Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

1122 Manga

1122: For a Happy Marriage (Band 1-6)

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1122: For a Happy Marriage ist einer dieser Reihen, auf die ich über die Kodansha-Seite aufmerksam geworden bin. Immer wieder stöbere ich einfach durch den Katalog beim US-Ableger, schaue mir die digitalen Neuerscheinungen an und notiere mir ein paar Titel, die sich interessant anhören.

Hier war ich lange unsicher, ob es etwas für mich ist. Bemerkt habe ich ihn, glaube ich, bei Band zwei. Mich durchgerungen, ihn auch zu lesen, jetzt bei Band sechs.

1122: For a Happy Marriage ist ein Manga von Peko Watanabe. In Japan hat sie bereits einige Titel veröffentlicht, auf dem US-Markt ist dies hier ihre erste Reihe. Im Original erschienen ist der Manga von 2016 und 2021 im Seinen-Magazin Morning Two von Kodansha. Aktuell gibt es sechs Sammelausgaben in digitaler Form. Der siebte Band wird die Reihe abschließen.

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Story: & Zeichnungen: Peko Watanabe | Originaltitel: 1122 | Zielgruppe: Seinen | Genre: Drama, Romance, Slice-of-Life | Verlag: Kodansha  | Preis: (Ebook-Version): 9,49€ | Printausgabe:- (da auf engl. Manga keine Preisbindung besteht, können die Preise variieren.)

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Wie war’s?

Peko Watanabe erzählt in 1122: For a Happy Marriage die Geschichte von zwei verschiedenen Ehepaaren, wobei ein Paar klar im Vordergrund steht. Ichiko und Otoya sind seit sieben Jahren verheiratet, verstehen sich gut, sind aber nun seit einiger Zeit sexlos und ohne Kinder. Ichikos sexuelles Verlangen nach Otoya hat im Laufe der Jahre nachgelassen und sie glaubt, dass Sex nicht das ist, was in ihrer Ehe von Bedeutung ist. Allerdings sorgt sie mit einer unbedachten Aussage dafür, dass sie Otoya und seine Gefühle tief verletzt. Sie rät ihm, er solle sich einfach eine Geliebte suchen oder zu einem Dienstleister gehen, um seine sexuellen Bedürfnisse zu erfüllen. Da jedoch für Otoya Sex durchaus ein Ausdruck von Liebe ist, fühlt er sich durch Ichikos Worte zutiefst verletzt und in der Beziehung weniger wertgeschätzt.

Die beiden sind unfähig, sich mit diesem Problem auseinanderzusetzen. Otoya findet schließlich Trost durch Mitsuki, einer Frau, die er bei einem Blumenarrangement-Kurs kennenlernt. Ichiko hat zunächst nichts dagegen, doch als sie sieht, wie sehr ihr Lebenspartner, den Tagen entgegenfiebert, an dem er seine Geliebte sehen kann, trifft sie das härter, als sie zunächst geglaubt hätte.

Peko Watanabe erzählt in der Reihe eine Geschichte über Lügen, Wahrheiten, Glück, Familie und die Ehe. Die Beziehung des Haupt-Paares aus Ichiko und Otoya ist komplex und mehrschichtig. In vielen Situation wird deutlich, dass sie eine tiefe Bindung zueinander haben und doch können sie nicht immer ehrlich sein.

Ichiko weiß, das Otoya sie betrügt und sie hat ihn sogar dazu aufgefordert. Dennoch leidet sie unter der Situation und fühlt sich schuldig, weil sie nicht in der Lage ist, mit ihm Sex zu haben. Insgeheim hofft sie, dass seine Affäre nur eine vorübergehende Phase ist, fühlt sich aber verletzt, als sie merkt, dass sie gegenüber der Geliebten in den Hintergrund rückt. Für Ichiko ist Otoya nicht nur ihr Lebensgefährte, sondern die “Familie, die sie sich ausgesucht hat”. Er ist ihr Fels in der Brandung und gibt ihr die Unterstützung und Zuneigung, die sie von ihrer eigenen Familie nie erhalten hatte. Er ist in allen Situationen zur Stelle, wenn sie ihn als emotionale Unterstützung braucht.

Zu der Unsicherheit in der Beziehung mit Otoya kommt der Druck von außen. Ichiko und Otoyas Ehe entspricht nicht der Norm der japanischen Gesellschaft. Im Gegensatz zu anderen verheirateten Frauen in ihrem Alter hat Ichiko noch kein Kind. Eine Tatsache, die dazu führt, dass sie von Verwandten und sogar von Kunden diesbezüglich Ratschläge erhält. Sie wird quasi täglich mit den Erwartungen von außen an die Ehe konfrontiert, in denen die Mutterschaft als elementar für die Rolle der Frau dargestellt wird. Auch wenn Ichiko zunächst selbstbewusst ist und mit den Normen nicht einverstanden ist, so gesellt sich auch Unsicherheit dazu. Sie bekommt das Gefühl, dass sie wertlos für die Gesellschaft ist.

