[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
Die letzten Monate standen bei Egmont ganz im Zeichen der Mangaka Rumiko Takahashi. Neben dem Nachdruck der Inu Yasha-Bände und der Neuausgabe von Ranma 1/2 folgt nun mit Mermaid Saga ein weites Werk der Zeichnerin, welches Egmont in Form eines Hardcover-Sammelbandes auf den Markt bringt.
Ursprünglich erschienen die neun Kurzgeschichten von 1984 bis 1994 im Manga-Magazin Shonen Sunday des Verlags Shogakukan. Später wurden sie in drei Bänden zusammengefasst. Auf dem deutschen Markt erschien die Reihe erstmals 2001 und 2022 in vier Bänden bei Egmont Manga. Diese Bände sind inzwischen verlagsvergriffen.
Rumiko Takahashi erhielt 1989 für Mermaid Saga den 20. Seiun-Preis. 2003 wurde zudem eine 13-teilige Animeserie zu dem Titel ausgestrahlt.
Text&Zeichnungen: Rumiko Takahashi| Originaltitel: Ningyo no Mori | Übersetzung: Ute Maaz, Yayoi Okada-Willmann| Verlag: Egmont Manga | Zielgruppe: Shonen | Genre: Drama, Mystery, Horror | Preis: 32,00€ | Hardcover im Großformat | In einem Band abgeschlossen | Weitere Informationen & Leseprobe
Wie war’s?
Mermaid Saga dreht sich um Yuta und Mana, die, nachdem sie das Fleisch einer Meerjungfrau aßen, ewiges Leben und jugendliche Schönheit erhielten.
Yuta ist seit 500 Jahren am Leben und hat es satt, durch die Welt zu streifen. Er ist auf der Suche nach einer anderen Meerjungfrau, die den Fluch, der auf ihm lastet, aufhebt, damit er alt werden, das Leben genießen und endlich in Ruhe sterben kann. Im ersten Kapitel trifft er auf das Teenager-Mädchen Mana, die in einem einsamen Bergdorf gefangen gehalten wird. Nachdem er Mana rettet, begleitet sie ihn auf seiner Reise durch Japan.
Der Manga erzählt von ihren Reisen in Episoden, die jeweils ein oder zwei Kapitel lang sind und sich auf eine Gruppe verschiedener Menschen konzentrieren. Die Geschichten drehen sich alle um Meerjungfrauen und die Macht, die ihr Fleisch verleiht, aber sie sind alle einzigartig und unterscheiden sich voneinander. Jede von ihnen befasst sich mit einem anderen Aspekt der Unsterblichkeit oder der Suche nach dem Fleisch und ist dadurch in der Lage, die dunklen Seiten des Menschen zu erforschen. Dadurch ist viel Abwechslung in Bezug auf Ton und Charaktere geboten. Das Tempo der einzelnen Geschichten ist recht hoch, aber die Episoden selbst interessant und vielschichtig.
Der Band unterscheidet sich recht deutlich von den bekannten Werken der Mangaka und Takahashi siedelt die Geschichten eher im Horror-/Mystery-Bereich an. Nicht alle Geschichten haben die gleiche Qualität und es kommt sicherlich auch auf den jeweiligen Geschmack an, welche der Episoden am meisten zusagt.
Ich persönlich hätte gerne noch mehrere Seiten mit der Auftaktgeschichte verbracht, die viele spannende Elemente beinhaltete: Irreführung, Täuschung, Geheimnisse und seltsame Gemeinschaften. Im Mittelpunkt steht Yuta, der auf der Suche nach einer Meerjungfrau auf ein seltsames Dorf stößt, das nur von alten Frauen und einem jungen Mädchen bewohnt wird, das sein ganzes Leben lang dort gefangen war. Das Geheimnis des Dorfes wird immer mehr gelüftet, je weiter die Geschichte voranschreitet. Nach und nach kommen immer mehr Details an Licht und wir erfahren gleichzeitig auch immer mehr über die Meerjungfrauen-Legende, die auch Grundlage für alle weiteren Geschichten ist. Am Ende findet Yuta hier Mana, seine unsterbliche Gefährtin.
Obwohl Mana von diesem Punkt ständig an der Seite von Yuta ist, so gibt es auch Episoden, in denen Mana selbst nicht vorkommt. Die Handlung ist keinesfalls chronologisch und ist gibt auch Geschichten, die in der Vergangenheit spielen, in der Yuta seine Begleiterin noch nicht getroffen hat. Beim ersten Rückblick mag das noch verwirrend sein, man findet sich aber schnell aufgrund der grafischen Aufarbeitung in Form des Kleidungsstils und der Umgebung zurecht.
Wie wir Einsamkeit definieren, ist ein Thema, das sich durch den gesamten Manga zieht. Mermaid Saga wird letztendlich zu einer episodischen Reise darüber, was es bedeutet, zu leben, zu sterben und ein Monster zu sein. Yuta weiß, wie er sterben kann: Er muss sich nur den Kopf abschlagen lassen. Doch er möchte eines natürlichen Todes sterben. Das ist der Schlüssel und macht die Faszination seiner Figur in Bezug auf seine Beziehung zur Unsterblichkeit aus.
Takahashi überzeugt in vielen der kurzen Episoden mit überraschenden Wendungen und einem guten Ideenreichtum, so dass es beim Lesen nie langweilig wird. Etwas schade ist lediglich, dass die beiden Hauptcharaktere während es Bandes nur eine geringe Charakterentwicklung durchmachen und in der Summe recht stereotypisch bleiben.
Die Mangaka liefert ihren bekannten Zeichenstil ab und obwohl der Manga in den 80er-Jahren gezeichnet wurde, bringt er weiterhin seinen eigenen Charme mit und sorgt dafür, dass man der Geschichte leicht folgen kann. Die Illustrationen kommen ohne eine Menge auffälliger Hintergrundeffekte aus, die in den modernen Reihen dominieren. Die Kampfszenen sind aber dennoch äußerst gut gelungen und Actionfans kommen sicherlich auf ihre Kosten.
Egmont Manga liefert von der Aufmachung eine hochwertige Ausgabe, die durch ein gut verarbeitetes Hardcover und dickes Papier überzeugen können. Ich persönlich hätte mir lediglich ein paar kleine Details wie Farbseiten oder aber ein Muster auf den Cover-Innenseiten gewünscht, um die Ausgabe abzurunden. Aber auch so wird man für den Preis durchaus gut bedient.
Fazit
Mermaid Saga bedient aus meiner Sicht ein großes Publikum. Das Werk ist zwar keinesfalls ohne Schwächen, bietet aber einen großen Charme und interessante Geschichten mit vielen Wendungen. Takahashi-Fans finden mit dem Werk einen Titel, der sich von ihren bekannten Reihen unterscheidet und auch für Neulinge hat die Neuauflage etwas zu bieten und liefert einen guten Einstieg in das Portfolio der berühmten Mangaka.
Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Egmont Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!
