Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Ran the Peerless Beauty Shoco Card

Ran the Peerless Beauty (Band 1)

Ran the Peerless Beauty ist schon wieder so ein Fall von einem Shojo-Titel, der mir zuerst bei einem meiner zahlreichen Besuche beim US-Ableger von Kodansha aufgefallen ist. Die Cover hatten mich damals wirklich verzaubert und auch die Beschreibung klang interessant. Umso glücklicher war ich, dass der Titel hierzulande angekündigt wurde.

Wenn bei Shojo-Manga auch inzwischen selten, habe ich dem Erscheinen des ersten Bandes wirklich entgegengefiebert und freue mich, dass ich ihn nun endlich lesen konnte.

Die Reihe stammt aus der Feder von Ammitsu, für die es die erste Reihe auf dem deutschen Markt ist. In Japan hat sie zuvor bereits die siebenbändige Reihe Kanna to Decchi veröffentlicht. Ran the Peerless Beauty lief unter dem Originaltitel Takane no Ran-san von 2017 bis 2020 im Shojo-Magazin Bessatsu Friend von Kodansha. In der Buchform ist die Reihe in zehn Bänden abgeschlossen.

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Story&Zeichnungen: Ammitsu| Originaltitel: Takane no Ran-san | Zielgruppe: Shojo| Genre: Romance, Slice-of-Life | Verlag: Tokyopop| Preis: 6,99€ |In zehn Bänden abgeschlossen | Mehr Informationen & Leseprobe

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Wie war’s?

Ran ist ein perfektes Mädchen, das von vielen als Vorbild angesehen wird: seriös, sportlich, intelligent und hübsch. Dadurch hat sie den Ruf, eine “unerreichbare Blume” zu sein, und viele weichen ihr aus. Eines Tages lernt sie zufällig Akira kennen. Einen offenen und freundlichen Jungen aus ihrer Klasse, der keine Berührungsängste zu haben scheint. Wenig später stößt sie auch außerhalb der Schule auf ihn und damit auf ein, von ihm, wohlbehütetes Geheimnis: Akira ist der Sohn eines Floristen, arbeitet gerne im Laden seiner Eltern und weiß schon, dass auch er einmal diesen Beruf ausüben möchte. Aber er traut sich nicht, es gegenüber anderen zuzugeben, aus Angst, ausgelacht zu werden. Ran schwört, dass sie niemanden etwas davon erzählt und freut sich gleichzeitig, jemand gefunden zu haben, der ihr gemeinsames Interesse für Pflanzen und Blumen teilt. Ein Interesse, welches die Beiden immer näher zusammenbringt.

Der erste Band stellt die Weichen für die zukünftige Romanze. Die Mangaka stellt uns die beiden Protagonisten vor, inszeniert ihr Aufeinandertreffen und ihre ersten Gefühle. Ran the Peerless Beauty ist eine klassische Highschool-Romanze, die es aber schafft, sich vor allem durch die Natürlichkeit und unaufgeregte Erzählweise von anderen Liebesgeschichten abzusetzen.
Es wird eine Atmosphäre aufgebaut, die voller Wärme und Sanftheit ist. Ammitsu gelingt es, in ihrem Auftaktband die typischen Fallen der Shojo-Romanzen zu vermeiden. Es gibt kein unnötiges Melodrama und keine künstlichen Wendungen, um die Geschichte am Laufen zu halten.

Obwohl es kein Drama oder herausragende Ereignisse in diesem Band gibt, funktioniert der Auftakt in der Reihe dennoch, da hier eine natürliche Romanze beschrieben wird, die in all der Shojo-Hektik und Aufgeregtheit von Highschool-Romanzen geradezu erfrischend wirkt. Ran und Akira treffen durch Zufall aufeinander, dennoch ist es keine Situation, die abwegig oder unrealistisch ist. Das Gleiche trifft auf die zweite Begegnung der Protagonisten zu. Ferner kann nicht von Liebe auf den ersten Blick gesprochen werden. Ran und Akira haben zwar von Beginn viel Sympathie für den jeweils anderen, tiefere Gefühle aber entwickeln sich erst über ihre gemeinsame Zeit und die Gespräche miteinander.

