[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
Mangaka Moyoco Anno hat sich in Japan schon lange einen Namen gemacht. In Deutschland sind ebenfalls bereits zwei Reihen der Manga erschienen. Beide Veröffentlichungen liegen aber bereits einige Jahre zurück. Carlsen veröffentlichte Happy Mania, allerdings nie vollständig, von 2005 bis 2006. Bei Heyne lief ihre Reihe Sugar Sugar Rune, welche acht Bände umfasst.
“Sakuran” erschien in Japan ebenfalls bereits von 2001 bis 2003 im Seinen-Magazin Evening. Über 20 Jahre später folgt nun die Veröffentlichung auf dem deutschen Markt durch Egmont Manga.Der Manga ist für ein Lesepublikum ab 18 Jahren empfohlen.

Text & Zeichnungen: Moyoco Anno | Originaltitel: Sakuran | Übersetzung: Antje Bockel | Genre: Drama, Historisch | Verlag: Egmont Manga| Preis: 12,00€ | in einem Band abgeschlossen | mehr Informationen auf der Verlagsseite

Wie war’s?
“Sakuran” erzählt die Geschichte von Kiyoha, einem jungen Mädchen, das in ein Bordell in Yoshiwara, dem berüchtigten Rotlichtviertel von Edo, verkauft wird. Der Manga zeichnet Kiyohas Lebensweg nach und erzählt von ihren Kämpfen, ihren Beziehungen und ihrem unerbittlichen Streben nach Freiheit.
Während Kiyoha zu einer jungen Frau heranwächst, wird sie zu einer der begehrtesten Kurtisanen in Yoshiwara. Als Higurashi betört sie die Freier mit ihrer bezaubernden Schönheit, ihrem Witz und ihrer scharfen Zunge. Dennoch bleibt sie rebellisch und weigert sich, sich den strengen Regeln und Hierarchien des Bordells zu unterwerfen. Kiyoha sehnt sich nach einem Leben jenseits der Enge von Yoshiwara. Doch die strenge Kontrolle des Bordells und die gesellschaftlichen Normen der Edo-Zeit machen ein Entkommen fast unmöglich. Trotz ihres hohen Status bleibt Kiyoha an ihre Gönner in Yoshiwara gebunden.
Moyocco Annos “Sakuran” wirft einen ungeschönten Blick auf das Leben der Oiran und dokumentiert den Aufstieg eines Mädchens vom Dienstmädchen zur hochrangigen Kurtisane. Dabei zeigt “Sakuran” eine Gesellschaft, in der Status und Hierarchie das Leben der Figuren zutiefst prägen. Kiyohas Weg vom einfachen Dienstmädchen zur Oiran ist nicht nur eine persönliche Reise, sondern auch ein Aufstieg auf der sozialen Leiter. Dennoch bleibt sie auch als angesehene Oiran in den Vergnügungsvierteln gefangen, was die Einschränkungen der hierarchischen Gesellschaft verdeutlicht.
Die sozialen Zwänge der Edo-Zeit sind ein wiederkehrendes Thema in “Sakuran” und prägen sowohl die Gesellschaft als auch die Persönlichkeiten der Charaktere. Die Frauen im Bezirk Yoshiwara sind durch ihre Rollen und ihren Status gebunden, was ihre Handlungen, Beziehungen und Träume beeinflusst.
Kiyoha ist eine “starke” weibliche Figur, da sie trotz aller Widrigkeiten überlebt und sich durch ihre Erfahrungen weiterentwickelt. Dennoch ist sie nicht immun gegen ihre Umstände, und ihr Leben als Vertragsprostituierte fordert zweifellos seinen Tribut. Sie erkennt die Grausamkeit der Welt, in der sie gefangen ist, und versucht, das Beste daraus zu machen, aber sie scheut sich nie, die Realität anzuerkennen, dass ihre Rolle als Kurtisane von männlichen Einflüssen dominiert wird.


“Sakuran” wird aus gutem Grund erst ab 18 Jahren empfohlen. Die Geschichte spielt in einem Bordell, es gibt Nacktszenen und sexuelle Handlungen. “Sakuran” spricht Themen wie Sexualisierung und Objektifizierung offen an. Der Manga zeigt, wie die Oiran als Ware behandelt wurden, wenn sie den Kunden zur Schau gestellt wurden und ihr Wert allein durch ihre Schönheit und ihre Fähigkeit, Männer zu unterhalten, bestimmt wurde.
Anno scheut nicht vor den Details eines solchen Lebens zurück. Während das Leben einer Kurtisane nach außen hin glamourös erscheinen mag, zeigt Anno den Lesern, dass die Prostitution hinter den Kulissen tragische und herzzerreißende Umstände für die betroffenen Frauen schaffen kann. Kiyoha wird Zeugin von Mord, Missbrauch und unerwiderter Liebe.
Die Welt, in der sie sich bewegt, ist so realistisch wie möglich. Sie ist roh, lässt wenig Raum für Hoffnung und Freiheitsträume und versucht, uns in eine gewisse Melancholie zu versetzen.
Die Kunst von Moyoco Anno hat ihren eigenen Stil, der sehr rau, aber auf seine Weise auch anmutig ist. Einige Panels sind wunderschön gezeichnet, vor allem die farbigen Seiten, von denen ich mir gewünscht hätte, dass sie nicht nur am Anfang des Bandes, sondern auch zwischen den Kapiteln zu finden wären. Diese scheinen in einigen Versionen vorhanden zu sein, aber leider nicht in der deutschen.
Auffallend ist auch, dass einige explizitere Panels künstlerisch in einem anderen, eher cartoonartigen Stil gezeichnet sind. Dadurch geht manchmal die Ernsthaftigkeit des Themas verloren. Auch scheint Anno anfangs viel zwischen der Tragik von Kiyohas Schicksal und einer gewissen Leichtigkeit wechseln zu wollen, die nicht so recht passen will. Glücklicherweise ist die zweite Hälfte des Streifens in dieser Hinsicht wesentlich überzeugender. Auch die Emotionen, die sie vermitteln will, kommen besser rüber.
Die Unterschiede in der Gestaltung der Charaktere sind ebenfalls eigenwillig. Einige der Frauen sind sehr leicht zu unterscheiden, andere sehen sich leider zu ähnlich, als dass man sie direkt unterscheiden könnte. Erschwerend kommt hinzu, dass zwischen den Kapiteln einige Jahre übersprungen werden.
Zu den weiteren kleinen Mängeln gehört die Romanze, die Kiyoha hat und die in meinen Augen nicht wirklich ausgereift ist. Auch den Charakteren neben Kiyoha fehlt es an Tiefe und sie sind eigentlich nur Beiwerk, um die Geschichte der Protagonistin zu erzählen.
Egmont Manga veröffentlicht den Titel im handelsüblichen Taschenbuchformat. Es gibt keine Extras.
Fazit
Nachdem ich “Sakuran” gelesen habe, bin ich hin- und hergerissen, wie ich den Band einschätzen soll. Große Teile an dem Manga haben mir sehr gut gefallen, allerdings hatte ich auch wenig das Gefühl, mich zwischenzeitlich in der Geschichte zu verlieren und sie langatmig zu finden.
Empfehlen würde ich den Manga auf jeden Fall älteren Lesern, die Interesse an historischen Thematiken haben. Ich könnte mir auch vorstellen, dass der Einzelband von Interesse ist, wenn man “Ooku” bereits kennt und die Themen darin mochte.

Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Egmont Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!