[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
“Die Gesellschaft der Tiere” lief in Japan ursprünglich zwischen Februar und April 2023 unter dem Originaltitel Doubutsu Ningen im Young Animal-Magazin von Hakusensha. Nachdem zunächst nur ein Einzelband geplant war, wird die Geschichte inzwischen fortgesetzt und inzwischen sind zwei Bände in Japan verfügbar.
Auf dem deutschen Markt erscheint die Reihe bei Hayabusa, die den Manga ab 18 Jahren empfehlen. Es ist gleichzeitig auch die erste Reihe von Mangaka Takuya Okada auf dem hiesigen Markt. Zu seinen bekannteren Werken auf dem internationalen Werk gehört “Crocodile Baron”.

Text & Zeichnungen: Takuya Okada | Originaltitel: Doubutsu Ningen | Übersetzung: Martin Gericke | Genre: Horror | Demografische Zielgruppe: Seinen | Verlag: Hayabusa Manga | Preis: 10,00€ | mehr Informationen auf der Verlagsseite

Wie war’s?
“Die Gesellschaft der Tiere” entführt in eine verstörende Welt, in der die Grenzen zwischen Mensch und Tier verschwimmen. Der Horror beginnt, als ein Vater und seine Tochter nach einem Autounfall in einem abgelegenen Dorf erwachen, das von Tiermenschen bevölkert wird. Anfangs noch gastfreundlich, offenbart die Dorfgemeinschaft schnell ihre wahre Natur: Für sie sind Menschen nichts anderes als Vieh, das zur Schlachtung bestimmt ist.
Die Tiermenschen, die auf den ersten Blick wie harmlose Dorfbewohner wirken, entpuppen sich als grausame Jäger, die die Menschen nur als „Frischfleisch“ sehen. Der Manga bietet eine Mischung aus Horror und einer unbehaglichen Gesellschaftskritik. Das Konzept stellt die übliche Beziehung zwischen Mensch und Tier auf den Kopf: Hier sind es die Menschen, die auf einer Farm gehalten und als Nahrung verarbeitet werden, was dem Manga eine philosophische Dimension verleiht.
“Die Gesellschaft der Tiere” zwingt den Leser, über das Verhältnis von Mensch und Tier, über Macht und Unterdrückung nachzudenken. Er zieht eine klare Verbindung zur Realität: Wir, die Menschen, betrachten uns als die Spitze der Nahrungskette, doch was, wenn das Blatt sich wendet?
Der Manga zeigt, dass die natürliche Hierarchie in der Tierwelt – und letztlich auch in der menschlichen Welt – auf Gewalt und Überlebenskampf basiert. Doch die Erzählung stellt diese Hierarchie infrage und bietet eine interessante Perspektive auf die Ethik des Fleischkonsums und der Tierhaltung.


Doch das Konzept wird schnell auch zum Fallstrick des Mangas. Ein zentrales Problem ist, dass man merkt, dass das Werk zunächst nur als Einzelband gedacht war und in nur fünf Kapitel bleibt für viele der aufgeworfenen Fragen nicht genug Raum zur Beantwortung. Der Leser wird mit offenen Fragen zurückgelassen, etwa zur Entstehung der Tiermenschengesellschaft oder den tieferen Motiven der Charaktere. Gerade der komplexe Weltaufbau hätten mehr Tiefe verdient.
Ein zusätzliches Problem ist, dass der Mangaka ab einem Punkt versucht, zu viele Themen und Wendungen in die Geschichte zu integrieren. Während der erste Teil des Mangas durch seine schlichte, aber effektive Horror-Prämisse durchaus unterhält, verliert sich die Erzählung danach in zu vielen zusätzlichen Konzepten. Zu den Horrorelementen mischen sich noch Science-Fiction-Aspekte, die die Geschichte in eine größere, fast überladene Richtung lenken. Dadurch bleibt einiges nur oberflächlich behandelt, und die ursprüngliche Intensität lässt nach. Das sorgt auch dafür, dass man die eigentliche Intention des Mangakas nicht mehr wirklich ernst nehmen kann und der Eindruck entsteht, dass Okada zu viel auf einmal wollte.
Die Zeichnungen sind sauber, es lässt sich jedoch erkennen, dass der Mangaka auch in seinen anderen Werken vor allem Tiere zeichnet. Diese sind mit deutlich mehr Detailverliebtheit ausgestattet als die menschlichen Charaktere der Geschichte, die recht einfach daherkommen.
Von Hayabusa Manga wird der Titel als Großformat herausgebracht. Farbseiten gibt es nicht, dafür hat man den Band mit einer Coververedlung sowie farbigem Innenumschlag ausgestattet.
Fazit
“Die Gesellschaft der Tiere” ist ein ambitionierter Manga, der mit einem düsteren und provokanten Konzept aufwartet. Allerdings leidet die Geschichte der Überfrachtung mit Themen, die zu gehetzten Entwicklungen führen. Obwohl der Manga philosophisch interessante Fragen aufwirft, bleibt er in manchen Punkten zu oberflächlich und konzentriert sich stellenweise zu sehr auf Schockmomente.

Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Carlsen zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!