Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Run Away With me, Girl (Band 1)

Run Away With me, Girl (Band 1)

Run Away With me, Girl war im ersten Programm von Hayabusa ein Titel, der mich sofort angesprochen hatte. Auch wenn ich im Bereich Girls Love bisher noch nicht so richtig fündig geworden bin, wollte ich diesem Titel eine Chance geben, da es in der Kurzbeschreibung so klang, als könnte man viel Tiefe und eine interessante Geschichte erwarten.

Für Battan war Run Away With me, Girl ihre erste Reihe. Erschienen ist der Manga zunächst im Josei-Magazin Hatsu Kiss des Verlags Kodanasha, welches 2018 zum digital-only-Magazin wurde. Auch die vier Sammelbände erschienen anschließend nur in digitaler Form. Die Printausgabe von Hayabusa ist die erste, die es weltweit zu diesem Titel gibt. Veröffentlicht wird dieser von dem Hamburger Verlag in zwei umfangreichen Print-Ausgaben.

trennliniene 1 Manga

Text/Zeichnungen: Battan | Originaltitel: Kakeochi Girl | Verlag: Hayabusa | Kategorie: Josei | Genre: Girls Love, Drama | Preis: 12,00€ | Großformat | In zwei Bänden abgeschlossen | Weitere Informationen & Leseprobe

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Inhalt

Maki und Midori haben sich während ihrer Schulzeit ineinander verliebt. Doch bei der Abschlussfeier eröffnet Midori plötzlich, dass es alles nur ein Spiel war und lässt Maki verwirrt zurück. Zehn Jahre später laufen sich die beiden plötzlich wieder über den Weg und die alten Gefühle scheinen sich erneut zu entfachen. Doch meint Midori es dieses Mal wirklich ernst oder spielt sie einmal mehr nur mit Maki?

Wie war’s?

Die Geschichte beginnt mit einem Rückblick in die Schulzeit der beiden Hauptfiguren, Midori und Maki. Sie lernen sich in der Schule kennen, gestehen sich ihre Liebe und erleben eine intensive Zeit voller Liebesbriefe, Händchenhalten und zarter Küsse. Doch am Tag ihrer Abschlussfeier überrascht Maki Midori, und eröffnet ihr, dass sie mit ihr Schluss machen wird. Die Worte, die Midori dabei verliert, versetzen Maki in Schockstarre. Sie beendet die Beziehung mit den Worten, dass man nun erwachsen sei und sie ja ohnehin beide Mädchen seien. Gleichzeitig ruft sie ihr aber aus der Ferne zu, dass sie sie liebt.

Zehn Jahre später treffen sie sich wieder, ein Feuer scheint neu entfacht. Nach einem gemeinsamen Abend küsst Midori Maki plötzlich auf den Mund und sie beginnt sich erneut Hoffnungen zu machen. Dann aber vertraut Midori ihr an, dass sie heiraten wird und ein Kind erwartet.

Die Geschichte von Run Away With me, Girl beginnt nicht unbedingt außergewöhnlich, in den Folgekapiteln aber verdichtet sich die Handlung ungemein und Battan kann eine intensive und authentische Atmosphäre schaffen und tiefe Charakterisierungen bieten.

Die Komplexität von Makis und Midoris Beziehung startete ruhig, die sich dann in ein mitreißendes Drama verwandelt. Die Scheinwelt von Midori bricht mit jedem Kapitel mehr auseinander und ihre, nach außen, perfekter Beziehung bekommt deutliche Risse. Maki ist zunächst neidisch, dass Midori ohne sie das Glück findet, doch als sie erkennt, dass alles oberflächlich zu sein scheint, bleibt auch sie zunächst hilflos zurück. Insbesondere Midoris Charakter wird in dieser Beziehung komplex gezeichnet. In den ersten Kapiteln ist es schwer verständlich, wieso Midori Maki immerzu Hoffnungen macht, als ein Teil der Geschichte aber aus ihrem Blickwinkel erzählt wird, ist klar, dass das was in den ersten Kapiteln noch als Lockerheit und Unbeschwertheit rüberkam, vor allem Unsicherheit und Angst war.

