[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
Vor einigen Monaten habe ich bereits den ersten Band von Akane-Banashi in seiner englischsprachigen Ausgabe vorgestellt und habe die Reihe auf dem US-Markt weiterverfolgt. Trotz allem habe ich mich gefreut, als Loewe Manga nun dafür gesorgt hat, dass die Reihe endlich auch auf Deutsch verfügbar ist und damit einer breiteren Leserschaft zugänglich wird.
Die Reihe von Yuki Suenaga und Takamasa Moue wird seit Februar 2022 im Shonen-Manga-Magazin Weekly Shonen Jump von Shueisha veröffentlicht. Stand August 2023 sind die Kapitel in 16 Tankobon-Bänden veröffentlicht worden. Die Serie läuft weiterhin.
Akane-Banashi wurde von den Kritikern positiv aufgenommen und war 2022 für den Next Manga Award, den 16. Manga Taisho und den 47. Kodansha Manga Award nominiert.

Story: Yuki Suenaga | Zeichnungen: Takamasa Moue| Originaltitel: Akane-Banashi | Genre: Drama | Demografische Zielgruppe: Shonen | Verlag: Loewe Manga | Preis: 8,00€ (Band 1+2 im Starter Pack: 12,00€) | Der Manga beim Verlag

Wie war’s?
Bereits im ersten Band stand die dramatische Vorgeschichte im Fokus: Shinta Arakawa, Akanes Vater und ein äußerst talentierter Rakugoka, wurde kurz vor seinem lang ersehnten Karrieresprung unerwartet von den Bühnen verbannt. Ein Schicksalsschlag, den seine Tochter nicht akzeptieren möchte. Sie hat ihr ganzes Leben damit verbracht, ihren Vater zu beobachten und seine Techniken zu erlernen. Nun will sie ihm nicht nur nacheifern, sondern auch seinen Namen reinwaschen und seinen Traum zu Ende bringen.
In Band zwei rückt nun Akanes eigene Entwicklung stärker ins Zentrum. Der Leser begleitet sie bei ihren ersten richtigen Gehversuchen im Rakugo-Alltag, die weit über bloßes Imitieren hinausgehen. Wir sehen, wie sie in einem Izakaya – einer Art japanischer Kneipe – an ihrer Auffassungsgabe und Spontanität arbeitet, indem sie die unterschiedlichsten Gäste unterhalten muss. Genau hier zeigt sich, wie viel Feingefühl es braucht, um Rakugo erfolgreich zu präsentieren: Der Vortragende kniet zwar die ganze Zeit, muss aber jede Geschichte allein durch Stimme, Mimik und Gestik zum Leben erwecken. Das Publikum kann sich dabei sehr schnell langweilen, wenn die Darbietung zu monoton gerät. Umgekehrt ist es faszinierend zu beobachten, wie schon kleine Variationen im Sprachtempo oder in der Mimik eine Geschichte völlig anders wirken lassen. Zeichner Takamasa Moue stellt diese minimalistische Kunst mit überraschend viel Dynamik dar, indem er Akane mit expressiven Gesichtszügen und einem raffinierten Spiel aus Perspektive und Panel-Aufteilung in Szene setzt.
Besonders spannend ist, wie Akane in diesem zweiten Band auf Gleichgesinnte trifft, die ebenfalls ambitionierte Rakugoka sind. Denn auch wenn Rakugo im Kern eine Solo-Kunst ist, lebt sie in dieser Geschichte von der Konkurrenz, von der gegenseitigen Inspiration und natürlich vom freundschaftlichen Wettstreit, der manchmal an klassische Sport- oder Kampf-Manga erinnert. Der Wettbewerb um Auftrittsmöglichkeiten und die damit verbundene Anerkennung verleiht Akanes Reise eine zusätzliche Dynamik. Trotzdem kommt der kulturelle Aspekt nie zu kurz “Akane-Banashi” bleibt durch die Beratung des professionellen Rakugoka Keiki Hayashiya (Anmerkung: Nach seiner kürzlichen Ernennung zum Shinuchi bekannt unter: Kikuhiko Hayashiya) sehr nah an den echten Traditionen, was man bei jeder Technik und jeder Feinheit in den Vorführungen spürt. Für Kenner wird dieser Realismus eine echte Freude sein, und für Neulinge dient er als perfekte Einführung in eine Kunst, von der man sonst vielleicht noch nie gehört hat.
Im Vergleich zum Debütband zeigt der zweite Teil von “Akane-Banashi” damit eine deutliche Ausweitung des Erzählkosmos: mehr Figuren, mehr Hintergrundwissen zu Rakugo und vor allem mehr von Akanes persönlichem Wachstum. Das Tempo bleibt dabei angenehm straff; man hat nie das Gefühl, dass sich die Handlung in zähen Trainingssequenzen verliert. Stattdessen verweben die Macher geschickt Akanes nächsten Karriereschritt, ihre neue Umgebung, konkurrierende Talente und das große Ziel im Hintergrund, nämlich den Bann, der damals über ihren Vater verhängt wurde, endlich zu brechen und seinen guten Namen wiederherzustellen. Die deutsche Übersetzung unterstreicht all das mit einer lesbaren, lebendigen Sprache, die es problemlos ermöglicht, den Witz und die Wortspiele des Rakugo-Kontexts nachzuempfinden.
Von Loewe Manga wird die Reihe im handelsüblichen Taschenbuchformat des Verlags veröffentlicht. Wie in der US-Ausgabe gibt es leider auch in der deutschen Fassung keine Farbseiten.
Fazit
Insgesamt kann man sagen, dass Band 2 von Akane-Banashi genau das richtige Maß an Fortführung und Vertiefung bietet: Wer nach Band 1 bereits an Rakugo als Thema und an Akanes Werdegang Gefallen gefunden hat, wird hier definitiv nicht enttäuscht. Vielmehr zeigt sich, dass es noch zahlreiche Facetten dieser traditionellen Erzählkunst zu entdecken gibt und dass Akanes Weg, trotz ihres beträchtlichen Talents, noch voller Herausforderungen steckt.

Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Loewe Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!