Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

EAT Manga

EAT

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Mangaka Nagabe ist international vor allem für seine Reihe “Siúil, a Rún: Das fremde Mädchen” bekannt, hat aber daneben bereits zahlreiche andere Werke auf dem internationalen Markt veröffentlicht. Darunter auch eine vielzahl von Einzelbänden. Zu denen gehört auch EAT, welches durch Seven Seas kürzlich auf dem US-Markt erschienen ist.

EAT erschien von April 2022 bis zum Juni 2023 im Boys-Love-Magazin Be x Boy GOLD.

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Story&Zeichnungen: Nagabe | Originaltitel: EAT | Genre: Boys Love | Verlag: Seven Seas | Aktueller Preis bei Walt’s: 13,19€ (Stand: 02.04.2025)| Der Manga bei Walt’s Comic Shop

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Wie war’s?

Nagabe ist bekannt für seine einzigartigen anthropomorphen Boys-Love-Geschichten, die oft über das rein Romantische hinausgehen und tiefere, manchmal verstörende psychologische Themen erkunden. Mit EAT betritt er eine deutlich andere, fetischlastigere Richtung.

In einer Welt, in der anthropomorphe Tiere zusammenleben, dreht sich EAT um den strengen Jura-Professor Lufria, einen Wolf, und seinen Studenten Gulla, einen massiven, gefräßigen Ziegenbock. Was zunächst wie eine ungleiche Beziehung zwischen Jäger und Beute erscheint, wird schnell auf den Kopf gestellt: Lufria ist besessen von der Vorstellung, verspeist zu werden, während Gulla nichts mehr liebt, als zu essen. Ihre ungewöhnliche Beziehung entwickelt sich zu einem Spiel zwischen Verlangen, Kontrolle und dem ultimativen Opfer.

Nagabe nutzt die typische Boys-Love-Inszenierung, um ein völlig unkonventionelles Begehren zu thematisieren. Es geht nicht um klassische romantische Liebe, sondern um die extreme Faszination für Konsum im wortwörtlichen Sinn. Die Rollen von Jäger und Beute sind vertauscht, und die Geschichte bewegt sich auf einer schmalen Gratwanderung zwischen Fetisch, Horror und existenziellen Fragen.

Interessant ist, dass der Manga sich nicht explizit mit Erotik auf körperlicher Ebene beschäftigt, sondern vielmehr mit psychologischen und symbolischen Aspekten von Lust und Kontrolle. Diese Mischung aus verstörender Faszination und emotionaler Distanz könnte jedoch nicht für jeden Leser funktionieren.

Nagabes Artstyle ist unverkennbar: zart, fast skizzenhaft, mit einer leicht melancholischen Note. Dies passt perfekt zur düsteren Thematik von EAT. Die Körperproportionen der Figuren sind bewusst ungewöhnlich gesetzt: Gulla, der Ziegenbock, ist massig und dominant, während Lufria, der Wolf, dünn und fast zerbrechlich wirkt. Diese physischen Unterschiede unterstreichen die ungewöhnliche Dynamik ihrer Beziehung und erzeugen eine interessante visuelle Spannung.

Nagabe setzt auf eine subtile, aber wirkungsvolle Erzählweise, die sich in der atmosphärischen Gestaltung der Panels widerspiegelt. Der Manga spielt mit Licht und Schatten, um die düstere Stimmung und die unterschwellige Bedrohlichkeit der Thematik zu verstärken. Besonders in den Momenten, in denen Lufria seiner Sehnsucht nachgegeben hätte, sorgt die detailreiche Darstellung für eine intensive Wirkung auf den Leser.

Die Panels setzen stark auf ausdrucksstarke Mimik und Symbolik, wodurch das unausgesprochene Verlangen zwischen den Charakteren eindrucksvoll vermittelt wird. Die Szenen, in denen Gulla seinen Appetit offenbart oder Lufria sich seiner dunklen Sehnsucht hingibt, werden durch Nagabes typischen, fast skizzenhaften Stil besonders intensiv. Die Reduktion auf das Wesentliche sorgt dafür, dass sich der Fokus auf die Emotionen und die Körpersprache der Charaktere richtet, ohne von überflüssigen Details abgelenkt zu werden. Dadurch entsteht eine Atmosphäre, die zwischen Anziehung, Bedrohung und Faszination changiert.

So interessant die Prämisse von EAT auch ist, bleibt die Geschichte auf einer oberflächlichen Ebene. Die psychologischen Hintergründe der Figuren werden nur angedeutet, und der Manga bleibt relativ kurz, wodurch einige Aspekte unerforscht bleiben. Besonders problematisch ist die Darstellung des Übergriffs, den Lufria in seiner Highschool-Zeit erlebt hat. Statt dies als Trauma aufzuarbeiten, wird es als bloßer Aufhänger für seinen Fetisch verwendet, was auf mich moralisch fragwürdig wirkt. Eine tiefere Auseinandersetzung mit diesem Aspekt hätte die Geschichte deutlich bereichern können.

Leser, die eine tiefgehende emotionale Verbindung oder eine klassische Liebesgeschichte erwarten, dürften hier eher enttäuscht zurückbleiben. Wer jedoch eine unkonventionelle, fetischlastige Story sucht, die mit Tabus und ungewöhnlichen Begehrlichkeiten spielt, dürfte an EAT Gefallen finden. Die Geschichte ist mehr ein Experiment über Verlangen und Macht als eine klassische Romanze, was je nach Lesergeschmack entweder als faszinierend oder als zu befremdlich empfunden werden kann.

Fazit

EAT ist ein einzigartiger, provokanter Boys-Love-Manga, der sich von herkömmlichen romantischen Erzählungen abhebt. Er ist nicht für jeden geeignet, aber für Leser, die sich für ungewöhnliche psychologische Dynamiken interessieren, bietet er eine interessante Erfahrung. Wer jedoch einen emotional tiefgehenden oder romantischen Boys-Love-Titel erwartet, wird hier nicht fündig. In diesem Fall wäre Nagabes Monotone Blue vielleicht die bessere Wahl.

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Der Manga wurde mir freundlicherweise von Walt’s Comic Shop zur Verfügung gestellt. Die Kooperation hat wie immer keinerlei Einfluss auf meine Meinung zu dem Titel. Walt’s Comic Shop gehört zu den größten Online-Shops für US-Comics in Europa und ist in Berlin ansässig. Der Shop bietet eine breite Palette von Comics, Manga und Graphic Novels in englischer Sprache an.

Viele Titel sind direkt bestellbar. Seid ihr auf der Suche nach bestimmten Titeln, könnt ihr auch direkt per E-Mail an das Team wenden.

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