Die Veröffentlichungsgeschichte von “Eden of Witches” beginnt in Frankreich. Yumeji wurde von dem französischen Manga-Verlag Ki-oon rekrutiert, um die Reihe zu zeichnen. Neben der französischen Veröffentlichung wird der Titel seit Oktober 2022 in Japan von Enterbrain im Harta-Magazin publiziert.
Abrams ComicArts bringt das Werk auf den englischsprachigen Markt und “Eden of Witches” zählt es zu den ersten Titeln des Kana-Imprints, der europäischen Fans bekannt vorkommen dürfte, da es sich um einen Ableger des frankobelgischen Manga-Verlags handelt.
Aktuell umfasst die Reihe sieben Bände.

Story&Zeichnungen: Yumeji | Originaltitel: L’Éden des sorcières | Genre: Fantasy | Verlag: Kana (Abrams ComicArts)| Preis: ca. 13,00 € (Preis kann varieren, da US-Manga keine Preisbindung haben)

Wie war’s?
Der Beginn der Geschichte erinnert an ein altes Märchen. Früher lebte die Menschheit im Einklang mit der Natur, doch mit dem Aufkommen des Menschen begann das Ungleichgewicht. Der Mensch, unfähig, sich mit anderen Lebewesen zu verständigen, misshandelte Pflanzen und Tiere, was die Natur dazu zwang, sich von der Welt zurückzuziehen und nur noch den Hexen zu erlauben, mit ihr in Kontakt zu treten.
Hier beginnt die Geschichte von Pili, einer jungen Hexe, die mit ihrer alten Mentorin Toura in einer versteckten Oase lebt. Toura unterweist sie in der Kunst des Gartenbaus und des Verständnisses für die Pflanzen, doch als die weise Frau erkrankt, wird Pili gezwungen, sich in die gefährliche Welt der Menschen zu wagen. Ihre Naivität wird ihr jedoch zum Verhängnis: Sie wird verraten, und eine brutale Hexenjagd beginnt. Mit letzter Kraft entkommt sie und nimmt sich vor, das mythische Eden zu finden, von dem ihre Lehrmeisterin immer sprach. Auf ihrem Weg begleitet sie Oak, eine halb-tierische, halb-pflanzliche Kreaturr.
Yumejis Werk kombiniert klassische Fantasy-Elemente mit einer tiefgehenden ökologischen Thematik. Die Welt, die sie erschafft, ist rau und feindselig, gezeichnet von der Zerstörung durch den Menschen. Es ist eine eindringliche Warnung vor dem Umgang der Menschheit mit der Natur und erinnert stark an Werke wie Nausicaä aus dem Tal der Winde oder To Your Eternity. Die Hexenjagd und die Verfolgung der letzten naturverbundenen Wesen weisen zudem Parallelen zur historischen Verfolgung von Hexen auf, was dem Manga eine gesellschaftskritische Dimension verleiht.
Die Zeichnungen tragen viel zur Atmosphäre bei. Der fein detaillierte Strich, der besonders die Natur und die Amurds zum Leben erweckt, ist das Herzstück dieses Manga. Es gibt eine melancholische, fast altmodische Ästhetik, die an alte Holzschnitte erinnert, und die sehr gut zu dem tragischen, post-apokalyptischen Setting passt. Die Hintergründe sind oftmals karg und leer, was die Verlassenheit der Welt unterstreicht, aber auch die weite, unberührte Natur in den wenigen noch existierenden Oasen hervorhebt.
Pili ist zu Beginn der Geschichte eine naive Protagonistin, die ihre Welt ausschließlich durch die Linse der abgeschiedenen Oase kennt. Diese Naivität bringt einerseits Frische in die Erzählung, andererseits lässt sie Pili in gefährliche Situationen geraten, die sie nicht immer richtig einschätzen kann. Ihre Reise, sowohl innerlich als auch äußerlich, ist von einer tiefen Entfremdung gegenüber der realen Welt geprägt, die sie nur allmählich begreift. Ihre Entwicklung und die Interaktionen mit den Menschen und der Natur machen den Großteil der emotionalen Tiefe der Geschichte aus.
An ihrer Seite steht Oak, ein mysteriöser, wolfähnlicher Begleiter, der aus einem Samen gekeimt ist, den Toura ihr gegeben hat. Oak ist eine Mischung aus Tier und Pflanze, und sein Design ist faszinierend und einzigartig. Anders als in vielen ähnlichen Erzählungen entwickelt sich ihre Partnerschaft nicht sofort zu einer tiefen Freundschaft. Oak ist unnahbar und zweifelt an Pilis Fähigkeiten, während Pili selbst noch lernen muss, Verantwortung zu übernehmen. Ihre Interaktionen sind nicht von überstürzter Zuneigung geprägt, sondern von langsamen Annäherungen, Missverständnissen und leisen Momenten des Verständnisses.
Was im Vergleich zu anderen US-Verlagen sicherlich direkt ins Auge fällt, ist die Art und Weise, wie der Titel präsentiert wird. Der Imprint Kana bringt seine Reihen möglichst nah am japanischen Original heraus, so wie es auch in Japan üblich ist. So erhält man einen Schutzumschlag, ein Umschlagbild darunter sowie Farbseiten. Im Vergleich zum Großteil der Manga-Veröffentlichungen führt dieses Vorgehen möglichst nah an der japanischen bzw. französischen Veröffentlichungsweise zu bleiben meiner Meinung aber auch dazu, dass sich das Papier und der Umschlag sehr dünn anfühlen.
Fazit
“Eden of Witches” ist ein vielversprechender Auftakt zu einer düsteren Geschichte. Die Kombination aus einem interessanten ökologischen Thema, einer emotionalen Reise der Protagonistin und beeindruckender Artwork macht den Manga zu einer lohnenswerten Lektüre. Die erste Ausgabe bietet einen soliden Einstieg in eine Welt voller Geheimnisse und Gefahren. Die düstere, aber wunderschön dargestellte Welt sorgt dafür, dass man neugierig auf die Entwicklung von Pilis Reise bleibt.