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Was auf den ersten Blick an My Dear Detective: Mitsuko’s Case Files auffällt, ist die stilvolle Covergestaltung. Zwei elegant gekleidete Personen in einem traditionellen Teesalon vermitteln sofort ein Gefühl für Atmosphäre und Zeit. So habe ich vor einigen Jahren zum ersten Mal zu der Reihe gefunden, als sie auf Azuki – einer Abo-Plattform – anlief. Doch hinter dieser ästhetischen Fassade verbirgt sich mehr als ein schön gezeichneter historischer Kriminalfall.
My Dear Detective: Mitsuko’s Case Files wurde von Natsumi Ito geschrieben und gezeichnet und startete am 18. Mai 2021 in dem Seinen-Magazin Manga Action des Verlags Futabasha. Die Veröffentlichung im Magazin endete am 21. Mai 2024, seit dem 18. Oktober 2024 wird die Serie digital auf der Plattform Web Comic Action fortgesetzt.
Die englische Übersetzung erscheint seit 2022 digital über die Azuki-App. Eine Printausgabe wird seit Oktober 2024 vom US-Verlag Seven Seas herausgegeben.

Story&Zeichnungen: Natsumi Ito | Originaltitel: Kimi wa Nazotoki no Ma Cherie| Genre: Krimi, Slice-of-Life | Verlag: Seven Seas | Aktueller Preis bei Walt’s: 10,49€ (Stand: 30.04.2025)| Der Manga bei Walt’s Comic Shop

Wie war’s?
Die Handlung setzt im Jahr 1926 ein, einer Zeit des Umbruchs in Japan, in der sich das Land schrittweise westlichen Einflüssen öffnet. Dieser kulturelle und gesellschaftliche Wandel zeigt sich nicht nur in Mode und Architektur, sondern auch in der Auseinandersetzung mit traditionellen Geschlechterrollen. Die Hauptfigur, Mitsuko Hoshino, steht exemplarisch für diesen Wandel. Als Privatdetektivin bewegt sie sich in einem von Männern dominierten Berufsfeld und muss sich nicht nur mit kriminellen Fällen, sondern auch mit alltäglichem Sexismus auseinandersetzen. Beleidigende Graffiti an ihrer Agenturtür und abschätzige Kommentare aus ihrem Umfeld zeigen, dass Gleichberechtigung hier noch ein ferner Anspruch ist. Dennoch begegnet Mitsuko diesen Herausforderungen mit Intelligenz, Gelassenheit und bemerkenswerter Standhaftigkeit.
Unterstützt wird sie von Saku Yoshida, einem jungen Mann, der zunächst als Café-Kellner auftritt und sich schnell als Sohn eines wohlhabenden Unternehmers entpuppt. Im Verlauf der Handlung entwickelt er sich zu Mitsukos Assistent bei den Ermittlungen. Zwischen den beiden entsteht eine respektvolle und vielschichtige Beziehung, geprägt von gegenseitigem Vertrauen, subtiler Spannung und humorvollen Momenten. Trotz seiner präsenten Rolle bleibt Saku immer an Mitsukos Seite, ohne ihre Eigenständigkeit in Frage zu stellen.
Die Beziehung der beiden erinnert in ihrer Dynamik stark an die Figuren Jo und Laurie aus Greta Gerwigs Little Women, wie auch die Mangaka selbst bestätigt hat. Saku bringt eine gewisse jugendliche Naivität mit, die sich hervorragend mit Mitsukos entschlossener Art ergänzt. Besonders erfreulich ist, dass er ihr zwar zur Seite steht, aber niemals ihre Rolle als Hauptfigur untergräbt.
Inhaltlich präsentiert der erste Band mehrere kleinere Fälle, die thematisch jedoch alles andere als trivial sind. Transidentität, Zwangsehe, Künstlerinnen unter männlichem Pseudonym. Die behandelten Themen sind überraschend aktuell und werden respektvoll, aber pointiert dargestellt. Zwar sind die Fälle einfach gestrickt und oft schnell gelöst, doch sie dienen weniger dem Krimirätsel als vielmehr der Einführung in Mitsukos Welt und der Darstellung gesellschaftlicher Missstände. Auch werden hier Fans von nachvollziehbaren Krimis voll bedient und da zähle ich mich dazu. Ich mag es einfach nicht, wie in vielen Mystery-Krimis der Täter mit einer plötzlichen Enthüllung bekannt wird, der man kaum folgen kann.
Die Erzählweise ist ruhig, aber nie langatmig. Der Manga verzichtet auf künstliches Drama und punktet vielmehr durch subtile Nuancen – ein Ansatz, der hervorragend zur leisen Stärke seiner Hauptfigur passt.
Die Erzählweise ist ruhig und unaufgeregt, aber nie langatmig. Statt auf überzogenes Drama setzt der Manga auf feine Zwischentöne und eine zurückhaltende Inszenierung, die gut zur Haltung der Hauptfigur passt. Auch visuell überzeugt der Band. Der Zeichenstil von Natsumi Ito ist filigran und detailreich, insbesondere bei den historischen Kostümen und der sorgfältig gestalteten Umgebung. Die Panelaufteilung ist übersichtlich, der Lesefluss angenehm, ohne an Tiefe zu verlieren.
Besonders gelungen ist die Balance zwischen realistischer Darstellung der Zeit (inklusive sozialhistorischer Details) und einer gewissen künstlerischen Freiheit. Auch wenn es kleinere Ungenauigkeiten gibt – etwa die verfrühte Erwähnung von Bonnie und Clyde –, stört dies das Gesamtbild kaum.
Fazit
My Dear Detective: Mitsuko’s Case Files bietet einen gelungenen Einstieg in eine historische Krimiserie mit feministischer Perspektive. Der Manga verbindet stilvolle Gestaltung mit gesellschaftlich relevanten Themen und einer starken, glaubwürdig gezeichneten Hauptfigur. Die Kriminalfälle sind eher zurückhaltend, dienen aber als wirkungsvoller Rahmen für eine differenzierte Auseinandersetzung mit der damaligen Zeit. Die Kriminalfälle sind zwar eher sanft und simpel, doch sie bieten die perfekte Bühne für eine Figur wie Mitsuko.

Der Manga wurde mir freundlicherweise von Walt’s Comic Shop zur Verfügung gestellt. Die Kooperation hat wie immer keinerlei Einfluss auf meine Meinung zu dem Titel. Walt’s Comic Shop gehört zu den größten Online-Shops für US-Comics in Europa und ist in Berlin ansässig. Der Shop bietet eine breite Palette von Comics, Manga und Graphic Novels in englischer Sprache an.
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