Yuuri Eda gehört zu den bekannten Namen im Boys-Love-Genre. Seit ihrem Debüt im Jahr 2000 mit Natsu no Shio aus der „Uozumi-kun“-Reihe hat sie eine Vielzahl an BL-Werken veröffentlicht. Zu ihren bekanntesten Werken zählen unter anderem Negotiator, Manga-ka und die Nez-Reihe. 2022 erschien ihr Roman “Eternal Yesterday” (im Original: Eien no KinouI). Eine achtteilige Live-Action-Adaption wurde im selben Jahr veröffentlicht. Auf Deutsch erscheint der Roman bei Hayabusa.

Story: Yuuri Eda | Originaltitel: Eien no KinouI | Übersetzung: Jan Lukas Kuhn| Genre: Drama, Slice of Life, Boys Love| Verlag: Hayabusa| Preis: 15,00€ | Weitere Informationen zum Titel

Wie war’s?
“Eternal Yesterday” von Yuuri Eda ist ein Roman, der auf den ersten Blick als klassische Boys-Love-Geschichte erscheint, sich jedoch als Erzählung über Liebe, Verlust und die Vergänglichkeit des Lebens entpuppt.
Im Zentrum der Geschichte, die stark auf die Dynamik zwischen den beiden gegensätzlichen Hauptcharakteren setzt, stehen Mitsuru und Koichi. Mitsuru ist introvertiert und zurückgezogen, während Koichi das genaue Gegenteil verkörpert: ein strahlender, fröhlicher Junge, der immer im Mittelpunkt steht. Als sie sich begegnen, entwickelt sich langsam eine tiefe Verbindung, die schließlich in einer romantischen Beziehung mündet. Doch ein gewöhnlicher Morgen verwandelt sich in eine verheerende Tragödie, als Koichi von einem LKW erfasst wird – und trotz seines offensichtlichen Todes weiterhin lebt, zumindest aus Mitsurus Sicht. Diese surreale Wendung verleiht der Geschichte einen Hauch von Melancholie und Unbehagen, auch, weil die Menschen um sie herum Koichi nach und nach vergessen, als ob er nie existiert hätte.
Der Roman wird aus der Sicht von Mitsuru erzählt und wir tauchen in seine Gefühle und Gedanken ein, während er versucht, den Widerspruch zwischen Koichis fortbestehender Präsenz und seinem offensichtlichen Tod zu verarbeiten. Die Tatsache, dass Mitsuru Koichis „Unleben“ akzeptiert und sogar versucht, ihre Beziehung trotz der Umstände weiterzuführen, verleiht der Geschichte eine bittersüße Note. Doch im Hintergrund lauert stets die Erkenntnis, dass Koichi allmählich „verschwindet“, sowohl aus der Erinnerung der anderen als auch aus dem Leben selbst.
Koichis Zustand – weder lebendig noch tot – ist dabei nicht nur ein übernatürlicher Kniff, sondern kann gleichzeitig als Metapher für den Schmerz des Verlusts und die Schwierigkeit des Loslassens gesehen werden. Mitsuru kämpft nicht nur mit seiner Liebe zu Koichi, sondern auch mit der Erkenntnis, dass er ihn früher oder später endgültig verlieren wird. “Eternal Yesterday” ist keine Geschichte über ewiges Glück und ein Happy End in der Liebe, sondern über den unvermeidlichen Abschied und die Frage, wie man mit dem Schmerz des Verlusts weiterleben kann.
Die Darstellung von Mitsuru und Koichi ist im Großen und Ganzen recht stereotypisch für das Boys-Love-Genre. Mitsuru wird als der stoische, verschlossene Charakter dargestellt, der seine Gefühle nur schwer zeigen kann, während Koichi der fröhliche, optimistische Junge ist, der immer für ein Lächeln sorgt. Diese Rollenverteilung bleibt auch im Laufe der Geschichte weitgehend bestehen. Die Tiefe der Geschichte resultiert dabei weniger aus der Entwicklung der Charaktere selbst, sondern vielmehr aus den Umständen, in denen sie sich befinden.
Der Roman wird durchweg aus der Ich-Perspektive verfasst und ist einer leichten Sprache geschrieben, die sich auf das Wesentliche beschränkt und nur selten zu ausufernden Beschreibungen der Umgebung neigt. Dadurch fällt der Einstieg in das Erzählte leicht, ich hatte aber das Gefühl, mit würde noch ein bisschen was fehlen. Auch, was die Gefühle der Figuren angeht. Diese werden trotz der Tiefe und Bedeutung der Situation doch recht nüchtern abgebildet.
Auch wenn die Gefühle zwischen den Figuren im Mittelpunkt stehen, so beinhaltet der Roman zwei explizitere Szenen, von denen insbesondere die zweite, der mehr Bedeutung im Handlungsverlauf beizumessen ist, länger ist. Dennoch ist der Roman auch denjenigen zu empfehlen, die explizitere Szenarien in Liebesgeschichten nicht mögen.
Von Hayabusa wird “Eternal Yesterday” im Großformat mit Klappbroschur herausgegeben.
Fazit
Insgesamt ist “Eternal Yesterday” ein Roman, der mit leisen Tönen und viel Subtilität über die großen Themen des Lebens spricht: Liebe, Tod und die Frage, wie man mit dem Verlust eines geliebten Menschen umgeht. Trotz einiger Schwächen in der Charaktertiefe bietet “Eternal Yesterday” eine einfühlsame Erzählung, die über eine einfache Boys-Love-Geschichte hinausgeht und tiefere, universelle Themen anspricht.

Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Carlsen zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!