[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
Die Manga-Reihe von Nana Aokawa begann im März 2020 auf dem Pixiv-Account der Autorin, ehe Square Enix auf die Reihe aufmerksam wurde und sie im Februar 2021 in das Online-Magazin Gangan aufnahm. Aktuell (Stand Oktober 2024) gibt es sieben Bände auf dem japanischen Markt.
2022 erhielt die Reihe bereits eine Drama-Umsetzung. Im Oktober 2024, pünktlich zum Start des Mangas in Deutschland, wird die Reihe zudem als Anime-Serie umgesetzt.
Story & Zeichnungen: Nana Aokawa | Originaltitel: Goukon ni Ittara Onna ga Inakatta Hanashi | Übersetzung: Yuko Keller | Genre: Comedy, Romance | Verlag: Loewe Manga| Preis: 10,00€ | Der Manga auf der Verlagsseite
Wie war’s?
Tokiwa wird von seiner Kommilitonin Suo zu einem Mixer eingeladen. Zusammen mit seinen beiden Freunden, Hagi und Asagi, erwartet er, dort auf drei Frauen zu treffen. Die Überraschung ist jedoch groß, als sie am Tisch auf drei junge und gutaussehende Männer stoßen. Schnell aber stellt sich heraus, dass es sich bei diesen vermeintlichen Männern um Suo und ihre Freundinnen, Fuji und Kohaku, handelt, die in einer Cosplay-Bar arbeiten und aufgrund ihres Jobs noch in ihrer Arbeitskleidung stecken. Diese unerwartete Enthüllung bringt die drei Männer völlig aus dem Konzept und leitet eine Reihe von teils absurden Situationen ein.
Die Grundidee des Mangas basiert auf dem Spiel mit Geschlechterrollen und den Erwartungen, die sowohl die Charaktere als auch die Leser haben. Dem Manga gelingt es, auf eine lockere Weise die gängigen Geschlechterklischees aufzubrechen und zu hinterfragen. Die drei jungen Frauen – Suo, Fuji und Kohaku – sind nicht nur äußerlich als Männer gekleidet, sondern nehmen in ihren Rollen auch “typisch männliche” Verhaltensweisen an, was zu einer großen Verwirrung bei den männlichen Protagonisten führt. Sie agieren selbstbewusst und souverän, was Tokiwa und seine Freunde herausfordert, ihre eigenen Vorstellungen von Geschlechteridentität und ihr Verhalten zu hinterfragen.
Während die Geschichte leicht und unterhaltsam erzählt wird, bleibt doch genug Raum für Reflexion über traditionelle Geschlechterbilder und deren Hinterfragung. Diese Balance verhindert, dass der Manga ins Alberne abgleitet, obwohl er sich oft auf situative Komik und absurde Missverständnisse stützt. So werden klassische Geschlechterklischees humorvoll in Frage gestellt, ohne dabei belehrend zu wirken.
Für mich hatte der Band an einigen Stellen aber auch seine Schwächen. Die Charakterentwicklung wirkt an manchen Stellen noch unausgereift. Die männlichen Hauptfiguren – Tokiwa, Hagi und Asagi – erscheinen zu Beginn recht stereotyp und ihre Persönlichkeiten entwickeln sich nur schleppend weiter. Besonders Hagi bleibt als Figur blass und schafft es nicht, wirklich hervorzustechen. Zwar deutet sich an, dass in den kommenden Bänden mehr Tiefe in die Charaktere gebracht wird, doch im ersten Band bleibt diese Entwicklung noch recht oberflächlich.
Ein weiteres Manko ist das Tempo der Handlung. Während die Geschichte flott voranschreitet und dadurch einen angenehmen Lesefluss bietet, bleibt dabei wenig Raum für eine tiefere emotionale Auseinandersetzung. Manche Konflikte werden zu schnell abgehandelt, wodurch das Potenzial für intensivere Charakterentwicklungen ungenutzt bleibt. Diese Geschwindigkeit führt auch dazu, dass einige Beziehungsdynamiken zu kurz kommen und nicht ausreichend beleuchtet werden.
Auch der Humor, obwohl er oft auf den Punkt ist, trifft nicht immer ins Schwarze. Während viele der komischen Situationen um die Verwirrung der Geschlechterrollen gelungen und unterhaltsam sind, wirken einige Witze teils überzogen oder zu kindlich. Dies düfte bei denen, die sich einen subtileren oder reiferen Humor erhoffen, sicherlich zu Enttäuschungen führen.
Die Zeichnungen in “Voll kein Typ” sind sauber und modern und konzentrieren sich insbesondere auf die Charaktere. Diese sind durch die Mangaka unterschiedlich gestaltet, so dass man sie schnell auseinanderhalten kann. Auch die Protagonistinnen sind gut zu unterscheiden, ob sie sich nun in ihrem Cosplay finden oder nicht.
Von Loewe Manga wird die Reihe in einem Großformat herausgegeben. Ein Format, was aus meiner Sicht nicht unbedingt aus zeichnerischer oder thematischer Hinsicht nötig gewesen wäre. Hier wäre mir ein kleines Format sicherlich deutlich lieber gewesen.
Fazit
Insgesamt bietet “Voll kein Typ!” den Lesern einen erfrischenden und spielerischen Umgang mit Geschlechterrollen. Obwohl es aus meiner Sicht Schwächen in der Charakterentwicklung und eher eindimensionalen Charakterisierung der männlichen Figuren gibt, ist der Manga sicherlich für all diejenigen einen Blick wert, wenn man auf der Suche nach einer leichten Geschichte ist.
Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Loewe Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!