Maki und Midori leben beide in Welten, in denen sie nicht glücklich sind. Maki ist einsam, Midori lebt in einer leeren Welt, in der sie sich und ihrer Umgebung das Glück nur vorspielt. Einzig die Stunden mit Maki geben ihr Lichtblicke und doch scheint sie es nicht zu schaffen, den Weg zu gehen, der ihr Glück bringen würde, weil sie sich von den Normen der Gesellschaft fesseln lässt. Denn das mit Maki ist nicht das, was die Masse als “perfekte Beziehung” sieht.
Sie wird in Werte gequetscht, die die Außenwelt als “normal” empfindet. Heiraten, Kinder kriegen, eine perfekte Hausfrau sein. Eine Welt, die Midori selbst unbedingt wollte und ins Schwanken gerät, als sie das alles bekommt und merkt, dass es vielleicht doch nicht das ist, was sie sich gewünscht hat.
Auch Maki bekommt diese Norm zu spüren. So gibt es unter anderem ein intensives Gespräch mit ihrer Mutter, in dem sie nicht mit dem Weg einverstanden ist, den Maki führt und sich wünscht, dass ihre Tochter schnell jemand zum Heiraten findet. Battan setzt sich intensiv mit der Frage nach Glück und der Definition von dem normalen Leben auseinander und geht der Frage nach, ob man sein Glück der Norm opfern sollte.

Nur wenn die beiden Frauen zusammen sind, scheinen sie Glück zu verspüren. Eine Tatsache, die die Mangaka auch in ihren Zeichnungen zeigt. Die Panels in denen sie glücklich sind und eine unbeschwerte Zeit haben, sind oft mit Sternchen verziert, die eine Helle, fast märchenhafte Atmosphäre aufbauen. Auch in der Mimik und Gestik ist die Gefühlslage der Charaktere leicht zu erkennen und die Emotionen werden sauber und mitreißend abgebildet. Es sind die Wechsel zwischen der distanzierten und leeren Welt zu den hellen mitreißenden Panels, die die Atmosphäre der jeweiligen Szenerien noch einmal intensiver erscheinen lässt.

Zunächst verbraucht scheint das Klischee des Ehemanns, der einen schlechten Charakter hat. Er behandelt Midori von oben herab und scheint sie nicht wertzuschätzen. Aber auch hier erreicht Battan mit einem Blick in seine Vergangenheit, dass die Leser*innen spüren können, dass er nicht so geboren wurde, sondern ihn die Gesellschaft zu dem gemacht hat, was er heute ist. Auch ist erkennbar, dass er trotz allem sein Handeln auch bereut, als ihm bewusst wird, was er angerichtet hat.

Battan Zeichenstil besteht in der Summe eher aus feinen Linien und liegt nicht unbedingt in der Norm der Zielgruppe Josei, womit sie sich deutlich von anderen Mangaka absetzen kann. Die Figuren sind durchaus detailliert gezeichnet, wenn der Stil auch in Richtung des einfachen und skizzenhaften geht. Der Fokus liegt auf den Figuren und die Hintergründe sind eher einfach ausgearbeitet.

In der Ausstattung enthält der erste Band der Reihe eine Postkarte im DIN-A6-Format sowie eine Farbillustration zu Beginn des Bandes. Herausgebracht wird der Band in einem Großformat. Mit zwölf Euro weicht der Preis vom üblichen Standardpreis für Großformate ab, was sich aber durch den großen Umfang von 270 Seiten wieder ausgleicht.

Fazit

Run Away With me, Girl hat im ersten Doppelband einen guten Start hingelegt. Battan erfindet das Rad zwar nicht neu, kann aber eine kräftige und authentische Atmosphäre schaffen, die mit jedem Kapitel zunimmt.

In dem Titel geht es viel um gesellschaftliche Erwartungen und ob man sich von diesen so sehr unter Druck setzen sollte, um sein Glück für die Norm aufzugeben. Die Hauptcharaktere sind vielschichtig und glaubhaft gezeichnet, weshalb man ihnen auch ihre kleinen Fehler verzeiht und ihnen Glück wünscht.

Ob sie es finden, das wird sich erst in Band zwei der Reihe zeigen.

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