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Ryo Sumiyoshi ist eine Mangaka, die international vor allem durch ihr düsteres Boys-Love-Werk “MADK” bekannt ist. Inbesondere auf dem US-Markt sind daneben aber auch weitere Werke von ihr erschienen. Unter anderem “Our Torsos Align: Human x Monster Love” bei Seven Seas sowie “Centaurs”, welches derzeit bei ABLAZE auf Englisch veröffentlicht wird.
Auf dem japanischen Markt gehört “Jinba”, wie der Titel im Original heißt, zu den älteren Werken der Mangaka. Die Serie erschien von August 2016 bis März 2020 im Online-Magazin Mato Grosso und wird mit sechs Bänden abgeschlossen sein.

Story&Zeichnungen: Ryo Sumiyoshi | Originaltitel: Jinba | Genre: Fantasy | Verlag: ABLAZE | Aktueller Preis bei Walt’s: 12,99€ (Stand: 11.06.2025) | Der Manga bei Walt’s Comic Shop

Wie war’s?
Die Geschichte spielt in einem fiktiven Japan, das an die Sengoku-Zeit erinnert. In dieser Welt leben Menschen und Zentauren nebeneinander, wobei zwischen verschiedenen Zentaurenstämmen unterschieden wird – etwa den Gebirgs-, Ebenen- und südlichen Zentauren. Anfangs herrschte ein gewisses Gleichgewicht. Die Gebirgszentauren wurden sogar als göttliche Wesen verehrt. Doch im Laufe der Zeit gewannen die Menschen an Macht und begannen, die Zentauren zu unterwerfen. Was einst als Koexistenz begann, verwandelte sich in ein System der Ausbeutung. Zentauren wurden versklavt, verstümmelt und auf ihre Funktion reduziert. Sie dienten als Kriegsmaschinen, Lastentiere oder sogar als Objekte sexueller Begierde.
Wer sich intensiver mit dem Manga auseinandersetzt, erkennt schnell, dass es sich nicht um ein klassisches Fantasy-Märchen handelt. Vielmehr ist „Centaurs“ eine allegorische und mythologisch durchdrungene Erzählung, die Themen wie Kolonialismus, Entmenschlichung und Machtmissbrauch behandelt. Im Mittelpunkt stehen zwei sehr Charaktere: Matsukaze, ein kräftiger Gebirgszentaur mit stoischer Ausstrahlung, und Kohibari, ein wendiger Ebenenzentaur, der bereits in seiner Kindheit von Menschen gefangen genommen und grausam verstümmelt wurde. Beide tragen ihre Narben, äußerlich wie innerlich, und ihre Beziehung beginnt mit Misstrauen. Doch mit der Zeit entwickelt sich zwischen ihnen eine Verbindung, die zum emotionalen Kern der Geschichte wird.
Matsukaze lässt sich gefangen nehmen, um seinen Sohn Gonta zu retten. Kohibari hingegen gehört zunächst zur Gruppe der Menschen, die Matsukaze jagen, doch er verfolgt einen eigenen Plan: Er will fliehen und braucht Matsukazes Stärke, um dies zu schaffen. Aus dieser Zweckgemeinschaft entsteht langsam eine berührende Kameradschaft.
Der Manga nimmt sich die nötige Zeit, um seine Welt Stück für Stück aufzubauen. Statt mit schnellen Actionszenen zu starten, führt er die Leserinnen und Leser behutsam in die gesellschaftlichen Strukturen, die brutale Realität der Zentaurenhaltung und die darin verankerte Ungerechtigkeit ein. Besonders das Worldbuilding ist beeindruckend gelungen. Unterschiede zwischen den verschiedenen Zentaurenstämmen, soziale Spannungen, kulturelle Eigenheiten, alles wird durch Dialoge, prägnante Begegnungen und eindrucksvolle Bilder vermittelt.
Auch wenn Sumiyoshis Zeichenstil in manchen Actionszenen etwas unübersichtlich wirken kann, entfaltet er gerade in ruhigen Momenten seine volle Kraft. Die Detailverliebtheit, die ausdrucksstarke Mimik und insbesondere die Darstellung der Zentauren-Körper beeindrucken nachhaltig. Man bekommt beinahe ein physisches Gefühl für die Kraft, die in diesen Wesen steckt, für die Schwere ihrer Körper und ihrer Lebensumstände. Trotz dieser visuellen Stärke sind die inhaltlichen Themen nicht leicht zu verdauen. Gewalt, Trauma und Identitätsverlust sind allgegenwärtig. Besonders die Szenen, in denen Versklavung und Verstümmelung dargestellt werden, sind erschütternd. Doch nie wirkt der Manga dabei sensationsheischend. Stattdessen bleibt der Ton sachlich, fast schon dokumentarisch.
Was „Centaurs“ aber letztlich davor bewahrt, in reiner Düsternis zu versinken, ist ein zarter Funke von Hoffnung. In der sich entwickelnden Freundschaft zwischen Matsukaze und Kohibari liegt eine stille Hoffnung. Beide haben viel verloren, doch gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach Freiheit, nach Würde und nach einem Ort, an dem sie einfach existieren dürfen, ohne gejagt oder kontrolliert zu werden.
Ein Punkt, den man jedoch nicht verschweigen sollte, ist die Qualität der Übersetzung im ersten Band. Es wirkt stellenweise, als sei der Text durch eine maschinelle Übersetzung gelaufen. Offiziell bestätigt ist das zwar nicht, aber Hinweise im Impressum und Spekulationen von Fans legen diesen Verdacht nahe. Ab dem zweiten Band verbessert sich die sprachliche Qualität spürbar, und spätestens Band drei verzichtet vollständig auf die Beteiligung der fraglichen Übersetzungsfirma. Daher lohnt es sich, am Ball zu bleiben. Es wäre wünschenswert, wenn der erste Band eines Tages überarbeitet wird.
Von Ablaze wird der Manga im Großfromat veröffentlicht. Die Qualität des Papiers sowie die Stabilität des Umschlags kann dabei überzeugen, zumal man nicht mehr bezahlt, als bei anderen größeren Verlagen, die sich mit Manga bereits etabliert haben. Zu Beginn des Bandes gibt es einige Farbseiten.
Fazit
Der erste Band von “Centaurs” überzeugt mit starker Atmosphäre, ungewöhnlicher Figurenzeichnung und relevantem Worldbuilding. Trotz Schwächen in der Übersetzung bietet der Manga einen packenden Auftakt mit Tiefe und emotionalem Gewicht. Wer Fantasy abseits von Klischees sucht, wird hier auf jeden Fall fündig und sollte den Blick in die Reihe wagen.

Der Manga wurde mir freundlicherweise von Walt’s Comic Shop zur Verfügung gestellt. Die Kooperation hat wie immer keinerlei Einfluss auf meine Meinung zu dem Titel. Walt’s Comic Shop gehört zu den größten Online-Shops für US-Comics in Europa und ist in Berlin ansässig. Der Shop bietet eine breite Palette von Comics, Manga und Graphic Novels in englischer Sprache an.
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