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Mit “The Bugle Call: Song of War” legt das Duo Mozuku Sora (Story) und Higoro Toumori (Zeichnungen) einen Auftakt vor, der klassische Dark-Fantasy-Elemente mit einem poetischen Kern verbindet. Der Manga erscheint in Japan im Magazin Jump SQ (Shueisha), das für Titel wie Blue Exorcist oder Claymore bekannt ist, und wird in den USA bei VIZ veröffentlicht. Es handelt sich um das Debütwerk der beiden Künstler, die zuvor gemeinsam in der IT-Branche tätig waren, bevor sie beschlossen, sich ganz dem Erzählen von Geschichten zu widmen.
In Japan umfasst die Reihe derzeit zwölf Bände (Stand Oktober 2025) und befindet sich im finalen Arc.

Story: Mozuku Sora; Zeichnungen: Higoro Toumori | Originaltitel: Sensou Kyoushitsu | Genre: Fantasy | Verlag: VIZ Media | Aktueller Preis bei Walt’s: 10,79€ (Stand: 14.10.2025) | Der Manga bei Walt’s Comic Shop

Wie war’s?
Im Mittelpunkt steht Luca, ein 14-jähriger Waisenjunge, der seit seiner Kindheit in einer Söldnertruppe aufwächst. Die Welt, in der er lebt, ist von Krieg, Hunger und religiösen Konflikten zerrissen. Während seine Kameraden plündern, brandschatzen und töten, hält Luca an einem Traum fest, der in dieser Welt kaum Platz zu haben scheint: Er möchte Musik machen. Als Claironist, also als Hornbläser, übermittelt er auf dem Schlachtfeld Befehle, ohne selbst kämpfen zu müssen. Doch anders als andere erkennt er in den Tönen eine verborgene Magie: Luca sieht den Klang.
Sein Leben verändert sich, als sich seine verborgene Gabe erstmals vollständig entfaltet. Auf dem Schlachtfeld manifestieren sich seine Melodien als Lichtlinien, die die Bewegungen der Soldaten koordinieren. Diese visuelle und strategische Magie, eine Art musikalischer Taktik, rettet seine Einheit und macht ihn zugleich zum Ziel einer höheren Macht. Nach der Niederlage seiner Truppe wird Luca vom Pontifex, dem geistlichen Oberhaupt des sogenannten Spire-Imperiums, aufgenommen. Er bietet ihm einen Pakt an: Er soll im Namen der Kirche kämpfen und ihre Feinde besiegen. Im Gegenzug darf er Musik studieren und erhält die Freiheit, nach dem Krieg ein friedliches Leben zu führen.
Luca ist kein typischer Fantasy-Held. Ihn treibt weder Machtgier noch Rache, sondern eine tiefe Abneigung gegen Gewalt. Diese pazifistische Haltung steht in starkem Kontrast zur Welt um ihn herum, die vom Blutvergießen lebt. Seine Figur erinnert an die Protagonisten klassischer Anti-Kriegs-Erzählungen: ein Beobachter, der unfreiwillig zum Teil des Systems wird, das er verachtet.Mozuku Sora nutzt den Fantasy-Rahmen, um Themen wie Schuld, Verantwortung und Menschlichkeit zu verhandeln. Der Krieg ist hier nicht bloß Kulisse, sondern ein Prüfstein für die Integrität der Figuren. Besonders die Beziehung zwischen Luca und seinem Ziehvater Gerhart, dem Anführer der Söldnertruppe, zeigt, wie ambivalent moralisches Handeln in einer Welt sein kann, in der Überleben zur einzigen Tugend geworden ist. Gerhart sieht Lucas Potenzial, fördert ihn und ist dennoch ein Gefangener seiner eigenen Grausamkeit.
Im zweiten Teil des Bandes öffnet sich der erzählerische Horizont. Der Leser erfährt von den sogenannten „Branchus“, Menschen, die mit Zweig- oder Hornähnlichen Auswüchsen geboren werden und dadurch über besondere Kräfte verfügen. Ihre Existenz wird von der Kirche geheim gehalten, während ihre Fähigkeiten im Krieg systematisch genutzt werden. In diesem religiös aufgeladenen Machtgefüge dient Luca fortan als Werkzeug.
Das Wordbuilding von The Bugle Call ist dabei nicht vollständig originell und Inspiration von Vinland Saga und Berserk liegen auf der Hand, aber insgesamt ist die Welt sorgfältig konstruiert. Neun gigantische Türme, die „Spires“, sollen die Quelle der magischen Kräfte sein. Um sie wird ein heiliger Krieg geführt, der religiöse, politische und persönliche Motive miteinander verknüpft. Sora und Toumori schaffen so eine Welt, die von mittelalterlicher Ästhetik geprägt ist, aber zugleich eine eigene Mythologie entwickelt, deren innere Logik schnell greifbar wird.
Nach einem sehr starken Einstieg verliert die Erzählung aber aus meiner Sicht aber im Mittelteil etwas an Fokus. Der Übergang vom schmutzig-realistischen Kriegsdrama zur eher mystischen Fantasyhandlung rund um die „Branchus“ und den Pontifex erfolgt abrupt. Dadurch wirkt der Tonwechsel fast wie der Beginn einer anderen Serie.
Higoro Toumori präsentiert zeichnerisch ein ausgereiftes Debüt. Sein Stil ist detailreich, mit kräftigen Linien und sattem Schwarz-Weiß-Kontrast, der die Schwere der Welt unterstreicht. Besonders eindrucksvoll sind die Darstellungen von Lucas Kräften: Wenn sich seine Musik in Lichtbahnen über das Schlachtfeld spannt, entstehen Panels von fast filmischer Dynamik.
Er versteht es zudem, zwischen Intimität und Weite zu wechseln. Die bedrängten Nahaufnahmen des Schlachtfelds stehen im Kontrast zu großflächigen Panoramaansichten, die die Monumentalität der Welt betonen. Trotz der Gewalt bleibt der Manga nie effekthascherisch.
Von VIZ Manga wird der Titel im handeslüblichen Taschenbuchformat herausgebracht. Zum Auftakt kann man sich über einige Farbseiten freuen.
Fazit
“The Bugle Call: Song of War” ist ein gelungener Auftakt, der das Potenzial zu einer großen Fantasy-Erzählung besitzt. Er vereint das raue Flair klassischer Kriegsdramen mit einer sensiblen Erzählweise.
Wer sich von epischer Fantasy, dunklen Weltentwürfen und moralisch vielschichtigen Figuren angezogen fühlt, wird hier fündig. Trotz einiger bekannten Versatzstücke überzeugt der Auftakt durch seinen ernsthaften Ton und seine emotionale Tiefe. Was aus meiner Sicht etwas schade ist, ist dass die Handlung in der Mitte des Bandes eine andere Richtung nimmt. Hier werde ich mich überraschen lassen, wie das Ganze in Band zwei funktioniert.

Der Manga wurde mir freundlicherweise von Walt’s Comic Shop zur Verfügung gestellt. Die Kooperation hat wie immer keinerlei Einfluss auf meine Meinung zu dem Titel. Walt’s Comic Shop gehört zu den größten Online-Shops für US-Comics in Europa und ist in Berlin ansässig. Der Shop bietet eine breite Palette von Comics, Manga und Graphic Novels in englischer Sprache an.
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