[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
Mangaka Roji hat nach ihrem Deutschland-Debüt mit “Mein Leben mit Papa und Papa” nun ihren zweiten Titel auf dem deutschen Markt veröffentlicht.
In Japan waren die einzelnen Kapitel zwischen April und August 2023 unter dem Originaltitel Ao to Midori im Canna-Magazin von FRANCE SHOIN zu lesen. Die Reihe erscheint auf Deutsch bei Panini Manga.

Story & Zeichnungen: Roji | Originaltitel: Ao to Midori | Übersetzung: Sophie-Marie Ludwig | Genre: BL, Romance | Verlag: Panini Manga | Preis: 8,99€| der Manga auf der Verlagsseite

Wie war’s?
„Schon wieder eine Schulromanze?“ dachte ich beim ersten Durchblättern und lag damit nur zur Hälfte richtig. Ao und Midori beginnt im Klassenzimmer, bleibt dort aber nicht stehen. Roji erzählt die Beziehung zweier Jungen, die zu Männern werden, über viele Jahre hinweg. Aus einem ehrgeizigen Wettstreit um Prüfungsränge wächst eine Freundschaft, aus der Freundschaft entsteht vorsichtige Zuneigung und aus dieser Zuneigung wird eine Partnerschaft, die erst sehr spät ihren Namen bekommt. Nichts an dieser Geschichte ist laut. Vieles ist leise und unausgesprochen.
Midori Yamamura ist stolz, kontrolliert und klug. Ao Hayama ist spontan, sozial unbeholfen und aufrichtig. Ihre Gegensätzlichkeit trägt die Geschichte. Midori erkennt früh, was Ao für ihn empfindet und erschreckt zugleich vor der Konsequenz, die ein Eingeständnis hätte. Ao sucht Nähe, ohne sie in Worte fassen zu können. Roji zeigt diese Bewegung nicht als lineare Kurve, sondern als Hin und Her aus Annäherung und Rückzug, aus Mut und Schweigen.
Die Geschichte setzt in der Gegenwart ein, wenn Ao und Midori bereits zusammenleben, und springt in Rückblenden in die Schul- und Studienzeit. Dadurch entsteht ein feines Mosaik aus Momenten: geteiltes Essen, kleine Gesten, verpasste Chancen. Nichts davon wirkt konstruiert. Wer jedoch eine straff geführte Dramaturgie erwartet, könnte die bewusst zurückgenommene Spannung als zu behutsam empfinden.
Auffällig gut gelingen die Nebenrollen. Ein Klassenkamerad und die Kolleginnen und Kollegen fungieren als Resonanzraum, manchmal als Schutzschirm. Das Umfeld ist freundlich, vielleicht freundlicher als es die Realität oft ist.
Begleitet wird die Story durch Roji Zeichenstil: weich, mit Blick für Mimik und Körperhaltung. Die Panels lassen Luft zum Atmen, die Seiten sind nicht überladen. Zentrale Emotionen werden über Augen und Hände vermittelt.
Ein wiederkehrendes Stilmittel ist die sehr kindlich wirkende Darstellung Aos in humorigen Miniaturen, die seine Unschuld betonen soll. Ich für meinen Teil muss hier aber sagen, diese Chibi-Einschübe rund um Aos „babyhafte“ Niedlichkeit konnten mich nicht überzeugen und wirkten nicht glaubhaft. Denn Ao wirkt als Charakter alles andere als kindlich oder unreif, was dem für mich widersprochen und immer wieder aus der Erzählung gerissen hat. Ich konnte den Witz daran einfach nicht nachvollziehen und es hat mir doch einiges an Freude für den Band genommen. Dadurch fehlte der Erzählung aus meiner Sicht eine erwachsenere Dimension.
Von Panini Manga wird der Einzelband anders als die Reihe “Mein Leben mit Papa und Papa” von der Mangaka im handelsüblichen Taschenbuchformat und nicht als Großformat herausgebraucht, was für Sammler sicherlich optimal ist. Als Extra liegt ein Artprint und eine SNS-Card bei, die jeweils das Cover-Motiv zeigen.
Fazit
“Ao und Midori” ist ein einfühlsamer Einzelband über langsame Nähe, der ohne große Gesten auskommt. Er überzeugt mit glaubwürdigen Figuren, gut gesetzten Rückblenden und einer Bildsprache, die Ruhe in sich trägt. Wer leise, charaktergetriebene Romantik schätzt, wird hier auf jeden Fall schöne Leseminuten verbringen. Was fehlt, ist aus meiner Sicht, etwas, dass den Einzelband nachhaltig in Erinnerung hält. Was der Mangaka mit “Mein Leben mit Papa und Papa” wundervoll gelingt, bleibt hier leider zu oberflächlich, um nachhaltig zu bewegen. Auch der Witz rund um Ao trübt aus meiner Sicht das Lesevergnügen.



