Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Wolverine: Snikt! - Manga Rezension

Wolverine: Snikt!

[Anzeige, da Rezensionsexemplar]

“Wolverine: Snikt!” wurde unter Marvels mittlerweile eingestampftem Tsunami-Imprint veröffentlicht, der das Ziel verfolgte, manga-ähnliche Comics zu produzieren, um das Lesepublikum des Unternehmens zu erweitern. Der von Mangaka Tsutomu Nihei geschriebene und gezeichnete Comic wurde 2003 ursprünglich in fünf Ausgaben veröffentlicht.

In Deutschland kam der Titel im Jahr 2004 durch Marvel Deutschland ebenfalls in fünf Heften auf den Markt. Nach mehr als 20 Jahren erlebt das Werk nun eine Neuauflage durch Panini Manga, präsentiert in einem kompakten Taschenbuchband.

trennliniene 1 Manga

Text & Zeichnungen: Tsutomu Nihei | Originaltitel: Wolverine: Snikt! | Übersetzung: Martin Gericke| Genre: Science-Fiction| Verlag: Panini| Preis: 10,00€| mehr Informationen auf der Verlagsseite

trennliniene 1 Manga

Wie war’s?

Wolverine spaziert durch den Central Park von New York City, als ein Mädchen namens Fusa ihm erzählt, dass ihr Volk massakriert wird. Ohne Vorwarnung wird Wolverine von Fusa in das Jahr 2058 transportiert, wo die Menschheit von einer neuen Bedrohung namens Mandaten nahezu ausgelöscht wurde. Angesichts des sicheren Untergangs flehen die letzten Überlebenden Wolverine an, sie vor dem endgültigen Verfall zu bewahren.

“Wolverine – Snikt” präsentiert eine Geschichte, die weder zum Zeitpunkt ihrer Entstehung im Jahr 2003 noch zwanzig Jahre später wirklich bahnbrechend ist. Ein Mädchen reist aus einer 50 Jahre entfernten Zukunft, katapultiert Wolverine in ihre dystopische Heimatzeit und enthüllt eine Welt, die von einem gefährlichen Virus heimgesucht wurde, das nun fleischgeworden ist und den Planeten beinahe vollständig entvölkert hat. Logan steht als einzige Hoffnung da, diese feindliche Spezies daran zu hindern, sich weiter zu verbreiten, denn sein mit Adamantium verstärktes Skelett und seine Klauen sind die einzigen Waffen, die gegen diese Feinde effektiv sind.

Ein Problem des Einzelbandes liegt bereits in der wenig aufregenden Prämisse. Wolverine findet sich allein in einer düsteren Zukunft wieder, um die Menschheit zu retten. Es fehlt an Elementen, die den Leser wirklich packen und die Geschichte einzigartig machen. Die eher generischen Feinde und Landschaften tragen nicht dazu bei, die Fantasie zu beflügeln. Obwohl das technische Niveau des Settings hoch ist, wird es nicht so präsentiert, dass es den Leser auf irgendeine Weise fesselt.

Dazu kommt aus meiner Sicht, dass Wolverine als Charakter kaum eine Funktion hat. Seine Rolle scheint auf die eine Aufgabe beschränkt zu sein: die Feinde zu vernichten. Über seine Persönlichkeit erfahren wir wenig bis gar nichts. Wolverine hat kaum Dialoge und es gibt keinen inneren Monolog, der uns Einblick in seine Gedankenwelt gewährt. Manchmal hat man das Gefühl, dass man ihn problemlos durch eine beliebige andere Figur ersetzen könnte, ohne dass sich die Handlung wesentlich verändern würde. Besonders angesichts der Fähigkeit von Nihei, fesselnde Science-Fiction-Settings zu erschaffen, hätte man hier mehr erwartet.

Der Einzelband erschien in Vollfarbe, wobei Nihei für die Zeichnungen verantwortlich war und das amerikanische Studio GURU-eFX die Kolorierung übernahm. Die Farbpalette des Studios besteht aus düsteren, matschigen Verläufen und Flecken. Obwohl beeindruckende Panels existieren, auf denen die Mandaten-Kreaturen sich auf groteske Weise formen, scheint die Farbe gleichzeitig die Schärfe von Niheis Linien zu mindern und dem Werk an Dynamik zu nehmen. Ein Großteil der gewohnten Dynamik in Niheis Arbeiten wird von den Farbeffekten verschluckt, die manchmal den Eindruck vermitteln, dass Objekte oder Figuren steif in der Luft schweben.

Dennoch lassen sich Anzeichen von Niheis eigener künstlerischer Persönlichkeit erkennen: Die Auseinandersetzung des Cartoonisten mit der Verfallskörperlichkeit wird zwischen den zerfallenen Strukturen der Zukunft und den mechanischen antagonistischen Spezies deutlich.

Für jene, die einen direkten Vergleich zwischen den Schwarz-Weiß-Zeichnungen und der colorierten Version suchen, bietet der Anhang des Bandes eine aufschlussreiche Gegenüberstellung. Hier werden die Ursprungszeichnungen von Nihei neben der finalen farbigen Version des Comics präsentiert. Diese visuelle Abwägung ermöglicht es, die Auswirkungen der Farbgebung auf Niheis ursprüngliche Linienführung und künstlerische Intention zu erkennen.

Panini Manga hat sich dazu entschlossen, den Band in einem Großformat herauszubringen. Angesichts des Drucks in Vollfarbe ist der Preis von zehn Euro dabei durchaus fair. Als Extra gibt es zudem einen Artprint.

Fazit

Auch wenn ich den Einblick in dieses interessante Comic-trifft-Manga-Projekt interessant fand, muss ich sagen, dass ich mir mehr von dem Band erhofft habe. Aus Sicht eines Mangalesers hat der Band für mich nicht viel parat gehabt und mir fehlte die Tiefe oder etwas, mit dem er mir in Erinnerung bleibt.

Dennoch könnte der Einzelband sicherlich Marvel-Fans zusagen, die Lust haben, sich auf den interessanten Stil von Nihei einzulassen.

trennliniene 1 Manga

Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Panini Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

Schreibe einen Kommentar

Cookie Consent mit Real Cookie Banner