Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Blue Spring - Manga Rezension

Blue Spring

[Anzeige, da Rezensionsexemplar]

Taiyo Matsumoto hat sich in all seinen Schaffensjahren inzwischen einen Namen in der Manga-Branche gemacht und gilt als das Beispiel für die alternative Manga-Szene. Auch in Deutschland sind durch Reprodukt, Carlsen und Manga Cult inzwischen einige seiner Werke erschienen.

Mit „Blue Spring“ erscheint nun auch eines der ersten Werke von Matsumoto in deutscher Sprache. Ein Werk, zu dem ich durchaus eine Geschichte habe. Es ist inzwischen einige Jahre her, aber da hatte ich das Werk durch Zufall auf Englisch auf einer bekannten Auktionsplattform gesehen. Ich habe es mir gemerkt, dann aber genau zu dem Zeitpunkt, als das Angebot endete, gearbeitet, und ja, wir alle können uns jetzt denken, wie es geendet ist: Der Manga wurde für wenig Geld verkauft und ich habe mich geärgert, weil er auf Englisch damals mächtig vergriffen war. Aber nun komme ich ja doch noch zu diesem Band.

Die in „Blue Spring“ enthaltenen Kurzgeschichten erschienen von 1990 bis 1993 in unterschiedlichen Magazinen, größtenteils jedoch in der Big Comic Spirits. Der Sammelband wurde im März 1993 herausgebracht.

Eine Live-Action-Verfilmung zu dem Werk wurde 2001 veröffentlicht.

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Text/Zeichnungen: Taiyo Matsumoto |Übersetzung: Daniel Büchner | Verlag: Reprodukt | Genre: Drama, Slice-of-Life | Demografische Zielgruppe: Seinen | Preis: 14,90€ | Weitere Informationen

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Wie war’s?

„Blue Spring“ von Taiyo Matsumoto ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die sich intensiv mit der Pubertät und der damit verbundenen Frustration junger Menschen auseinandersetzt. „Blue Spring“ ist eines der ersten Werke des Mangakas und eine kleine Kostprobe der Konstanten, die sich durch seine gesamte Karriere ziehen. Matsumoto prangert das Missverhältnis zwischen den Erwartungen der Jugend und den begrenzten Möglichkeiten, die ihnen die Gesellschaft bietet, an. Diese Sammlung zeichnet sich durch eine bissige und kritische Vision der Jugend aus, die durch Nonkonformität, Sorglosigkeit und soziale Beziehungen geprägt ist. In der Summe umfasst der Band sieben Kurzgeschichten in unterschiedlicher Länge.

Die Geschichten in „Blue Spring“ sind durch die gemeinsame Welt der Schüler miteinander verbunden und spiegeln die Rebellion, Langeweile und den Wahnsinn wider, die das Leben der Jugendlichen prägen.

In „Wenn du glücklich bist, klatsch in die Hände!“ wird beispielsweise eine gewalttätige Männer-Highschool dargestellt, wo die Schüler in einem hoffnungslosen Kontext mit ihrem Leben spielen, indem sie gefährliche Mutproben abhalten, indem sie versuchen, so oft wie möglich in die Hände zu klatschen, bevor sie sich wieder an einem Geländer festhalten. „Revolver“ erzählt hingegen über drei Kapitel die Geschichte von drei Freunden, die in den Besitz einer geladenen Waffe kommen.

Mahjong den ganzen Sommer lang!“ reflektiert den Druck, den Jugendliche im Breitensport verspüren. Es thematisiert den Wunsch, Idolen nachzueifern und aufzufallen, sowie die Angst, durch einen einzigen Fehler alle Träume zu verlieren und in einer kleineren Welt gefangen zu bleiben. In „Herr Suzuki“ wird die Verführung des organisierten Verbrechens durch die Figur eines Yakuza dargestellt, der einem jungen, hoffnungslosen Mann als Mentor dient. Der junge Mann, begierig nach Anerkennung und Bestätigung, sieht im Verbrechen einen Weg zum Wohlstand.

