Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

K - Taniguchi - Manga Review

K

Jiro Taniguchi ist weltweit als einer der renommiertesten Manga-Zeichner bekannt. Seine Werke werden auf Deutsch bei Carlsen und Schreiber & Leser veröffentlicht. Eines davon möchte ich euch heute mit “K” vorstellen.

Jiro Taniguchi ist weltweit als einer der renommiertesten Manga-Zeichner bekannt. Seine Werke werden auf Deutsch bei Carlsen und Schreiber & Leser veröffentlicht. Vor einigen Wochen habe ich “Gipfel der Götter” von Taniguchi gelesen und kurz darauf ein weiteres Werk des Mangakas entdeckt, das sich den Bergen widmet: “K”.

Wie “Gipfel der Götter” ist auch “K” in Deutschland bei Schreiber & Leser erschienen, die einige Taniguchi-Werke in ihrem Portfolio haben. Das Werk wurde erstmals 1988 veröffentlicht und erschien 1993 in Japan in einem Sammelband.

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Text: Shiro Tosaki | Zeichnungen: Jiro Taniguchi | Originaltitel: Hiraeth wa Tabiji no Hate | Übersetzung: Tsuwame und Resel Rebiersch| Genre: Drama, Abenteuer | Demografische Zielgruppe: Seinen | Verlag: Schreiber & Leser | Preis: 16,95€ |In einem Band abgeschlossen | mehr Informationen auf der Verlagsseite

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Wie war’s?

K ist ein außergewöhnlicher japanischer Bergsteiger und der Protagonist dieser Kurzgeschichtensammlung, die von Shiro Tosaki geschrieben und von Jiro Taniguchi illustriert wurde. Der Band besteht aus fünf Kurzgeschichten, die jeweils einem hohen Berg gewidmet sind, beginnend mit dem mythischen K2. Es ist eine Hommage an den Mut der Bergsteiger, die unzugängliche Berge besteigen, die so unnahbar und geheimnisvoll sind, dass man sie mit launischen Gottheiten vergleichen könnte. Jede Geschichte ist in sich abgeschlossen und in ein oder zwei Kapitel unterteilt, in denen der Held eine besonders komplexe Wand erklimmt und dabei oft sein Leben riskiert.

Wie der Titel schon sagt, geht es in diesem Einzelband von Taniguchi und Tosaki um die enge, aber auch gefährliche Beziehung zwischen einem Berg und dem Bergsteiger, der ihn zu besteigen versucht. Die Geschichten in “K” handeln von Aufstiegen bis an die Grenzen des Möglichen, von Rettungen auf Messers Schneide, ausgeführt von K, einer geheimnisvollen Figur, deren wahre Identität in einem der Kapitel enthüllt wird. Jede Geschichte trägt den Titel eines Gipfels, den K erklimmen muss, um ein Leben zu retten, sich dem göttlichen Willen zu widersetzen oder die Leiche eines Kameraden zu bergen. Es sind atemberaubende, schwindelerregende Geschichten, die zwischen Himmel und Erde schweben, in einem prekären Gleichgewicht auf den Felsplatten, die K erklimmt, langsam, Augenblick für Augenblick, einen Fuß auf dem Abgrund und den Blick ins Unermessliche gerichtet.

Die Botschaft des Mangas ist klar: Die Berge sind ein Ort der Träume, aber auch der Gefahren. Ohne gründliche Vorbereitung, ohne eine voll ausgebildete körperliche Verfassung haben sie immer das letzte Wort und werden zu einem Synonym für Tod und leid.

Durch Taniguchis Zeichnungen erwacht der Berg zum Leben. Seine Illustrationen fangen die Kraft, Brutalität und Unerbittlichkeit dieser Natur, aber auch die Faszination, die sie auf uns ausübt, ein. Man hat fast den Eindruck, eine lebensgroße Reportage über den Berg vor sich zu haben, so viel Arbeit wurde vom Mangaka in die Panels gesteckt. Man spürt die Rauheit der Wände, die Kälte der Winde, die Brutalität der Lawinen, die Gefahr, die von allem ausgeht, was herunterfallen oder sich lösen kann.

Im Mittelpunkt der Sammlung steht K, ein mysteriöser Bergsteiger, der schier übernatürliche Kräfte besitzt und die Berge zu verstehen scheint. Er fordert den Berg heraus und überwindet ihn, weil er auch ein Teil von ihm ist. Seine extreme Demut ist seine Stärke. Mit K stellen das Duo keinen Hitzkopf in den Mittelpunkt, sondern einen rationalen Menschen, der vor der Entscheidung, einen Berg zu besteigen, nachdenkt und nicht den Verlockungen des Geldes oder des Ruhms nachgibt. Es ist vielmehr ein sehr respektvolles Duell zwischen Mensch und Natur, das wir in diesen Geschichten erleben. Er besteigt Gipfel, aber immer mit Demut und vergisst nie das Quäntchen Glück, das ihn zu solchen Leistungen befähigt. Dies wird auch durch ein Ritual verstärkt, das er vor jeder Besteigung durchführt, bei der er glaubt, dass er nicht zurückkehren könnte.

Während Taniguchis Zeichnungen packend sind, hapert es bisweilen an der nicht immer überzeugenden Umsetzung der Handlung. Die Geschichten sind zwar durch K verbunden, doch mit der Zeit entsteht der Eindruck, dass sie fast austauschbar nebeneinanderstehen. Die Moral und der Verlauf sind im Wesentlichen gleich, und viele Geschichten leiden an einem abrupten Ende. Es wäre wünschenswert gewesen, im Laufe des Bandes eine gewisse Entwicklung mitzuerleben oder dass die letzte Geschichte eine Art Abschluss geboten hätte. Stattdessen hat man das Gefühl, Momente des Lebens zu erleben, die vom Rest losgelöst sind und zu denen man jederzeit zurückkehren und auf die gleiche Weise wieder anfangen könnte. Außerdem ähneln sich alle Geschichten in ihrer Grundstruktur, was gelegentlich für Längen sorgen kann, da man den Ausgang bereits erahnen kann.

Es sollte auch erwähnt werden, dass Tosaki und Taniguchi viel mit Erklärungen arbeiten, um die Geschichte zu erzählen. Oft berichtet uns der Erzähler, was K genau tut und warum. Infolgedessen ist K für einen Taniguchi-Manga ungewöhnlich wortreich.

Von Schreiber & Leser wird der Band in gewohnter Qualität veröffentlicht. Man erhält hochwertiges Papier sowie eine Klappbroschur. Da der Band zudem mit circa 290 Seiten relativ dick ist, ist aus meiner Sicht der Preis durchaus gerechtfertigt.

Fazit

“K” ist meiner Meinung nach nicht der beste Taniguchi, den ich jemals gelesen habe, hat aber durchaus seine Daseinsberechtigung in jeder Taniguchi-Sammlung. In diesem recht alten Werk sieht man bereits Ansätze von dem, was später in einer seiner bekanntesten Serien “Gipfel der Götter” ebenfalls eindrucksvoll zum Einsatz kommt. Die Umsetzung der Botschaft des Duos gelingt meisterlich, wenn leider auch mit einigen Längen durch wiederholende Szenarien.

Ich würde “K” nicht unbedingt als Einstiegstitel in das Universum von Taniguchi empfehlen, wenn man sich aber besonders an den detaillierten Landschaftsaufnahmen des Mangakas erfreut und sein Können, intensive Stimmung aufzubauen, ist man hier allemal an der richtigen Adresse.

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