[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
“Afro Samurai” ist eine multimediale Franchise, die als Doujinshi -Manga von Takashi Okazaki begann. Es wurde ursprünglich von November 1998 bis September 2002 in unregelmäßigen Abständen in dem Dôjinshi-Manga-Magazin Nou Nou Hau veröffentlicht. Inspiriert von Okazakis Liebe zu Soul- und Hip-Hop-Musik und amerikanischen Medien.
Der Dôjinshi wurde 2007 von Gonzo in eine Anime-Miniserie adaptiert. 2009 folgte eine Fernsehfilm-Fortsetzung. Der Anime wurde vor allem durch die eindrucksvolle Animation und die Beteiligung prominenter Persönlichkeiten wie Samuel L. Jackson, der die Stimme von Afro lieh, und RZA von der Wu-Tang Clan, der den Soundtrack komponierte, bekannt.
Nach der Veröffentlichung der Anime-Serie überarbeitete Okazaki den Doujinshi in zwei Mangabände. Die Reihe erschien in Deutschland bereits im Mai 2011 in Einzelbänden bei Carlsen Manga. Die Edition ist inzwischen verlagsvergriffen. Im Juli 2024 erfolgte durch Carlsens Imprint Hayabusa die Neuauflage in einem Sammelband.
Text & Zeichnungen: Takashi Okazaki | Originaltitel: Afro Samurai | Übersetzung: Philip Meckseper | Genre: Action| Verlag: Hayabusa| Preis: 24,00€ | mehr Informationen auf der Verlagsseite
Wie war’s?
“Afro Samurai” erzählt die Geschichte von Afro, einem einsamen Samurai, der sich auf einem erbarmungslosen Rachefeldzug befindet. Afro ist der Träger des „Nummer 2“-Stirnbands, das ihn zum zweitstärksten Krieger der Welt macht. Sein Ziel ist es, den Träger des „Nummer 1“-Stirnbands zu besiegen, um den Tod seines Vaters zu rächen, der von eben jenem Krieger getötet wurde. Afro muss zahlreiche Gegner überwinden, die alle nach seinem Stirnband trachten, da nur der Träger des „Nummer 2“-Stirnbands den „Nummer 1“-Krieger herausfordern kann.
“Afro Samurai” ist ein Manga, der durch seinen markanten visuellen Stil und intensive Action besticht. Die kunstvolle Darstellung von Kämpfen und die detailreiche Umgebung ziehen den Leser sofort in ihren Bann. Die Mischung aus feudal-japanischer und futuristischer Ästhetik schafft eine einzigartige Atmosphäre, die an klassische Samurai-Filme und moderne Actionfilme erinnert. Die kompromisslose Darstellung von Gewalt und Rache, gepaart mit dynamischen Panelübergängen und den Einsatz von schwarz-weißen Kontrasten sowie roten Bluteffekten, verleihen den Szenen eine besondere Dramatik.
Doch trotz der beeindruckenden Optik fällt der Manga inhaltlich in mehreren Bereichen deutlich ab. Die Handlung ist äußerst simpel und wirkt oft zu linear, obwohl die Botschaft durchaus tiefgründig ist. Nämlich, dass Rache, in welcher Form auch immer, immer sinnlos ist und dir, deinen Lieben und anderen mehr nimmt, als du jemals zurückbekommen wirst.
Afro, der Protagonist, hat wenig Tiefe und entwickelt sich kaum. Er erscheint eher als Werkzeug der Rache denn als komplexer Charakter, was es schwer macht, sich mit ihm zu identifizieren oder seine Reise emotional nachzuvollziehen. Auch die Nebenfiguren sind oft nur Kanonenfutter. Sie haben kurze Auftritte, wenig Hintergrund und verschwinden ebenso schnell wieder aus der Handlung, was die Tiefe der Geschichte erheblich mindert. Es fehlt auch an emotionalen Momenten oder tieferen Verbindungen zu den Charakteren. Afros Motivation, Rache für seinen Vater zu nehmen, wird nicht ausreichend erforscht, was dazu führt, dass die Geschichte oberflächlich bleibt. Die Erklärungen und Hintergrundgeschichten im Manga sind oft schwach und verwirrend. Es fehlt an klarer Exposition, was dazu führt, dass einige Aspekte der Welt und der Handlung unverständlich bleiben.
Ein weiteres großes Problem sind die in Kämpfen manchmal unübersichtlichen Illustrationen. Trotz der beeindruckenden Details sind viele Szenen zu überladen, was es schwierig macht, den Kämpfen zu folgen. Die ständigen visuellen Effekte und das Durcheinander auf den Seiten können anstrengend sein und lenken vom eigentlichen Geschehen ab.
Positiv herauszuheben ist die Umsetzung durch Hayabusa Manga. Der Verlag bringt den Titel in einem Sammelband mit Klappbroschur und hochwertigen Papier und einer edel wirkenden Coververedlung heraus. Am Ende des Bandes findet man zudem zahlreiche Übersetzungsanmerkungen, Zusatzillustrationen sowie ein Interview und Informationen zum Mangaka.
Fazit
Insgesamt ist “Afro Samurai” ein Manga, der visuell beeindruckt, aber mich inhaltlich enttäuscht. Die stilvolle Darstellung und die intensive Action können die schwache Handlung und die flachen Charaktere nicht vollständig ausgleichen.
Für Fans von optisch ansprechenden und actiongeladenen Geschichten mag der Manga dennoch einen Blick wert sein. Wer jedoch eine tiefgründige und fesselnde Story erwartet, wird hier eher enttäuscht. Ich empfehle “Afro Samurai” vor allem Lesern, die Wert auf stilvolle Action legen und sich an einer simplen Handlung nicht stören. Für diejenigen, die eine tiefere Charakterentwicklung und eine komplexere Story suchen, gibt es jedoch bessere Alternativen im Manga-Universum.
Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Hayabusa Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!