[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
“Fenrir” nimmt sich genau dieser Herausforderung an und versetzt die Leser in die mongolische Steppe des 12. Jahrhunderts, eine Zeit der Machtkämpfe, der rauen Lebensbedingungen und der Geburt einer Legende. Der Manga erzählt eine alternative Version der frühen Jahre von Temujin, dem späteren Dschingis Khan, und würzt diese mit einem Hauch von Mystik und übernatürlichen Einflüssen.
Autor Chugaku Akamatsu hat sich mit Werken wie “Hidan no Aria” und “Yagate Maken no Aliceball” einen Namen gemacht. Mit Fenrir wagt er sich an ein historisches Abenteuer, das mit mystischen und fantastischen Elementen angereichert ist. Die Geschichte wird zeichnerisch von Mioko Ohnishi umgesetzt, deren Stil sich durch scharfe Konturen und detaillierte Charakterdesigns auszeichnet. Ihr realistischer Zeichenstil trägt dazu bei, die mongolische Steppe und ihre raue Lebensweise eindrucksvoll darzustellen.
In Japan erschien der Titel von August 2018 bis November 2021 in der Big Gangan und umfasst insgesamt vier Print-Bände. Auf dem deutschen Markt liegt die Lizenz für die Reihe bei Panini Manga, wo Fenrir seit Oktober 2024 erscheint.

Text: Chugaku Akamatsu | Zeichnungen: Mioko Ohnishi | Originaltitel: Fenrir | Übersetzung: Burkhard Höfler | Genre: Historie, Fantasy | Demografische Zielgruppe: Seinen | Verlag: Panini Manga | Preis: 8,99€ | der Manga auf der Verlagsseite

Wie war’s?
Nach einem packenden ersten Band setzt der zweite Band die Geschichte fort – mit neuen Herausforderungen, Intrigen und ersten bedeutenden Allianzen.
Ein entscheidender Moment in diesem Band ist Temujins Begegnung mit Toghril Khan, einem mächtigen Anführer, der sich zunächst als Verbündeter anbietet. Doch Temujin ist sich bewusst, dass hinter Toghrils Unterstützung auch Eigennutz steckt. Dennoch ist diese Allianz ein erster Schritt auf dem langen Weg zur Macht. Gleichzeitig muss er sich gegen die Tayichud behaupten, die sich in einer nahezu uneinnehmbaren Festung verschanzt haben. Der Angriff auf diese Festung wird zur ersten großen Bewährungsprobe für Temujin und seine Krieger.
Ein weiterer interessanter Aspekt ist Temujins Begegnung mit drei Kriegern, die eine entscheidende Rolle in seinem Streben nach Einheit spielen könnten. Doch bevor sie sich seiner Sache anschließen, muss Temujin sie von seinem Weg überzeugen. Seine Argumentation ist überzeugend, doch es bleibt abzuwarten, ob diese Männer ihm tatsächlich loyal folgen werden.
Ein großer Pluspunkt des zweiten Bandes ist die Weiterentwicklung von Temujins Charakter. Während er im ersten Band noch stärker von seinen Emotionen geleitet wurde, tritt er nun als überlegter und strategischer Anführer auf. Sein Charisma und seine Überzeugungskraft werden besonders deutlich, als er drei außergewöhnliche Krieger für seine Sache gewinnen muss. Sein diplomatisches Geschick zeigt sich in einem eindringlichen und wohlüberlegten Dialog, mit dem er die Skepsis dieser Männer überwindet. Dieser Aspekt verleiht der Geschichte eine gewisse Tiefe und hebt sie von vielen anderen historischen Action-Mangas ab.
Zugleich wird seine Entwicklung als Führungspersönlichkeit immer greifbarer. Er wird nicht nur von seinen persönlichen Überzeugungen getrieben, sondern muss auch schwierige Entscheidungen treffen, die sein eigenes moralisches Verständnis herausfordern. Dabei zeigt sich eine neue Facette seines Charakters: Er wird zunehmend pragmatisch und erkennt, dass der Weg zur Einheit nicht nur über Friedensreden, sondern auch durch strategische Gewalt führen kann.
Die mysteriöse Fenrir, die Temujin einst das Leben rettete, tritt auch in diesem Band wieder auf, allerdings bleibt ihre Rolle weiterhin unklar. Sie fungiert als Ratgeberin, die ihn in seinen Idealen bestärkt, aber sie tritt kaum aktiv in Erscheinung. Dies führt dazu, dass ihr Potenzial als mythisches Wesen mit übernatürlichen Fähigkeiten wenig ausgeschöpft wird. Während Temujin als Charakter eine starke Entwicklung durchläuft, bleibt Fenrir eher im Hintergrund, was gerade in einem Manga mit Fantasy-Elementen eine vertane Chance sein könnte.
Obwohl “Fenrir” mit interessanten Charakteren und einer spannenden Prämisse punktet, ist das Erzähltempo im zweiten Band auffällig langsam. Die Geschichte kommt nur schleppend voran, und obwohl die Vorbereitungen auf die großen Auseinandersetzungen wichtig sind, wirkt es stellenweise, als würde die Handlung auf der Stelle treten. Da die Serie auf nur vier Bände ausgelegt ist, stellt sich die Frage, wie die gesamte Geschichte von Temujins Aufstieg in so wenigen Kapiteln erzählt werden soll. Es ist wahrscheinlich, dass die Geschichte sich auf die Eroberung der Steppen beschränkt und der eigentliche Mythos um Dschingis Khan nur angerissen wird.
Von Panini Manga wird der Titel in seinem handelsüblichen Taschenbuchformat herausgegeben. Darüber hinaus ist der Band mit einer Farbseite ausgestattet.
Fazit
Der zweite Band von “Fenrir” setzt die Geschichte um Temujins Aufstieg mit interessanten Entwicklungen fort, zeigt aber auch einige Schwächen. Während Temujins Charakter zunehmend an Tiefe gewinnt, bleibt Fenrir als mystische Begleiterin überraschend passiv. Die Story schreitet nur langsam voran, was angesichts der begrenzten Anzahl an Bänden problematisch sein könnte. Dennoch überzeugen die starken Kampfszenen, die atmosphärischen Zeichnungen und die gelungene Mischung aus Historie und Fantasy.

Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Panini Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!