[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
“The Guy She Was Interested in Wasn’t a Guy at All” von Sumiko Arai ist ein Manga, der in Japan schnell zu einem wahren Phänomen wurde. Ursprünglich als Webmanga auf Twitter veröffentlicht, zog die Serie schnell die Aufmerksamkeit auf sich und fand ihren Weg in eine gedruckte Ausgabe, die von Fans begeistert aufgenommen wurde.
Die Serie war ein kritischer und kommerzieller Erfolg. Sie gewann den 2023 Next Manga Award in der Kategorie Web Manga. Die Serie belegte den zweiten Platz auf der Liste des Da Vinci Magazins zum Buch des Jahres 2023. Apple Music und Spotify veröffentlichten eine offizielle Playlist mit Liedern, die Mitsuki und Aya in der Serie hören. Eine Drama-CD-Adaption wurde am 24. April 2024 veröffentlicht.
Auf dem deutschen Markt sicherte sich Hayabusa die Lizenz.
Text & Zeichnungen: Sumiko Arai | Originaltitel: Kininatteru Hito ga Otoko ja Nakatta | Übersetzung: Carina Dallmeier | Genre: Girls Love, Slice of Life | Verlag: Hayabusa| Preis: 15,00€ | mehr Informationen auf der Verlagsseite
Wie war’s?
Im Zentrum der Geschichte stehen zwei scheinbar gegensätzliche Protagonistinnen, Aya und Mitsuki. Aya ist eine populäre Schülerin, die in die Kategorie „Gyaru“ fällt – das heißt, sie legt großen Wert auf Mode, Make-up und ein lebhaftes Auftreten. Doch unter dieser glänzenden Oberfläche verbirgt sich eine Leidenschaft, die sie nicht mit ihren Freundinnen teilen kann: Sie liebt Rockmusik, insbesondere die Klassiker des westlichen Rock der 90er Jahre, wie Nirvana, Radiohead und die Foo Fighters.
Mitsuki hingegen ist das Gegenteil von Aya. In der Schule zurückhaltend und fast unsichtbar, lebt sie ein Leben im Schatten, das sich stark von ihrer Persönlichkeit außerhalb des Klassenzimmers unterscheidet. In ihrer Freizeit arbeitet sie als Verkäuferin in einem Plattenladen, wo sie ihre Liebe zur Rockmusik voll ausleben kann. Ihr Auftreten im Laden ist markant: ein androgynes Erscheinungsbild mit Piercings, dunkler Kleidung und einem melancholischen Blick, der hinter einer Maske verborgen bleibt. Diese Erscheinung lässt sie wie einen „coolen“ Jungen wirken, was Aya sofort anzieht. Sie verliebt sich auf den ersten Blick in den „mysteriösen Jungen“ – nicht ahnend, dass dieser „Junge“ in Wirklichkeit Mitsuki, ihre stille Klassenkameradin, ist.
Die Erzählung setzt bei diesem Missverständnis an und entfaltet sich in einer Serie von kurzen, aber intensiven Begegnungen zwischen den beiden Mädchen. Während Aya weiterhin in Mitsuki, die sie für einen Jungen hält, verliebt ist, kämpft Mitsuki mit dem Dilemma, ihre wahre Identität zu offenbaren. Der Manga beleuchtet dabei gekonnt die Unsicherheiten und inneren Konflikte, die mit dieser Situation einhergehen. Mitsuki ist hin- und hergerissen zwischen der Angst, Aya zu enttäuschen, und dem Wunsch, sich ihr gegenüber zu öffnen. Dieses Spannungsverhältnis führt zu einer Reihe von charmanten und emotionalen Momenten, die die Beziehung zwischen den beiden Mädchen allmählich vertiefen.
Ein zentrales Thema des Mangas ist das Spiel mit Identitäten und das Durchbrechen von Stereotypen. Aya und Mitsuki sind auf den ersten Blick so unterschiedlich, dass sie in einer typischen Schulgeschichte wahrscheinlich nie Freundinnen geworden wären. Doch durch ihre gemeinsame Leidenschaft für Musik und die Missverständnisse, die daraus entstehen, lernen sie, sich über äußere Erscheinungen hinwegzusetzen und die Person hinter der Fassade zu sehen. Dies wird zu einer Ode an das Anderssein und die Akzeptanz, sowohl der eigenen Identität als auch der der anderen.
Der Erzählstil des Mangas ist episodisch und besteht aus kurzen Kapiteln, die wie Momentaufnahmen aus dem Leben der Protagonistinnen wirken. Diese Struktur erlaubt es der Autorin, die Geschichte mit einem schnellen Rhythmus voranzutreiben, während sie gleichzeitig den Fokus auf die kleinen, aber bedeutenden Interaktionen zwischen Aya und Mitsuki legt.
Ein auffälliges Merkmal, was unmittelbar beim Aufklappen ins Auge fällt, ist die visuelle Gestaltung. Sumiko Arai verwendet eine ungewöhnliche Zweifarbigkeit aus Schwarz und Grün, die dem Manga eine besondere Ästhetik verleiht. Das leuchtende Grün, das den Hintergrund jeder Seite dominiert, hebt die feinen Schwarz-Weiß-Zeichnungen hervor und erzeugt eine einzigartige visuelle Dynamik. Dieser Stil ist nicht nur ein ästhetisches Statement, sondern verstärkt auch die Stimmung und Emotionen der Charaktere und lässt den Leser in eine Welt eintauchen, die sowohl modern als auch nostalgisch wirkt.
Musik spielt eine zentrale Rolle in der Geschichte und ist nicht nur ein gemeinsames Interesse der beiden Hauptfiguren, sondern auch ein Symbol für ihre Verbundenheit. Die zahlreichen Anspielungen auf Bands und Lieder, die Aya und Mitsuki hören und miteinander teilen, verleihen dem Manga zusätzliche Tiefe und Authentizität. Diese musikalischen Referenzen sind geschickt in die Handlung integriert, so dass sie nicht nur als Hintergrundgeräusch dienen, sondern die Beziehung der Charaktere aktiv beeinflussen.
“The Guy She Was Interested in Wasn’t a Guy at All” wird von Hayabusa in einem Großformat veröffentlicht. Aufgrund der Farbelemente greift der Verlag auf einen Papiertyp zurück, auf dem die Farben besonders leuchten, was den Manga aber gleichzeitig schwerer und teurer macht. Angesichts der farbigen Elemente bewegt man sich mit 15 Euro aber durchaus in einem fairen Rahmen. Als Extra liegt ein Postkarten-Print bei, der die beiden Charaktere zeigt.
Fazit
“The Guy She Was Interested in Wasn’t a Guy at All” ist weit mehr als eine Liebesgeschichte. Es ist eine Geschichte über Identität, Akzeptanz und die verbindende Kraft der Musik. Mit seiner einzigartigen visuellen Gestaltung, der sorgfältig ausgearbeiteten Charakterentwicklung und der geschickten Integration von musikalischen Referenzen spricht der Manga sowohl Fans von Liebesgeschichten als auch Musik- und Jugendkulturliebhaber an. Sumiko Arai ist es gelungen, eine moderne und zugleich zeitlose Geschichte zu schaffen, die den Leser durch ihre Ehrlichkeit und Authentizität in ihren Bann zieht. Wer auf der Suche nach einer frischen und berührenden Lektüre ist, sollte diesem Manga auf jeden Fall eine Chance geben.
Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Carlsen zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!