[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
In den letzten Monaten haben viele bekannte Shonen-Jump-Reihen ihr Ende gefunden. Zu den neuen Reihen, die das Loch füllen sollen, gehört “Kagurabachi”. Die Fantasy- und Action-Mangaserie von Takeru Hokazono, erscheint seit 2023 in Japan. Die Reihe wurde bereits in mehrere Sprachen übersetzt und soll künftig auch als Anime adaptiert werden.
2024 erhielt sie den renommierten Next Manga Award in der Print-Kategorie. In englischer Sprache wird die Serie von Viz Media sowie über die Plattform Manga Plus von Shueisha veröffentlicht.
Seit April 2025 ist “Kagurabachi” auch auf Deutsch bei Carlsen Manga erhältlich. Den ersten Band gibt es dabei auch in einer limitierten Fassung mit einem anderen Umschlag-Variante.

Text & Zeichnungen: Takeru Hokazono | Originaltitel: Kagurabachi | Übersetzung: Antje Bockel | Genre: Action | Demografische Zielgruppe: Shonen | Verlag: Carlsen Manga | Preis: 8,00€ | mehr Informationen auf der Verlagsseite

Wie war’s?
Im Zentrum steht Chihiro Rokuhira, Sohn des legendären Schwertschmieds Kunishige, dessen sechs magisch verstärkte Katanas einst einen verheerenden Krieg beendeten. Nach dem Konflikt zieht sich die Familie in ein ruhiges Leben zurück. Chihiro verbringt seine Tage mit dem Handwerk seines Vaters, lernt, wie man Schwerter schmiedet und pflegt ein enges, fast schon warmherziges Verhältnis zu ihm. Dann aber kommt es zu einem brutalen Überfall auf ihn. Eine Organisation mächtiger Magier tötet Kunishige vor den Augen seines Sohnes und raubt die sechs legendären Schwerter. Doch ein letztes Schwert bleibt: Enten. Die siebte, geheim gehaltene Klinge. Chihiro nimmt sie an sich und schwört Rache.
Was sofort auffällt, ist das enorme Tempo, mit dem diese Geschichte erzählt wird. Takeru Hokazono, der mit “Kagurabachi” seine erste große Serie veröffentlicht, nutzt ein komprimiertes Storytelling, das sich von traditionellen Shonen-Mustern abhebt. Was früher ganze Kapitel gebraucht hätte, wird hier oft in wenigen Seiten abgehandelt. Und trotzdem fühlt sich die Handlung nicht überhastet an. Im Gegenteil: Hokazono beherrscht die Kunst, Geschwindigkeit gezielt einzusetzen und mit entschleunigten, emotional aufgeladenen Momenten zu kontrastieren.
“Kagurabachi” ist neben viel Action auch eine Geschichte über Verantwortung, Verlust und den Preis von Macht. Kunishige, Chihiros Vater, war trotz seiner Rolle als Waffenschmied ein nachdenklicher, beinahe kindlicher Mann, der seinem Sohn immer wieder klarmachte: Ein Schwert ist ein Werkzeug des Todes, egal ob es Leben rettet oder nimmt. Wer ein Katana schmiedet, trägt eine moralische Mitverantwortung, auch wenn man nicht weiß, in wessen Hände es gerät. Diese Reflexion über die Ethik des Schwertes zieht sich wie ein roter Faden durch Chihiros Weg. Sein Wandel vom lernwilligen Sohn zum kalten, beinahe emotionslosen Rächer ist dabei nicht überzeichnet, sondern nachvollziehbar.
Trotz der Schwere der Thematik gelingt es Hokazono, sein Werk nicht in Düsternis ersticken zu lassen. Dafür sorgt vor allem die Nebenfigur Char, ein quirliges Mädchen mit besonderen Fähigkeiten, deren übergroße Ärmel und kindliche Euphorie die oft ernste Stimmung charmant auflockern. Auch Mr. Shiba, ein etwas abgeklärter, aber loyaler Magier und Freund der Familie, sowie die mysteriöse Hinao, die als Informantin fungiert, bringen Dynamik ins Geschehen. Allerdings bleiben viele dieser Figuren im ersten Band noch blass. Sie funktionieren gut als Kontrastfiguren oder comic relief, aber ihre inneren Konflikte, Motivationen oder Hintergründe bleiben weitgehend unausgereift.
Hier liegt eine der wenigen, aber spürbaren Schwächen dieses Auftakts: Der Manga führt viele Elemente ein, aber nicht alle werden ausreichend vertieft. Auch das Worldbuilding wirkt stellenweise unfertig. Die genauen Mechanismen der Magie und der verfluchten Schwerter werden eher angedeutet als erklärt. Diese Fragmentierung kann frustrierend sein, gerade wenn man als Leser versucht, sich ein klares Bild von der Welt zu machen.
Stilistisch bewegt sich Hokazono mit sicherer Hand zwischen Tradition und Moderne. Die Panels sind dynamisch gesetzt, oft mit kinematografischem Blick inszeniert. Man merkt Hokazono seine Leidenschaft für Filme, insbesondere für Western, Yakuza-Drama und Samurai-Kino, deutlich an. Gleichzeitig blitzt in manchen ruhigeren Momenten auch eine beinahe poetische Ästhetik auf, wenn etwa Erinnerungen an die Zeit mit dem Vater in weichen, lichtdurchfluteten Bildern erzählt werden.
Es gibt zwar auch holprige Stellen, gerade im Dialog und im Übergang zwischen Szenen, wo man merkt, dass es sich um ein Debütwerk handelt, insgesamt lässt sich der Auftakt aber flüssig verfolgen.
Carlsen Manga bringt den Titel in seinem handelsüblichen Format heraus. Zum Auftakt sind einige Farbseiten enthalten.
Fazit
Der erste Band von “Kagurabachi” überzeugt mit einer starken Hauptfigur, einer atmosphärischen Inszenierung und einem durchdachten Thema. Allerdings ist es noch zu früh, von dem nächsten großen Jump-Hit zu sprechen, aber wer nach einer düsteren, modernen Rachestory mit Schwertkampf, Magie und einem eigenständigen Stil sucht, bekommt hier eine Geschichte serviert, die bereits im ersten Akt Lust auf mehr macht.

Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Carlsen zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!



