Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Strange Repairman Tales - Manga Review

Strange Repairman Tales 

“Strange Repairman Tales” ist eine Manga-Serie, die aus der kreativen Zusammenarbeit der renommierten Autorin Fuyumi Ono und der Zeichnerin Kazue Kato, die unter anderem durch ihre Arbeit an Blue Exorcist bekannt ist, entstanden ist. Der Titel lief in Japan zwischen März 2021 und April 2022 im JUMP SQ.-Magazin von Shueisha. Die einzelnen Kapitel wurden anschließend in einem Einzelband zusammengefasst. 

In Deutschland wird der Titel durch Crunchyroll herausgegeben. 

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Text: Fuyumi Ono | Zeichnungen: Kazue Kato | Originaltitel: Eizen Karukaya Kaitan | Übersetzung: Jan-Christoph Müller | Genre: Mystery, Folklore | Verlag: Crunchyroll | Preis: 17,00€ | mehr Informationen auf der Verlagsseite

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“Strange Repairman Tales” ist ein Manga, der sich auf subtile Weise in die tief verwurzelte Tradition des japanischen Horrors einfügt und uns mit sechs Kurzgeschichten in die mysteriöse Welt des Paranormalen enführt. Mit einer Mischung aus leisen Schrecken und tiefgehender Emotionalität hebt sich dieses Werk deutlich von konventionellen Horrorerzählungen ab und hinterlässt beim Leser ein leises Gefühl der Beklemmung.

Im Gegensatz zu vielen anderen Werken des Horrorgenres, die auf drastische Darstellungen von Gewalt und Blut setzen, besticht “Strange Repairman Tales” durch seine zurückhaltende und doch intensive Atmosphäre. Statt auf Splattereffekte oder Schockmomente zu setzen, nutzt das Manga die Kraft des Unausgesprochenen und der andeutenden Schrecken. Der Horror entfaltet sich hier im Verborgenen, in den Schatten der alten japanischen Häuser und in den unausgesprochenen Ängsten der Charaktere.

Die Geschichten drehen sich um Obana, einen jungen Handwerker, der für die „Karukaya Agentur“ arbeitet. Doch anstatt ein Exorzist oder Dämonenjäger zu sein, wie man es vielleicht erwarten könnte, ist Obana ein einfacher Zimmermann, dessen Fähigkeiten es ihm ermöglichen, das Übernatürliche zu spüren und darauf zu reagieren. Er vollbringt keine heldenhaften Taten, sondern konzentriert sich auf einfache handwerkliche Aufgaben – das Reparieren von Wänden, das Ausbessern von Dächern oder das Umgestalten von Räumen. Doch diese einfachen Tätigkeiten haben tiefere, symbolische Bedeutungen und tragen dazu bei, das Gleichgewicht zwischen den Lebenden und den Geistern wiederherzustellen.

Ein zentrales Element des Mangas sind das tiefe Verständnis und die Wertschätzung der japanischen Kultur und Folklore. Die Geschichten sind durchdrungen von traditionellen japanischen Geistergeschichten, in denen Yokai (Dämonen) und Yūrei (Geister) eine zentrale Rolle spielen. In „Strange Repairman Tales“ werden diese Wesen jedoch nicht als bösartige Kreaturen dargestellt, die es zu bekämpfen gilt, sondern als verlorene Seelen, die mit den Lebenden koexistieren. Die Idee, dass negative Emotionen und traumatische Erlebnisse an Orte gebunden sein können, ist ein wiederkehrendes Thema, das eng mit der japanischen Vorstellung von Tsukumogami verbunden ist – Objekten, die nach hundert Jahren ein Eigenleben entwickeln.

Die Geschichten vermitteln ein tiefes Gefühl der Melancholie und Einsamkeit, indem sie aufzeigen, wie die Vergangenheit das Leben der Gegenwart beeinflusst. Obana und seine Kollegen von der Karukaya Agentur helfen den Menschen, nicht indem sie die Geister vertreiben, sondern indem sie versuchen, ein Verständnis und eine Harmonie zwischen den Welten zu schaffen. Dies wird oft durch subtile Änderungen in der Architektur oder der Gestaltung eines Hauses erreicht, wodurch das Unglück der Geister gemildert wird und sie schließlich Frieden finden können.

Neben den übernatürlichen Aspekten beleuchtet „Strange Repairman Tales“  die tiefen Emotionen und Herausforderungen, mit denen die Charaktere konfrontiert sind. Themen wie Verlust, Trauer, Einsamkeit und das Gefühl der Verlorenheit ziehen sich wie ein roter Faden durch die Geschichten. Diese Emotionen sind es, die den Geistern oft den Frieden rauben und sie an die Welt der Lebenden binden. Obana fungiert hier nicht nur als Handwerker, sondern auch als eine Art spiritueller Vermittler, der den Lebenden hilft, ihre inneren Konflikte zu lösen und den Geistern den Weg in die nächste Welt zu ebnen.

Die Charaktere sind dabei tief menschlich und komplex. In jeder Geschichte begegnen wir Menschen, die mit ihrer eigenen Vergangenheit ringen und lernen müssen, mit den Geistern der Vergangenheit zu leben. Die Interaktion zwischen den Lebenden und den Toten ist von Respekt und Empathie geprägt, und die Lösungen, die Obana anbietet, sind oft so simpel wie wirkungsvoll. Anstatt die Geister mit Gewalt zu vertreiben, hilft er den Menschen, sich mit ihren Ängsten und ihrem Schmerz auseinanderzusetzen und Frieden zu finden.

Kazue Katos Zeichnungen tragen wesentlich zur Atmosphäre des Mangas bei. Mit einem feinen, detaillierten Strich fängt sie die Essenz traditioneller japanischer Architektur und Landschaften ein. Die Häuser, in denen die Geschichten spielen, sind mehr als nur Schauplätze – sie sind lebendige Charaktere, die die Geschichte und die Emotionen ihrer Bewohner widerspiegeln. Die Darstellung der Geister und Yokai erfolgt oft andeutungsweise, was den Leser dazu zwingt, seine eigene Vorstellungskraft zu nutzen und das Unheimliche im Unbekannten zu suchen.

Der Wechsel zwischen Licht und Schatten, die dunklen, oft klaustrophobischen Räume und die sparsamen, aber effektiven Jump-Scares verstärken die beklemmende Stimmung. Gleichzeitig gibt es in Katos Zeichenstil eine zarte Schönheit, die den menschlichen Aspekt der Geschichten unterstreicht. Die Geister sind nicht grotesk oder monströs, sondern bewahren eine menschliche Qualität, die sie umso tragischer macht.

Von Crunchyroll wird der Manga in einem Hardcover-Einzelband herausgebracht, der leider aus meiner Sicht auch im Großformat hätte erscheinen können. Das Papier fühlt sich zwar etwas dünner an, ist aber dennoch blickdicht, so dass das Leseerlebnis nicht getrübt wird. Darüber hinaus wurden dem Band ein Umschlag sowie ein Farbschnitt und ein Leseband spendiert. 

Fazit

„Strange Repairman Tales“ ist ein Werk, das auf leisen Sohlen daherkommt und den Leser mit einer subtilen, aber kraftvollen Erzählweise in seinen Bann zieht. Es ist ein Manga, der nicht nur die Schrecken des Übernatürlichen erforscht, sondern auch die tiefen Abgründe der menschlichen Seele. Mit einer Mischung aus kultureller Tiefe, emotionaler Resonanz und künstlerischer Finesse ist es ein Werk, welches insbesondere Fans von Mushishi oder Pakt der Yokai ansprechen könnte. 

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