am deutlichsten wird der Wandel bei Boruto selbst. Die frühere Verspieltheit ist einem ernsten, beinahe kühlen Auftreten gewichen. Sein neuer Stil unterstreicht seine neue Reife. Auch seine Techniken haben sich weiterentwickelt: ein modifizierter Rasengan, Hinweise auf ein Training zum Kröten-Eremiten sowie herausragende Schwertkunst deuten auf eine intensive Schulung unter Sasuke hin. Trotz seiner Ernsthaftigkeit zeigt Boruto jedoch auch emotionale Tiefe.
Mikio Ikemoto bleibt als Zeichner der Serie erhalten und liefert einen Stil, der klar von Kishimotos ursprünglichem Naruto abweicht. Während Kishimoto vor allem durch dynamische, klare Panelstrukturen und detailreiche Charakterzeichnungen überzeugte, wirkt Ikemotos Stil moderner, aber auch reduzierter. Die Bewegungen in den Kämpfen sind flüssig, aber es fehlt oft an ikonischen Einzelbildern, wie man sie aus Naruto kennt. Der neue Look der Figuren – Hemden, lange Mäntel, futuristische Kleidung – unterstreicht die Loslösung vom traditionellen Ninja-Milieu. Die Shinobi-Welt wirkt entfremdet, fast wie eine futuristische Parallelgesellschaft. Diese Distanzierung vom Ursprungskonzept mag für manche Fans irritierend sein, ist aber eine bewusste stilistische Entscheidung. Quasi ein Bruch mit der Vergangenheit, der gleichzeitig auch Raum für neue Ansätze lässt.
Two Blue Vortex nutzt den Zeitsprung als strukturellen Neustart, ähnlich wie Naruto Shippuden. Doch während bei Naruto der Übergang fließend wirkte, setzt Boruto hier auf eine Art Staffelkonzept. Die Umbenennung und Neuvermarktung wirken fast wie eine „Season 2“. Ein Trick, um neue Aufmerksamkeit zu generieren, aber auch eine klare Zäsur für Ton, Tempo und Figurenentwicklung.Es stellt sich die Frage, ob neue Leser hier wirklich einsteigen können. Die Antwort ist eher nein. Ohne Vorwissen über Naruto Next Generations bleiben zentrale Entwicklungen unverständlich. Das neue Kapitel baut klar auf der alten Geschichte auf, nutzt sie aber als Sprungbrett für neue Dynamiken.
Positiv hervorzuheben ist der klarere Fokus auf Handlung und Spannung. Der Band verzichtet auf langatmige Erklärungen und bringt direkt Dynamik in die Geschichte. Die Idee, Boruto als tragische Figur zurückzubringen – gejagt, missverstanden und gereift – funktioniert hervorragend. Auch die grafische Weiterentwicklung einiger Figuren ist gelungen. Allerdings bleibt der Auftakt inhaltlich noch oberflächlich. Die Kämpfe sind dynamisch, aber nicht tiefgründig. Der neue Antagonist und seine Kreaturen sind visuell eindrucksvoll, haben aber wenig Charisma.
Von Carlsen wird die Reihe im gleichen Taschenbuchformat herausgebracht wie die Einzelbandausgabe von Naruto und das Boruto-Prequel. Extras gibt es in der Ausgabe keine.
Fazit
Boruto: Two Blue Vortex Band 1 ist ein gelungener, wenn auch noch nicht herausragender Auftakt in den zweiten Zyklus der Serie. Die Geschichte gewinnt durch Borutos Wandel an Tiefe, die Welt wirkt ernster, das Setting komplexer. Visuell und stilistisch entfernt sich die Serie zunehmend vom Naruto-Original, was sowohl Chancen als auch Risiken birgt.
Neue Leser werden es allerdings schwer haben, sich zurechtzufinden. Für bestehende Fans hingegen bietet dieser Band einen spannenden Einstieg in eine neue Phase.

Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Carlsen zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!



