Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Mr Nobody - Manga Rezension

Mr. Nobody (Band 1)

Mit Mr. Nobody hat Carlsen Manga jüngst einen Titel von Gou Tanabe herausgebracht, der hier für seine Lovecraft-Adaptionen bekannt ist. Ich habe mir den ersten Band angeschaut.

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Mangaka Gou Tanabe dürfte den deutschen Mangafans inzwischen kein Unbekannter mehr sein. Der Zeichner ist vor allem für seine Adaptionen der literarischen Werke des amerikanischen Schriftstellers H. P. Lovecraft bekannt. Diese erschienen über die letzten Jahre beim Carlsen Manga.

Eben dort erscheint nun auch zum ersten Mal ein Werk, bei dem neben den Zeichnungen auch die Story aus der Feder von Gou Tanabe kommt. Mr. Nobody erschien in Japan vom Februar 2021 bis zum November 2013 im Seinen-Magazin Comic Ryu. Der Titel wurde zudem in drei Tankobon-Bänden veröffentlicht.

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Text & Zeichnungen: Gou Tanabe | Originaltitel: Mr. Nobody | Übersetzung: Jens Ossa | Genre: Thriller | Demografische Zielgruppe: Seinen | Verlag: Carlsen Manga | Preis: 13,00 € | mehr Informationen auf der Verlagsseite

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Wie war’s?

Kawai, der für eine Detektei arbeitet, steht kurz vor seiner Hochzeit. Doch nicht alles in seinem Leben läuft rund. Er ist von Visionen und Erinnerungen geplagt. Er erinnert sich an ein verlorenes Baseballspiel, an das nur er sich erinnern kann, und hat andere Visionen, deren Ursprung ungewiss sind. Eines Tages wird er von einem Mann namens Mr. Nobody kontaktiert, der alles über sein Leben zu wissen scheint und als er einen Auftrag für ihn übernimmt, findet sich mit drei Männern und einer jungen Frau in einem russischen Motel wieder. Auch sie verstehen nicht, wieso sie von Mr. Nobody an diesen Ort berufen wurden.

Als alle zusammengekommen sind, erhalten sie den Auftrag, mitten in der Nacht einen Zugwaggon zu öffnen. Ein Auftrag, der einfach erscheint, die Beteiligten dann aber in Lebensgefahr bringt. Ein Mann stürmt heraus und schnell sind zwei von ihnen tot. Kawai gelingt es, mit der Frau zu fliehen, aber nun sind sie in der Klemme: Gefangen im tiefen Russland, von Unbekannten verfolgt, haben sie keine Ahnung, was vor sich geht. Warum will man sie verschwinden lassen? Wer ist dieser Mr. Nobody, der sie so gut zu kennen scheint?

In Mr. Nobody versetzt der Mangaka die Leserschaft in die Lage des Protagonisten dieser Geschichte, Kawai. Durch geschickte Rückblenden und träumerische Szenen, die möglicherweise Erinnerungen sind, wird dem Leser das Gefühl vermittelt, dass er den Überblick verliert. Man weiß nicht mehr genau, wo man sich befindet und wie alle Elemente zusammenpassen. So sehr, dass es im Moment schwierig ist, alle Puzzleteile zusammenzufügen.


In diesem ersten Band passiert viel, aber man versteht vieles nicht komplett. Viele Fragen bleiben offen, was einen etwas ratlos zurücklässt. Man spürt, dass der Autor weiß, wo er hin möchte, aber er gibt der Leserschaft nur wenig Informationen. Was zuweilen auch ein wenig zu anstrengend wird aus meiner persönlichen Sicht.

Er spielt mit der Spannung, da alles vorerst ein Rätsel bleibt und es auch viele Fragen zu den Charakteren selber gibt. Denn ob Kawai, seine Leidensgenossin oder der andere Mann, dem es gelingt, auf eigene Faust zu fliehen, jeder scheint etwas zu verbergen, auch wenn es der Person nicht unbedingt bewusst zu sein scheint. Jeder Schritt in der Geschichte enthüllt neue Facetten und vertieft das Mysterium weiter.

Mit gekonntem Einsatz der Figurenängste spielt der Mangaka geschickt auf die Furcht vor der fehlenden Kontrolle über das eigene Leben an. Kawai wird ständig von dieser Angst gequält, da er sich fragt, ob er das Baseballspiel, das ihn heimsucht, tatsächlich erlebt hat oder ob es nur in seiner Vorstellung existiert, da niemand außer ihm sich daran erinnern kann. Die Existenz des geheimnisvollen Mr. Nobody wirft weitere Fragen auf: Wie kann er so viel über das Leben der Protagonisten wissen, während diese selbst manchmal das Gefühl haben, dass ihre eigene Existenz in Frage gestellt wird? Das Spiel mit diesen Unsicherheiten und Ängsten verstärkt die mysteriöse Atmosphäre der Geschichte und lässt den Leser ebenfalls in Zweifel geraten.

Die düstere Stimmung der Handlung wird dabei durch Gou Tanabes Zeichnungen gut unterstützt. Dem Mangaka gelingt es, mit sehr tiefen Schwarztönen zu spielen, um die Gesichter noch mehr hervorzuheben und ihre Ausdruckskraft zu betonen. Ebenso sind die dunklen Farben in den Hintergründen allgegenwärtig und tragen dazu bei, eine bedrückende Atmosphäre zu schaffen. Die Sprünge zwischen den Szenen und Panels fallen allerdings ab und an zu radikal aus, so dass in schnellen Handlungsmomenten sich das Gefühl verstärkt, nicht ganz durchzublicken, was gerade passiert.

Carlsen Manga hat den Band hochwertig umgesetzt. Die Leserschaft darf sich über einen Großformat-Band mit Klappbroschur und festem, weißen Papier freuen. Beilagen-Extras oder Farbseiten gibt es indes nicht.

Fazit

Mr. Nobody lässt sich nach Band eins schwer bewerten. Der Auftakt fällt durchaus spannend aus, es fällt jedoch schwer, das ganze Geschehen einzuordnen und bleibt nach dem ersten Band vor allem mit vielen Fragen zurück. Das hält zwar auch das Interesse hoch, an einigen Stellen war ich mir allerdings nicht sicher, ob es mir nicht zu undurchsichtig wurde.

Nichtsdestotrotz werde ich auch zum zweiten Band der Reihe greifen, wenn ich auch sicherlich zuvor diesen Band noch einmal lesen muss, da die Abstände zwischen den Bänden etwas länger ausfallen werden.

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Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Carlsen zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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