Auch Otoya ist kein schlechter Mensch. Auch er leidet und all diesen Lügen, Scheinwelten, Hoffnungen. Und wie Ichiko kämpft auch er gegen die Normen und Beurteilungen von außen an. Eigentlich hätte er nichts dagegen Hausmann zu sein und sich voll um die Familie zu kümmern. Eine Idee, die von Freunden aber als “faul und rücksichtlos” abgestempelt wird.
Während er mit Ichiko über diese Dinge reden kann, schafft er es nicht, mit ihr über die eigene Ehe und die Belastung zu sprechen, die ihre Aussage in ihm ausgelöst hat. Er flüchtet sich in eine Affäre, die nur Unheil für die Beziehung bringen sollte und auch ihn immer mehr an sich zweifeln lässt.

Was als Wunsch begann, ihrer Ehe zu schützen, gerät schnell außer Kontrolle und verursacht Leid für alle Beteiligten. Es wird immer schwieriger für sie, ehrlich zueinander zu sein, je verworrener ihre Situation wird.

Während die Mangaka in der Beziehung von Ichiko und Otoya die Frage aufwirft, ob das Befolgen traditioneller Familienvorstellungen und Geschlechterrollen der Grundstein für eine glückliche Ehe ist, sorgt sie mit einer Gegenüberstellung für einen interessanten Aspekt. So blicken die Leser*innen auch in die Beziehung von Otoyas Geliebten, Mitsuki und ihren Mann Shiro.

Sie sind nach Außen eine perfekte Familie. Shiro unterstützt die Familie finanziell, indem er hart arbeitet, Mitsuki kümmert sich um den Haushalt und das gemeinsame Kind. Doch Mitsuki muss sich ständig mit Beschimpfungen ihrer Schwiegermutter auseinandersetzen und wird sowohl von Familienmitgliedern als auch von Fremden dafür verantwortlich gemacht, dass ihr Sohn sich nicht so schnell und normal entwickelt wie andere Kinder. Als Mitsuki Shiro um Hilfe bittet, erklärt er, dass der Haushalt und die Erziehung alleine ihr Aufgabengebiet sei und er seinen Teil zur Familie beiträgt, indem er ein Einkommen erzielt. Shiro versteckt sich hinter seiner Rolle als “Mann der Familie” und lehnt jede Verantwortung ab. Hier haben wir den Punkt, dass eben diese gesellschaftlichen Erwartungen sich zerstörerisch auf eine Beziehung auswirken. Mitsuki flüchtet sich dadurch letztendlich aus einem „Käfig“, der ihr Leid bringt. Eine Trennung steht für sie außer Frage, da sie Angst hat, dadurch ihren Sohn zu verlieren.

Dem Artwork von Watanabe ist anzusehen, dass sie bereits einige Jahre in der Industrie gearbeitet hat. Grundsätzlich besitzt sie einen sauberen Stil, der viele Eigenheiten mitbringt und ihr klar zuzuordnen ist. Die Illustrationen sind reif und realistisch gehalten, weshalb er gut zur erwachsenen Thematik passt. Verzierungen gibt es selten.

Ihre Panels sind in sich abgeschlossen mit dickeren Begrenzungslinien. Einzig Sprechblasen gehen über die Panelbegrenzung hinaus. Die Panelführung ist gekonnt umgesetzt mit interessanten Perspektiven und einem guten Bildfluss, wodurch die Handlung leicht verfolgt werden kann.

Fazit

1122: For a Happy Marriage bietet einen etwas anderen Romance-Manga, der von Slice-of-Life-Elementen gekennzeichnet ist, aber auch gesellschaftskritische Fragen stellt und eine ordentliche Portion Drama liefert.
Die Mangaka erzählt die Geschichte unverblümt und ungeschönt mit eckigen Charakteren, die menschlich wirken. Auch der Zeichenstil kann überzeugen.

Für mich war 1122: For a Happy Marriage eines meiner bisherigen Highlights in diesem Jahr und auch, nachdem ich mein Tablet weggelegt hatte, hat mich der Manga noch einige Zeit beschäftigt. Ich bin wirklich gespannt, wie die Geschichte zwischen Ichiko und Otoya ausgehen wird.

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