Zu gefallen weiß in diesen Zusammenhang der sehr geschickte Einsatz von Blumensprache, um die Entwicklung von Rans und Akiras Gefühlen auszudrücken. Jedes Kapitel trägt den Namen einer Blume, welche in diesem auch vorkommt und um die sich die Handlung im engeren oder weiteren Sinne dreht und deren Bedeutung am Ende des Kapitels noch einmal erklärt wird. So steht der im ersten Kapitel vorkommende Flieder für Freundschaft. Im letzten Kapitel dreht sich hingegen alles um Sonnenblumen und Akira erklärt Ran, dass diese für Zuneigung stehen sowie den Ausdruck “Ich habe nur Augen für dich”. Damit wird deutlich, dass sich für ihn die Gefühle zu Ran von einem rein freundschaftlichen Empfinden in Liebe entwickelt haben und sie ihm inzwischen wirklich viel bedeutet.

Abgesehen von der gutdurchdachten Annäherung und der aufkeimenden Liebe werden auch andere Themen im Manga auf subtile Weise behandelt: Freundschaft, aber auch das manchmal irreführende Bild nach Außen und die Vorurteile, die im Falle von Akira einen Teenager daran hindern, seine Leidenschaft für Blumen offen auszuleben, weil es nicht “männlich” genug erscheint. Oder auch im Falle von Ran, in dem das äußere Bild, was sie von ihr haben, eine Barriere zwischen sie und ihren Mitschülern errichtet.

Obwohl sie durch ihre Eigenschaften von den Mitschülern gemieden und unerreichbar scheint, erweist sich Ran als liebenswert, rührend und sehr hilfsbereit, sei es gegenüber ihrer Familie oder ihren Lehrern. Ran und Akira leiden unter dem Image, das ihnen zugeschrieben wird, und deshalb versuchen sie selbst, bei anderen nicht nach dem äußeren Bild zu beurteilen.

Die beiden Charaktere wissen sich dabei gut zu ergänzen. Akiras meist gute Laune, seine Freundlichkeit und seine Natürlichkeit sowie Leidenschaft für Blumen treffen auf die eher reservierte Ran, die schüchtern ist, aber fest entschlossen, dem Jungen näher zu kommen, der ihr seit der ersten Begegnung mit Offenheit begegnet und bei dem sie sich geborgen fühlt.

Die sanfte Ausstrahlung des Titels spiegelt sich auch in den Illustrationen wider. Der Stil von Ammitsu hebt sich zwar nicht unbedingt von anderen Shojo-Stilen ab, weist aber zarte und weiche Linien auf, die sehr gut zur ruhigen Erzählung passen. Besonders die Mimik ist sehr gelungen. Akiras offenes und strahlendes Gesicht, Rans eher zurückhaltende Mimik, die sich nach und nach öffnet. Die Töne wirken hell, leuchtend und sorgen damit für eine seichte Atmosphäre. In ihrem Panellayout setzt die Mangaka auf viele große Panels. Die Hintergründe sind oft sparsam, es gibt aber auch einige Panels, die durch aufwendige Blumenzeichnungen überzeugen können.

Tokyopop bringt den Manga im Standardformat heraus. Als Extra gibt es in der ersten Auflage eine ShoCo Card. Darüber hinaus ist die Reihe mit einem Rückenbild ausgestattet worden.

Fazit

Ran the Peerless Beauty kann im ersten Band durch eine ruhige und natürliche Atmosphäre überzeugen. Ammitsu liefert einen Romance-Titel, in der sich die Beziehung der Charaktere in einem angenehmen Tempo entwickelt und die sich auf Augenhöhe begegnen. Unterstützt wird das durch die gut eingesetzte Blumenthematik und einen gefühlvollen Zeichenstil.

Wer auf der Suche nach einem eher realistisch gefärbten Shojo-Titel ohne großartige Aufregung ist, der könnte an dieser Reihe auf jeden Fall seinen Gefallen finden.

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