Mit Twittering Birds Never Fly entführt Mangaka Kou Yoneda dieser Leser*innen in die Welt von Yakuza Yashiro. Nachdem der erste Band die Charaktere einführte, spielt nun auch das Bandengeschehen eine immer größere Rolle. Ob der Titel dennoch weiter überzeugen kann, dem möchte ich in meiner Rezension auf den Grund gehen.
Die Mangaka Kou Yoneda genießt in Deutschland bereits die Aufmerksamkeit vieler Boys-Love-Fans. 2012 und 2014 erschienen hierzulande die Werke No touching at all und NightS bei Tokyopop. Zu No touching at all ist zudem eine Neuausgabe in diesem Jahr geplant.
Twittering Birds Never Fly wird seit 2013 im Magazin “ihr hertZ” des Verlagshauses Taiyou Tosho veröffentlicht und umfasst aktuell in Japan sechs Sammelbände. Kürzlich kündigte die Mangaka an, dass die Story ihrem Ende zugeht und voraussichtlich nur noch zwei oder drei Bände füllen wird. 2016 erhielt der Titel als erster Boys-Love-Manga den Sugoi Japan Award.
Die Lizenz auf dem deutschen Markt liegt bei Manga Cult, die den Titel im Großformat veröffentlichen.
In der Rezension versuche ich, auf große Spoiler zu verzichten, bedenkt aber bitte, dass ich manchmal auch wichtige Teile der Handlung erzählen muss, um meine Meinung verständlich zu reflektieren. Wollt ihr sicher gehen, nicht gespoilert zu werden, interessiert euch aber für die Reihe, schaut in meine Rezension zu Band eins rein.
Text/Zeichnungen: Kou Yoneda | Originaltitel: Saezuru Tori wa Habatakanai | Verlag: Manga Cult | Genre: Drama, Boys Love | Preis: 12,00€ | Großformat | Weitere Informationen & Leseprobe
Inhalt
Yashiro ist ein junger, attraktiver Yakuza-Boss mit einer nicht ganz geheimen Perversion: Er ist sexsüchtig und ein Masochist, der sich auf rauen, bedeutungslosen Geschlechtsverkehr einlässt. Bei solch einem besonderen Geschmack spielt die Liebe für Yashiro keine Rolle. Dies scheint sich zu ändern, als er auf seinen neuen Leibwächter Chikara Doumeki trifft. Einen ruhigen Anteil, der aber ebenfalls ein Geheimnis zu haben scheint. Was als merkwürdige sexuelle Anziehung zwischen einem Chef und seinem gehorsamen Untergebenen beginnt, wird schnell zu etwas Leidenschaftlicherem.
Wie war’s?
Nachdem der erste Band sich vor allem auf Yahiros und Domekis Vergangenheit konzentrierte, geht es in diesem Band mehr um das Clan-Gefüge und den unterschiedlichen Auffassungen innerhalb der Clans. Domeki versteht mehr die Gefühle, die sein Chef gegenüber dem Arzt und Kindheitsfreund Kageyama hegt. Er wird immer eifersüchtiger, aber da er Angst hat, seine Position zu verlieren, versteckt er es und begnügt sich mit den wenigen Stunden, die er als Leibwächter an Yashiros Seite verbringen kann.
Während der erste Teil des Bandes ruhig und unaufgeregt erzählt wird, wird es spätestens in der zweiten Hälfte dramatischer. Die Welt der Yakuza wird schärfer und bedrohlicher gekennzeichnet, die Gefahr, die über ihnen schwebt deutlicher. Um zu erzählen, wie Yashiro überhaupt in dieser Welt gelandet ist und welchen Gefallen er an dem Milieu findet, taucht die Mangaka einmal mehr in dessen Vergangenheit ab und erzählt, wie er den perfekten Ort fand, um seine masochistische Art auszuleben. Auch in der Gegenwart hat Yashiro nicht dazugelernt und so wird sein Charakter ihm letztendlich zum Verhängnis. Der Höhepunkt des Bandes stellt ein Mordversuch dar, der Yashiro beinahe das Leben kostet und Domeki in einem Sumpf aus Schuldgefühlen zurücklässt.
Insbesondere der Entwicklung von Domekis Charakter kann man im zweiten Band einmal mehr folgen. Er versteht, dass Kageyama der einzige Mann ist, den Yashiro je wirklich geliebt hat, entwickelt tiefere Gefühle und beginnt Yashiros Verhalten und dessen Verhältnis zu Sex zu verstehen. Gleichzeitig beginnt er zu erkennen, dass er bereit ist, für seinen Chef wirklich alles zu tun. Im Gegensatz zum vorherigen Band wirkt er nicht mehr steif und gefühllos, sondern öffnet sich und hat viele Momente der Angst und Schwäche, insbesondere wenn, durch seine Unaufmerksamkeit, Yashiro verletzt wird. Auch Yashiro scheint sich langsam zu verändert und seine Maske aus Gleichgültigkeit, Sarkasmus und Perversion scheint in der Umgebung von Domeki langsam zu bröckeln. Wenn auch die Entwicklung deutlich schleichender verläuft.
Das Artwork passt sehr gut zum Titel. Kou Yonedas Stil ist erwachsen und realistisch, wodurch sich die Reihe in dem Genre hervorheben kann. Die Mangaka legt den Fokus auf die Figuren, die gut ausgearbeitet sind. Hintergründe sind indes eher einfach gezeichnet oder werden komplett weiß gelassen. Die Panelanordnung indes ist eher genretypisch: Die Mangaka arbeitet mit unterschiedlicher Panelgröße, die sich auch mal überlappen können und nicht immer klar voneinander getrennt sind. Schattierungen und Texturen werden durch Rasterfolie erreicht. Schwierig zuzuordnen sind einige Sprechblasen, die in mehreren Szenen deplatziert wirken und so den Lesefluss stören können.
Wie im ersten Band arbreitet Yoneda auch jetzt wieder mit verschiedenen Erzählperspektiven. Wir wechseln in diesem Band zwischen Doumeki, Yashiro, einem Untergebenen Yashiros und Misumi ab. Dadurch erreicht sie, dass die Leser*innen ein großes Spektrum an Gefühlen und Eindrücken erhalten.
Hervorzuheben gilt es, wie bereits im ersten Band, die Übersetzung. Manga Cult schafft es, die derbe und unverblümte Sprache des Yakuza-Milieus in Deutsche zu übertragen und so auch in den Dialogen und Textpassagen die dunkle Atmosphäre des Settings wiederzugeben.
Fazit
Twittering Birds never Fly zieht im zweiten Band den Spannungsbogen an und sorgt mit einem packenden Höhepunkt dafür, dass die Leser*innen an der Stange bleiben und den Charakteren seelisch viel abverlangt wird. Insbesondere Doumeki gewinnt in diesem Band noch einmal an Tiefe und wir sehen, wie er sich in der Umgebung von Yashiro verändert.
Die Reihe ist insbesondere für Fans des Boys-Love-Genres, die sich eine tiefere und dramatischere Geschichte wünschen. Zu bedenken gilt, dass der Titel für das erwachsene Publikum konzipiert ist und es einmal mehr einige erotische Szenen gibt.
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Andere Meinungen zum Band
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