Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

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Gokinjo Monogatari (Band 1)

[Anzeige, da Rezensionsexemplar]

Ai Yazawa hat längst eine Art Kultstatus und hat gerade eine Art neuen Wind im Westen bekommen. Auch in Deutschland kommen ihr Fans gerade voll auf ihre Kosten und viele ihre Werke werden durch Panini neu aufgelegt. Gokinjo Monogatari erschien in Japan bereits von 1995 bis 1997. Der Manga war Vorlage für eine Anime-Serie und einen Film. Mit der Serie Paradise Kiss wird die Handlung teilweise fortgesetzt.

Von April 2005 bis März 2006 veröffentlichte Egmont die Reihe zum ersten Mal auf Deutsch. Seit September 2025 erscheint eine Neuauflage bei Planet Manga.

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Story & Zeichnungen: Ai Yazawa | Originaltitel: Gokinjo Monogatari | Übersetzung: Nana Umino | Genre: Romance, Comedy | Demografie: Shojo | Verlag: Panini Manga | Preis: 14,00€| der Manga auf der Verlagsseite

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Wie war’s?

Im Mittelpunkt steht Mikako Koda, eine lebhafte, eigensinnige Schülerin der Yaza Arts, einer Schule für kreative Talente. Mikako träumt davon, Modedesignerin zu werden. Ihr Alltag ist bunt, laut und voller Energie. Doch hinter ihrem ausgefallenen Kleidungsstil und ihrer frechen Art steckt ein sensibles Mädchen, das sich mit denselben Fragen herumschlägt wie viele Jugendliche: Was will ich wirklich? Wen liebe ich? Und wer bin ich eigentlich?

Ihr engster Freund ist ihr Nachbar Tsutomu Yamaguchi. Die beiden kennen einander in- und auswendig, necken sich, streiten, versöhnen sich wieder. Doch während sie gemeinsam älter werden, verändert sich auch ihre Beziehung. Mikako spürt Eifersucht, als Tsutomu beginnt, sich für andere Mädchen zu interessieren. Sie kann ihre Gefühle nicht benennen.

Wie in vielen Werken von Ai Yazawa geht es weniger um äußere Handlung als um Emotionen, Zwischenräume und unausgesprochene Gedanken. Gokinjo Monogatari ist eine Coming-of-Age-Geschichte voller kleiner Alltagsbeobachtungen. Pro Kapitel passiert enorm viel, oft ohne klare dramaturgische Gewichtung. Alltagsszenen, Konflikte, Modeideen, Nebendialoge und Gefühlsausbrüche drängen sich dicht an dicht, was dem Erzählrythmus die Luft zum Atmen nimmt. Die vielen kleinen Ereignisse sind zwar charmant, können aber das Gefühl erzeugen, ständig abzuschweifen.

Mikako selbst ist keine einfache Protagonistin. Sie kann laut, impulsiv und ungerecht sein. Sie urteilt vorschnell, zieht falsche Schlüsse und verletzt andere, ohne es zu wollen. Doch gerade diese Unvollkommenheit macht sie lebendig. Ai Yazawa zeichnet keine Idealfiguren, sondern echte Menschen, die lernen müssen, mit ihren Fehlern zu leben.

Tsutomu dagegen wirkt zunächst gelassener, fast zu sorglos. Er erinnert an den typischen Jungen, der lieber schweigt, als sich zu seinen Gefühlen zu bekennen. Zwischen den beiden entsteht eine Spannung, die sich langsam aufbaut. Sie sind Freunde, vielleicht mehr, und doch zu unsicher, um es auszusprechen. Ihre Missverständnisse, ihre unausgesprochenen Sehnsüchte und ihr ständiges Kreisen umeinander bilden das Herzstück des Mangas.

Stilistisch trägt Gokinjo Monogatari deutlich Ai Yazawas Handschrift. Ihr Zeichenstil ist expressiv, leicht überdreht und zugleich elegant. Die Figuren haben große Augen, schmale Körper und extravagante Outfits. Mode ist nicht nur Dekoration, sondern Ausdruck von Identität. Die Serie atmet die Ästhetik der 1990er Jahre.

Der Manga lebt vom Kontrast zwischen jugendlicher Leichtigkeit und emotionaler Tiefe. In einem Moment ist alles bunt, komisch und laut, im nächsten still und verletzlich.

Inhaltlich ist Gokinjo Monogatari sicher kein radikal neues Werk. Freundschaft, erste Liebe, Eifersucht und Selbstfindung gehören zu den klassischen Themen dieser Art von Manga. Gleichzeitig fand ich den Manga nicht immer leicht zu lesen. Es passiert viel auf engem Raum, Mikako handelt impulsiv und oft unüberlegt und manche Szenen wirken aus heutiger Sicht etwas überfrachtet. Missverständnisse sind ein zentrales Element von vielen Shojo-Storys, aber hier häufen sie sich derart, dass man manchmal das Gefühl bekommt, die Handlung stehe auf der Stelle. Mikako und Tsutomu könnten vieles durch ein einziges vernünftiges Gespräch klären und genau das wird immer wieder hinausgezögert.

Wer “Paradise Kiss” kennt, wird viele Motive wiedererkennen: die Kunstschule, die Leidenschaft für Mode, die Suche nach einem Platz im Leben. Gokinjo Monogatari ist gewissermaßen der Vorgänger und bietet einen Einblick in die Welt, aus der Yazawas spätere Werke entstanden sind.

Panini Manga veröffentlicht die Reihe wie die anderen Manga der Mangaka im Großformat.

Fazit

“Gokinjo Monogatari” ist ein farbenfroher, emotionaler und leicht nostalgischer Blick auf die Jugend der 1990er Jahre. Ai Yazawa verbindet Mode, Freundschaft und Selbstfindung zu einem authentischen Porträt des Erwachsenwerdens. Die Geschichte ist sicherlich vor allem für Fans der Mangaka ein echter Gewinn im Regal.

Der Einstieg war für mich allerdings schwer, und besonders die ersten Kapitel können überfordern. Gleichzeitig erkennt man schon früh die Art von Wärme und Melancholie, die Yazawas Werk auszeichnet.

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Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Panini Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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