[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
Geschrieben und illustriert von Kyo Ayano, begann “The Strange House” am 25. Januar 2023 auf der Manga-Website Comic Howl von Ichijinsha mit der Veröffentlichung. Aktuell umfasst die Reihe in Japan drei Bände. Die Serie basiert auf der Web-Novel “Hen na Ie” von Uketsu die 2021 als Erweiterung der ursprünglichen Geschichte aus dem Jahr 2020 veröffentlicht wurde.
Der Erfolg der Web-Novel und der Manga-Adaption blieb auch außerhalb der Manga- und Literaturkreise nicht unbemerkt. Im Jahr 2024 wurde Hen na Ie schließlich als Filmadaption unter dem Titel The Floor Plan veröffentlicht.
Text: Uketsu | Zeichnungen: Kyo Ayano | Originaltitel: Hen na Ie | Übersetzung: Claudia Peter | Genre: Horror, Thriller| Verlag: Panini | Preis: 8,99€ | mehr Informationen auf der Verlagsseite
Wie war’s?
Die Geschichte von “The Strange House” entfaltet sich zunächst auf unspektakuläre Weise. Im Mittelpunkt steht ein Autor, der sich auf Okkultismus spezialisiert hat. Ein Bekannter wendet sich an ihn mit der Bitte, den Grundriss eines Hauses zu begutachten, das zum Verkauf steht. Was zunächst wie eine Routineaufgabe wirkt, entpuppt sich schnell als Beginn eines mysteriösen Abenteuers. Das Haus, das auf den ersten Blick nichts Außergewöhnliches zu sein scheint, offenbart allmählich seine düstere Natur und birgt ein Geheimnis, das weit über die bloße Architektur hinausgeht.
Der Manga entfaltet seine Spannung durch zahlreiche subtile Hinweise und Andeutungen, die geschickt in die Handlung eingewoben sind. Besonders bemerkenswert ist der Grundriss des Hauses, den der Leser bereits zu Beginn der Geschichte präsentiert bekommt. Dieses visuelle Element wird durch ein spezielles Extra von Panini, das dem Manga als Faltblatt beigelegt ist, zusätzlich hervorgehoben. Es lädt den Leser dazu ein, selbst in die Rolle eines Detektivs zu schlüpfen und die mysteriösen Details des Hauses zu entschlüsseln. Diese Interaktivität verstärkt das immersive Erlebnis und lässt den Leser tiefer in die düstere Atmosphäre eintauchen, als wäre er selbst Teil der Untersuchung.
Die Hauptfigur bleibt dabei bewusst namenlos und unklar. Dieser Verzicht auf einen klaren Protagonistenhintergrund lenkt die Aufmerksamkeit auf das zentrale Mysterium. Der Autor, der zusammen mit dem Architekten Kurihara die Geheimnisse des Hauses zu lüften versucht, bleibt dabei eher eine Projektionsfläche für den Leser, als ein vollständig ausgearbeiteter Charakter. Das kann einerseits als Schwäche gesehen werden, da emotionale Bindungen zu den Figuren kaum entstehen. Andererseits erlaubt es, sich ganz auf die Atmosphäre und die immer beunruhigenderen Entdeckungen zu konzentrieren.
“The Strange House” entfaltet seine Erzählung langsam und behutsam, ohne auf schnelle Schockmomente zurückzugreifen. Stattdessen baut die Geschichte eine immer dichter werdende Atmosphäre auf, die von einer kalten, unheimlichen Präsenz des Hauses durchdrungen ist. Die zunehmend finsteren Theorien über die Vergangenheit des Gebäudes, die im Laufe der Handlung aufgedeckt werden, lassen den Leser nicht los. Der Zeichenstil von Kyō Ayano unterstützt diese Stimmung durch den geschickten Einsatz von Schattierungen und minimalistischen Hintergründen, die der Geschichte eine fast greifbare Düsternis verleihen.
Die Charaktere bleiben größtenteils vage und dienen in erster Linie dazu, das zentrale Mysterium zu erkunden. Der Autor und der Architekt Kurihara fungieren zwar als Protagonisten, doch ihre Entwicklung bleibt bewusst oberflächlich. Dies ermöglicht es dem Leser, sich ganz auf das Rätsel des Hauses zu konzentrieren, ohne von emotionalen Bindungen abgelenkt zu werden. Eine Ausnahme bildet jedoch eine mysteriöse Frau, die in der Handlung auftaucht und möglicherweise eine tiefere Verbindung zu den dunklen Geheimnissen des Hauses hat. Ihre Anwesenheit verstärkt die Ungewissheit und sorgt für zusätzliche Spannung.
Letztlich besitzt „The Strange House“ sowohl Stärken als auch Schwächen. Zu den Stärken gehört die gelungene Mischung aus Krimi, Mystery und Horrorelementen, die den Leser bis zum Schluss fesselt. Die Schwächen liegen in der teilweise etwas konstruiert wirkenden Handlung, insbesondere im Hinblick auf die geometrischen Theorien, die das Geheimnis des Hauses erklären sollen. Auch wirken die Entwicklungen an manchen Stellen ein wenig bequem und Hinweise fallen unserem Protagonisten regelrecht ohne sein Zutun in die Hände.
Von Panini Manga wird die Reihe im handelsüblichen Taschenbuchformat veröffentlicht. Neben dem Faltplan gibt es zu Beginn des Bandes zudem eine Farbseite. In den Thalia-Filialen gibt es zudem exklusiv in einem Teil der Erstauflage ein Shikishi.
Fazit
Am Ende bleibt ein Auftakt, der viele Fragen offenlässt und den Wunsch weckt, den nächsten Band zur Hand zu nehmen. Obwohl die Handlung manchmal etwas konstruiert wirkt, bleibt die düstere Atmosphäre bis zum Ende spannend. Die Charaktere treten in den Hintergrund, was den Fokus ganz auf das zentrale Mysterium lenkt. Insgesamt ein vielversprechender Auftakt, der Lust auf mehr macht. Ob „The Strange House“ die Erwartungen, die es selbst aufbaut, in den kommenden Bänden erfüllen kann, bleibt abzuwarten.
Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Panini Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!