„Black Museum: Springald“ ist der Auftakt zur „Black Museum“-Reihe, die sich in Japan auf die Neuinterpretation älterer Kriminalfälle spezialisiert. Jede Geschichte steht für sich und ist unabhängig lesbar.
Ursprünglich erschien „Springald“ zwischen Mai und August 2007 im Morning-Magazin von Kodansha. Ein Nachfolger, „Ghost and Lady“, folgte von November 2014 bis Juni 2015 und umfasst zwei Bände. Die bisher jüngste Fortsetzung der Reihe, „Mikazuki yo, Kaibutsu to Odore“, wurde von März 2022 bis September 2023 veröffentlicht und bringt es auf sechs Bände.
In Deutschland wurde bisher nur der erste Band, „Springald“, von Panini lizenziert. Weitere Teile der Reihe sind hierzulande bislang nicht angekündigt.
Text & Zeichnungen: Kazuhiro Fujita | Originaltitel: Kuro Hakubutsukan: Springald | Übersetzung: Burkhard Höfler | Genre: Historie, Mystery | Demografische Zielgruppe: Seinen | Verlag: Panini Manga | Preis: 16,00€ | der Manga auf der Verlagsseite
Wie war’s?
Kazuhiro Fujitas “Black Museum: Springald” entführt in das düstere und mysteriöse London des 19. Jahrhunderts. Der Manga widmet sich der urbanen Legende von Spring-heeled Jack, einer rätselhaften Gestalt, die mit ihren übermenschlichen Sprüngen, unheimlichen Erscheinungen und brutalen Taten die viktorianische Gesellschaft in Atem hielt.
Im Herzen von Scotland Yard liegt das Black Museum – ein Archiv, das die Beweisstücke zu Englands berüchtigtsten Verbrechen beherbergt. Der Inspektor James Rockenfield wird durch die Kuratorin des Museums mit der Geschichte von Spring Heeled Jack vertraut gemacht. Diese rätselhafte Gestalt, eine bizarre Mischung aus Mensch und Monster, sorgt zunächst für Skandale, indem sie nachts Frauen erschreckt und ihre Kleidung zerreißt. Drei Jahre nach seinem Verschwinden kehrt Jack jedoch zurück – diesmal als mörderisches Phantom, das Frauen auf grausame Weise tötet.
Fujita gelingt es, die Legende geschickt mit den sozialen und kulturellen Gegebenheiten der viktorianischen Gesellschaft zu verknüpfen. Er verbindet urbane Mythen mit subtiler Gesellschaftskritik und persönlichen Dramen, was der Erzählung eine gewisse Tiefe verleiht. Die Figur des Spring-heeled Jack bleibt dabei geheimnisvoll und dient sowohl als Antagonist als auch als Symbol für die Ängste und Faszinationen der damaligen Zeit.
Ein zentrales Element des Mangas ist die Darstellung des viktorianischen Londons, die mit einer Mischung aus historischem Realismus und Steampunk-Ästhetik bereichert wird. Fujita legt großen Wert auf Detailtreue bei Kulissen und Kostümen, was die Atmosphäre der Epoche authentisch wirken lässt. Der Steampunk-Ansatz fügt der viktorianischen Kulisse eine zusätzliche Ebene hinzu, ohne aufdringlich zu wirken. Die Darstellung von Spring-heeled Jack selbst, mit seinen überlangen Beinen, metallischen Sprungfedern und einem unheimlich lodernden Lächeln, verkörpert perfekt die Mischung aus Angst und Faszination, die diese Legende seit Jahrhunderten ausstrahlt.
Inspektor Rockenfield steht im Mittelpunkt der Erzählung. Seine Persönlichkeit wird schrittweise entwickelt, und seine Perspektive gibt dem Leser einen Zugang zur Geschichte. Nebenfiguren und die Darstellung der gesellschaftlichen Hierarchien des 19. Jahrhunderts fügen der Handlung zusätzliche Ebenen hinzu. Die Figur von Spring Heeled Jack bleibt geheimnisvoll, was die Legende um ihn unterstützt und seine Rolle als zentrales Element der Handlung verstärkt.
Während die Grundidee von “Black Museum: Springald” spannend ist, wirkt die Erzählung stellenweise überhastet. Insbesondere in der zweiten Hälfte des Mangas hätte die Handlung von einem langsameren Tempo und einer vertieften Auseinandersetzung mit den Charakteren und ihrer Motivationen profitieren können. Die Entwicklungen fühlen sich manchmal gehetzt an, was die emotionale Bindung an die Figuren erschwert.
Der Zeichenstil von Fujita ist detailliert, insbesondere bei den Hintergründen und den Kostümen der Figuren. Diese Detailgenauigkeit unterstreicht die historische Atmosphäre des Werks. Fujitas Ansatz, humoristische Elemente in den Stil zu integrieren, mag für einige erfrischend wirken, kann aber meiner Meinung nach aus der Atmosphäre der Geschichte herausreißen. Insbesondere in Szenen, die eine bedrohliche oder mystische Stimmung erzeugen sollen, wirken manche Gesichtsausdrücke oder stilisierte Darstellungen fehl am Platz. Ein realistischerer Stil hätte die düstere Atmosphäre möglicherweise noch verstärkt. Ein weiterer Schwachpunkt sind einige Actionszenen, die phasenweise chaotisch und schwer nachzuvollziehen sind. Die Bewegungen von Spring Heeled Jack sind dynamisch dargestellt, aber die Inszenierung dieser Szenen wirkt manchmal überladen.
Von Panini Manga wird der Titel als Großformat herausgebracht. Der Band ist darüber hinaus mit hochwertigem Papier sowie einer Klappbroschur ausgestattet. Freuen darf man sich auch über Farbseiten und der inzwischen standardmäßigen Postkarte im Band, die die Coverillustation zeigt.
Fazit
“Black Museum: Springald” ist ein Manga, der durch seine Kombination aus historischen Elementen, Mystery und Steampunk auffällt. Der Band bietet eine interessante Interpretation der Legende von Spring-heeled Jack und verbindet diese mit den gesellschaftlichen und kulturellen Hintergründen des viktorianischen Londons.
Das Werk eignet sich für Leser, die sich für historische Krimis, urbane Mythen und Steampunk-Elemente interessieren. Trotz kleinerer Schwächen, wie dem mitunter uneinheitlichen Ton zwischen humoristischen und ernsten Momenten, bietet der Manga doch ein gutes Leseerlebnis.
Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Panini Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!