Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Homunculus - Manga Rezension

Homunculus – new edition (Band 1)

[Anzeige, da Rezensionsexemplar]

Die Welle der Neuausgaben hält auf dem deutschen Markt weiter an und seit Mai 2023 kommen die Fans nun in den Genuss einer neuen Ausgabe von Homunculus. Die Reihe erschien bei Egmont ursprünglich zwischen Juli 2006 und März 2012 in 15 Einzelbänden, ist aber inzwischen verlagsvergriffen und nur noch zu hohen Resellerpreisen zu bekommen.

Entsprechend dankbar dürften viele über die Neuausgabe sein. Die soll insgesamt zehn Sammelbände umfassen.

In Japan veröffentlichte Mangaka Hideo Yamamoto Homunculus von März 2003 bis Februar 2011 im Big Comic Spirits-Magazin von Shogakukan. Die Reihe ist bislang sein einziger Titel, der auf dem deutschsprachigen Markt veröffentlicht wurde.

trennliniene 1 Manga

Text & Zeichnungen: Hideo Yamamoto | Originaltitel: Homunculus | Übersetzung: Monika Hammond | Genre: Mystery, Horror, Drama | Demografische Zielgruppe: Seinen | Verlag: Egmont Manga | Preis: 12,00 € | In zehn Bänden abgeschlossen | mehr Informationen auf der Verlagsseite

trennliniene 1 Manga

Wie war’s?

Hideo Yamamoto versetzt den Leser in eine sehr städtische Umgebung mit dem Gespenst der Arbeitslosigkeit. Susumu Nakoshi lebt in seinem Auto, das am Rande eines Parks geparkt ist. Auf der einen Seite ein Luxushotel, auf der anderen ein Camp von Obdachlosen. Er ist gerade dabei, die Grenze zwischen dem Leben als Angestellter und dem Leben als Obdachloser zu überschreiten. Er wohnt in seinem Auto, ist aber noch nicht bereit, sich der Realität zu stellen, in der auch er nichts mehr hat.

Dann schlägt ihm ein Mann einen Deal vor. Wenn er sich einer Trepanation unterzieht, erhält er eine hohe Geldsumme. Nakoshi lehnt zunächst ab, doch als er zunehmend in Geldnot gerät und auch noch sein Auto und damit einziger Zufluchtsort abgeschleppt wird, ist Nakoshi bereit, alles zu tun, um Geld zu verdienen und es zurückzubekommen. Er willigt der Operation ein. Dieses geheime medizinische Experiment soll ihm theoretisch die Möglichkeit geben, seinen sechsten Sinn zu entdecken.

Homunculus startet ruhig und der erste Band lässt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen. Mangaka Yamamoto lässt sich mit der Entwicklung seiner Geschichte Zeit. Er führt uns in einem langsamen Tempo in die Handlung ein. Knapp 50 Seiten zu Beginn des Bandes beschreiben alleine Nakoshis momentanen Alltag. Was zunächst langweilig klingt, hat unter der Oberfläche einen großen Zweck und wir lernen einige Charakterzüge von Nakoshi kennen. Die Leserschaft erkennt, dass er seinen neuen sozialen Status noch nicht akzeptiert hat, dass sein Auto ein Zufluchtsort ist und er lügt, was seine Vergangenheit anbelangt. Und wir sehen, dass er weiterhin glaubt, über den anderen Obdachlosen zu stehen.

Der Leser bewegt sich an der Seite von Nakoshi in einer realistischen, fast vertrauten Welt, die sehr konkret und gewöhnlich ist, ohne dabei zu langweilig oder generisch zu wirken. Obwohl wir lange Zeit damit verbringen, dem Protagonisten in einem geradezu schnöden Alltag zu folgen, vergeht die Lesezeit schnell.

Die Illustrationen von Yamamoto sorgen dafür, dass der Realismus in den ersten Seiten noch einmal spürbarer ist. Bis ins kleinste Detail bildet der Mangaka die Umgebung seines Protagonisten ab. Seien es Hintergründe oder Menschen. Die realistische Erzählweise macht die Geschichte greifbar und lässt uns nachvollziehen, wieso sich unser Protagonist am Ende entscheidet auf ein solch gefährliches Angebot anzugehen. All das geschieht, ohne dass der Mangaka Denkblasen oder innere Gedanken anwendet.

Tatsächlich erholt sich Nakoshi von der Operation schnell, ohne Superkräfte oder übersinnliche Fähigkeiten zu erlangen. Dennoch deutet Yamamoto mit kleinen, unscheinbaren Dingen heimlich ein diffuses Unbehagen an. Die letzte Sequenz des Bandes sorgt für die große Wendung und es wird deutlich, dass die Operation in Nakoshi doch etwas ausgelöst hat.

Nach und nach finden wir heraus, was es mit dem berühmten sechsten Sinn auf sich hat. Nakoshis Wahrnehmung der Menschen um ihn herum wird dadurch völlig verändert. Ist alles Illusion oder ist es die Realität?

Egmont Manga bringt den Band im Taschenbuchformat heraus. Besondere Beilagenextras oder Farbseiten gibt es nicht. Ausgestattet ist die Ausgabe aber mit einer Coververedlung, die sich durchaus hochwertig anfühlt und dem Band das gewisse Extra verpasst.

Fazit

In der ersten Auflage habe ich Homunculus verpasst und so war ich über die Lizenz von Egmont wirklich glücklich. Allerdings hat sich auch ein mulmiges Gefühl breitgemacht, denn in der Vergangenheit ist es häufiger vorgekommen, dass sich herausgestellt hat, dass ein vergriffener Manga nicht das Potential für mich hatte, wir ihm nachgesagt wurde. Vielleicht ein Fall von: Das Gras ist grüner auf der anderen Seite?

Bei Homunculus bin ich nach dem ersten Doppelband positiv gestimmt. Die subtile, ruhige Erzählweise gefällt mir bislang sehr und ich bin gespannt, welchen Weg der Mangaka gehen wird.

trennliniene 1 Manga

Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Egmont Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

Schreibe einen Kommentar

Cookie Consent mit Real Cookie Banner