Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

If you call it love Manga Rezension

If you call it love

Mit “If you call it love” bringt Egmont Manga einen weiteren Einzelband von Mangaka Kei Ichikawa nach Deutschland, nachdem man im Oktober 2022 bereits “Colorful Line” veröffentlicht hatte.

In Japan lief der Manga bereits im Jahr 2014 unter dem Originaltitel “Sore o Koigokoro to Yobu no nara” im Magazine Be x Boy. Von Ichikawa läuft auf den hiesigen Markt mit Blue Sky Complex zudem eine mehrbändige Reihe bei Panini Manga.

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Text & Zeichnungen: Kei Ichikawa | Originaltitel: Sore o Koigokoro to Yobu no nara | Übersetzung: Tabea Kamada | Genre: Boys Love, Drama | Verlag: Egmont Manga | Preis: 8,00 € | Einzelband | mehr Informationen auf der Verlagsseite

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Wie war’s?

Inmitten einer Menschenmenge erblickt der Schüler Taise Koga ein Gesicht, das ihn sofort fasziniert. Spontan gesteht er dieser Person seine Liebe. Doch Taise hat nicht darauf geachtet, wem dieses Gesicht gehört – es ist sein Mitschüler Sumeragi und nicht ein süßes Mädchen. Sumeragi ist gar nicht erfreut über Taises Avancen. Sumeragi wird daraufhin zum Gespött der Schule und weiß auch gar nicht, was in ihn gefahren ist, denn er ist nicht homosexuell, ihm hat lediglich das Gesicht von Sumeragi gefallen.

Doch in einer Schule kann man sich schlecht aus dem Weg gehen und so kommt es, dass sich ihre Wege immer wieder kreuzen und Taise kann seinen Blick einfach nicht von Sumeragis Gesicht abwenden -klar zu Sumeragis Missfallen. Doch Taise steht keinesfalls alleine da. Er hat einen guten Freundeskreis, der wie Pech und Schwefel zusammenhält und ihn das erste Schuljahr relativ problemlos überstehen lassen. Doch dann kommt das zweite Jahr und die neue Klassenzuordnung. Wie der Zufall es möchte, kommt einer von Taises Freuden zu Sumeragi in die Klasse und überredet diesen zugleich, sich doch auf Taise einzulassen.

Als Sumeragi sich schließlich überreden lässt und die beiden sich auf dem Dach der Schule treffen, endet das lockere Gespräch jedoch unerwartet mit einem Kuss von Taise …

In “If you call it love” präsentiert Kei Ichikawa einen Einzelband, der den Fokus auf die zarte Entfaltung der Gefühle zwischen zwei Schülern legt. Dabei müssen sie sich nicht nur den allgegenwärtigen Vorurteilen des Schulalltags stellen, sondern auch mit inneren Konflikten kämpfen. Insbesondere Taise hat nach seinem Geständnis damit zu kämpfen, dass die anderen Schüler ihn mobben. Doch eine größere Hürde scheint für ihn sein eigener Kopf zu sein. Taise scheint von dem Bild geprägt zu sein, dass mit ihm etwas nicht stimmt, wenn er homosexuell ist und so redet er sich über weitere Teile des Bandes ein, dass er auf keinen Fall schwul ist.

Und so begleiten wir ihn in dem Einzelband auch auf dem Weg zu sich selbst und erleben, wie er seine Gefühle immer mehr realisiert und sich ihnen stellt. Die Homophobie, auf die er stößt oder die er selbst verinnerlicht hat, kann dabei für die Leserschaft zuweilen ermüdend und als unangenehm empfunden werden. Diese beklemmende Realität wird jedoch nicht beschönigt, sondern dient dazu, das reale und ernsthafte Thema zu beleuchten.

Dadurch dass sich die Mangaka vor allem auf die Zögerlichkeiten in Richtung der Beziehung und den Umgang mit der eigenen Erkenntnis konzentriert, gelingt es leider nicht, die beiden Hauptfiguren mit viel Charaktertiefe auszustatten. Hier hätte es auf jeden Fall noch etwas mehr Raum gebraucht, für eine bessere Entwicklung der Charaktere.

Die Illustrationen in “If you call it love” zeichnen sich durch einen bewusst schlichten Grafikstil aus, der jedoch überaus wirkungsvoll ist und einen unverkennbaren Charakter besitzt. Anstatt sich in aufwendigen Hintergründen zu verlieren, liegt der klare Fokus auf den Charakteren selbst. In manchen Szenen sind sie nur skizziert, was dem Stil eine besondere Dynamik verleiht. Hier wird bewusst auf Überladung verzichtet, um den Lesern Raum für eigene Interpretationen zu lassen.

Trotz der vermeintlichen Einfachheit des Grafikstils erfüllt er seine Aufgabe. Er trägt maßgeblich zur Stimmung und zur Tiefe der Geschichte bei. Die Kombination aus dieser klaren, effizienten Darstellung und dem besonderen Fokus auf Emotionalität verleiht dem Werk eine beeindruckende Ausdruckskraft.

Egmont Manga bringt den Titel im normalen Taschenbuchformat. Eine Cover-Veredlung gibt es nicht, dafür aber als Extra eine Farbseite im Inneren des Bandes.

Fazit

Kei Ichikawas “If you call it love” ist ein Einzelband, der die zarte Entwicklung der Gefühle zwischen den Hauptfiguren inmitten der Herausforderungen des Schulalltags und innerer Konflikte thematisiert. Insbesondere Taises Kampf gegen Vorurteile und Selbstzweifel wird intensiv dargestellt. Die Charaktere hätten jedoch mehr Tiefgang verdient, um die Beziehung besser zu entfalten.

Der schlichte, dennoch wirkungsvolle Grafikstil mit Fokus auf die Charaktere, jedoch ohne überladene Hintergründe, trägt zur Ausdruckskraft des Werkes bei. In der Summe war “If you call it love” ein netter Einzelband, ich hätte mir aber definitiv noch mehr Tiefe gewünscht, damit die Geschichte auch dauerhaft in Erinnerung bleibt. In der Summe konnte mich der Band so nicht nachhaltig beeindrucken.

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Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Egmont Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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