Peace“ kehrt zu einer High School zurück, in der zwei Jugendliche ihre Stellung in der Hierarchie einer Bande durch Gewalt sichern wollen. In dieser Umgebung können sie nur durch einen Gewaltakt Frieden schaffen.

Familienrestaurants sind unser Paradies!“ stellt uns eine Gruppe von Freunden vor, die nach einem Restaurantbesuch Probleme mit der Aufteilung der Rechnung und der Bezahlung ihrer Bestellungen haben. Dies führt zu einem Streit, in den sowohl die anderen Gäste als auch die Angestellten verwickelt werden.

Das war’s dann wohl“ ist die Geschichte einer verzweifelten Verfolgungsjagd, bei der das Festhalten an der Illusion und der Hoffnung, die durch ein Mädchen verkörpert werden, die einzige Chance auf Rettung sein kann, bis hin zur letzten Konsequenz.

Matsumoto kombiniert Realität mit Humor, Ironie und Fantasie und schafft so ein prägendes Generationenporträt. Alle diese Geschichten bieten eine kritische Vision der Jugend, einer Phase geprägt von Nonkonformität, Rebellion, Sorglosigkeit und sozialen Beziehungen. Die Protagonisten leben nur für den Moment, da ihnen die Gesellschaft ihre Träume genommen hat. Sie verbrennen ihr Leben schnell und suchen verzweifelt nach einem Ausweg aus ihrer grauen Existenz.

Vielleicht ist es nicht das Werk, das ich für den Einstieg in Matsumotos auffälliges Werk empfehlen würde. Ich persönlich finde andere Werke von ihm überzeugender und passender, um sich dem Mangaka zu näheren. Einige Geschichten sind besser entwickelt als andere, und die Erzählweise kann durch viele ähnliche Figuren und scheinbar sinnlose Dialoge verwirrend wirken.

Zweifellos schafft es Matsumoto aber, in „Blue Spring“ ein Generationenporträt zu schaffen, das Spuren hinterlässt, das uns voll und ganz in die Atmosphäre, in den Kontext eintauchen lässt, in dem sich diese jungen Menschen bewegen, die begierig darauf sind, das Leben zu leben und jede Sekunde auszukosten. Es ist ein interessantes und realistisches Porträt der Mentalität dieser jungen Menschen, das die Unterschiede zwischen ihren Persönlichkeiten hervorhebt und zeigt, wie jeder von ihnen trotz seines ähnlichen Alters in einer völlig eigenen Welt lebt. Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass die Essenz dieser Rebellion, dieser ruhelosen Persönlichkeiten, mehr als präsent ist.

Zeichnerisch ist bereits das zu erkennen, was Matsumoto noch heute auszeichnet. Ein besonderer Stil, bei dem es nicht nötig ist, korrekt zu sein, bei dem er sich den Luxus erlauben kann, mit den visuellen Proportionen zu spielen und mit dem Etablierten zu brechen. Im Gegensatz zu den meisten Mainstream-Mangas sind Matsumotos Figuren nicht makellos. Sie sehen aus, als seien sie chaotisch, unvollkommen und manchmal wahnsinnig übertrieben gezeichnet. Auf den Einsatz von Rasterfolie, die im Großteil des modernen Mangas vorkommt, wird völlig verzichtet.

Von Reprodukt wird das Werk von Matsumoto im Normalformat herausgebracht, was größenmäßig mit dem von Tokyopop zu vergleichen ist. Für den Umschlag wurde ein kartonartiges Material gewählt, das meiner Meinung nach sehr gut zu einer Veröffentlichung in diesem Segment passt.

Fazit

Zusammengefasst spiegelt „Blue Spring“ die Rebellion, Langeweile und den Wahnsinn wider, die das Leben der Jugendlichen kennzeichnen. Matsumoto kombiniert Realität mit Humor, Ironie und Fantasie und schafft so ein prägendes Generationenporträt. Die Sammlung hinterlässt einen bittersüßen Geschmack – zwischen der Faszination für das Gelesene und dem Eindruck, dass Matsumotos längere, besser entwickelte Werke überzeugender sind.

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Bei diesem Band handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Reprodukt zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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