Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

10 erste Male, bevor ich 40 werde - Manga Review

10 erste Male, bevor ich 40 werde

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Mangaka Mamita hat sich einen festen Platz auf dem deutschen Markt erarbeitet und zählt zu den renommierten Boys-Love-Künstlern, die bereits mehrere Werke im deutschen Sprachraum veröffentlicht haben. Ihr neuestes Werk “10 erste Male, bevor ich 40 werde” wurde im Februar 2024 bei Panini Manga veröffentlicht, nachdem ihre früheren Werke im Katalog von Kaze/Crunchyroll zu finden waren.

Ursprünglich lief der Band in Japan unter dem Titel “40 Made ni Shitai 10 no Koto” von Juni bis Dezember 2022 im Magazine Be x Boy, das auch Titel von bekannten Künstlern wie Junko oder Tanaka Ogeretsu beherbergt.

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Text & Zeichnungen: Mamita| Originaltitel: 40 Made ni Shitai 10 no Koto | Übersetzung: Dorothea Klepper| Genre: Boys Love | Verlag: Panini| Preis: 8,99€ | mehr Informationen auf der Verlagsseite

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Wie war’s?

Suzume hat die Liebe praktisch aufgegeben, nachdem er mehr als zehn Jahre ohne einen Partner verbracht hat. Inzwischen sind es nur noch drei Monate bis zu seinem 40. Geburtstag, und er verbringt seine freien Tage zu Hause, trägt einen niedlichen Kigurumi und genießt die Gesellschaft seiner Vogel-Stofftiere.

Eines Abends beschließt Suzume, eine Liste mit Dingen zu erstellen, die er vor seinem 40. Geburtstag erreichen möchte, um aus seiner kleinen Depression herauszukommen. Es sind keine großen Ziele, sondern eher einfache Vergnügen wie eine Takoyaki-Party zu veranstalten, Süßigkeiten zu genießen, seinen Kleidungsstil zu ändern oder Harajuku zu besuchen. Und natürlich möchte er auch jemanden küssen, aber das kann er natürlich nicht alleine erreichen, was ihn noch mehr verzweifeln lässt. Während Suzume im Halbschlaf über sein Schicksal nachsinnt, taucht plötzlich sein zehn Jahre jüngerer Kollege Keishi hinter ihm auf und entdeckt die Liste. Ohne zu zögern, bietet Keishi an, Suzume bei der Erfüllung jedes einzelnen Punktes auf der Liste zu helfen.

“10 erste Male, bevor ich 40 werde” ist ein weiterer Einzelband von Mamita, der ihr Talent für einfühlsame Boys-Love-Geschichten unter Beweis stellt. In diesem Werk präsentiert Mamita eine Geschichte, die sich behutsam entwickelt, ohne sich in Hast zu verlieren. Die Handlung folgt einem geradlinigen und gemächlichen Tempo, was es ermöglicht, die beiden Hauptfiguren kennenzulernen und das Wachstum ihrer Beziehung zu verfolgen.

Die Geschichte beginnt mit einer Situation, die an Erpressung erinnern könnte, als Suzume, ein einsamer Mensch mit einem romantischen Herzen, von einem jüngeren Kollegen bei der Arbeit entdeckt wird, als er eine Liste schreibt, die den Titel des Comics inspiriert hat. Dieser Kollege, ein attraktiver Mann, der zehn Jahre jünger ist, ändert den Punkt “einen Partner finden” zu “meinen Geburtstag mit meinem Partner verbringen” und erklärt, dass sie ihn zusammen feiern werden. Eine Beziehung nimmt ihren Anfang, der zwar abrupt ist, sich jedoch sanft entwickelt, indem sie sich Zeit lässt und immer wieder mit dem Kontrast zwischen dem impulsiven Keishi und der schüchternen Suzume spielt.

Der Manga bedient sich vieler bekannter Boys-Love-Klischees, doch der Altersunterschied und die Arbeitsbeziehung zwischen den Figuren, die sich entgegen ihren Liebesgefühlen in ihren Rollen gegenüberstehen, verleihen dem Werk eine gewisse Originalität. “10 erste Male, bevor ich 40 werde” ist eine Erzählung über Illusionen, Hoffnung und die Wertschätzung der kleinen Dinge im Leben. Sie zeigt, wie oft wir uns selbst im Weg stehen und dass letztendlich alle unsere Wünsche auf einem einzigen basieren: Glücklichsein. All das ist gewürzt mit Mamitas Humor, der den Manga leicht und unterhaltsam macht.

Im Zentrum steht Suzume, dessen Gefühle für viele leicht nachvollziehbar sind. Er fühlt sich nicht nur zu alt, um bestimmte Dinge zu tun, sondern auch unmotiviert, sich anzustrengen, weil er glaubt, dass es ihm nichts bringen wird. Dies ist sicherlich ein weit verbreitetes Gefühl in unserer Gesellschaft, das einige Menschen stärker betrifft als andere. Es ist oft schwer, zu verstehen, wie sehr wir uns selbst Grenzen setzen und Hindernisse aufbauen. Noch schwieriger ist es, das Risiko einzugehen, alles zu wagen, aus Angst vor möglichen Misserfolgen oder vergeblicher Mühe. Diese Mischung aus Ungeduld und Zögern ist in den Panels förmlich spürbar.

Doch auch Keishi ist mit inneren Konflikten konfrontiert. Obwohl er stets fröhlich wirkt und auf andere zugeht, ringt er mit den gesellschaftlichen Normen. Er ist sich seiner Homosexualität bewusst, hält sie jedoch vor seinen Arbeitskollegen geheim und gibt vor, regelmäßig wechselnde Freundinnen zu haben, um unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen.

Mamitas Zeichnungen sind zart und ausdrucksstark, passend zum Ton des Werkes und seinen Charakteren. Das Paneling trägt auf gelungene Weise zur Botschaft des Bandes bei. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, und die Liebe zum Detail bei der Darstellung von Kleinigkeiten verleiht dem Manga Leben, obwohl Hintergrundzeichnungen über weite Strecken des Bandes fehlen.

Panini Manga veröffentlicht den Titel im üblichen Taschenbuchformat. Es gibt zwar keine Farbseite, aber dafür einen Artprint im Postkartenformat, der die Coverillustration noch einmal wiedergibt.

Fazit

Leser, die bereits andere Werke von Mangaka Mamita genossen haben, werden auch an diesem Einzelband ihre Freude haben. Neben “Der Metalhead von Nebenan” ist dieser Titel definitiv mein bisheriger Favorit im Portfolio der Mangaka. Ich schätze, wie Mamita ernsthafte Themen charmant verpackt. Der Manga wird auf den letzten Seiten auch expliziter, bleibt aber dennoch empfehlenswert, besonders für diejenigen, die sanftere Boys-Love-Geschichten bevorzugen.

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Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Panini Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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