[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
Die Blumen des Bösen liefen vom September 2009 bis zum Mai 2014 unter dem Titel Aku no Hana im Bessatsu Shonen Magazine von Kodansha. Die Lizenz für den deutschen Markt sicherte sich Manga Cult, die die Reihe in Sammelbänden veröffentlichen werden.
Im ersten Band sind drei Bände enthalten, die übrigen Bände bestehen aus jeweils zwei Bänden der Orginalausgabe. Damit wird die deutsche Veröffentlichung am Ende fünf Bände umfassen. Entsprechend kostet der erste Band mit 20 Euro durch die höhere Seitenanzahl etwas mehr, die übrigen Bände der Reihe werden für 15 Euro vertrieben.
Text/Zeichnungen: Shuzo Oshimi | Originaltitel: Aku no Hana | Übersetzung: Martin Gericke | Verlag: Manga Cult | Zielgruppe: Shonen| Genre: Drama | Preis: 15,00€ (Band 1: 20,00€) | Großformat | In fünf Sammelbänden abgeschlossen | Weitere Informationen & Leseprobe
Wie war’s?
Takao fühlt sich leerer als je zuvor. Nach seiner Aktion im vorherigen Band muss er sich mit den üblichen gesellschaftlichen Zwängen auseinandersetzen: die Sorge seines Vaters, seine Mutter, die verzweifelt, weil sie glaubt, die Erziehung ihres Sohnes verpasst zu haben. Dazu die Blicke der Schulkameraden.
Zwischen Takao, Sawa und Nanako ist ein Dreiecksverhältnis entstanden, das zu einer unangenehmen Spannung führt und Takao schließlich zu der Erkenntnis bringt: Nanako ist nicht die Richtige für ihn. Von Gewissensbissen geplagt und sich mehr denn je wie ein Eindringling unter den Menschen um ihn herum fühlend, setzt Takao alles daran, Sawas Interesse wiederzugewinnen.
Nachdem der Mangaka im ersten Band den Grundstein gelegt hat, vertieft er seine zuweilen erschütternde coming-of-age-Story weiter. Takao hat seine Liebe zu Büchern und zu Baudelaire hinter sich gelassen. Denn jetzt hat er jemanden an seiner Seite, um aus seinem engen Alltag auszubrechen.
In ihm erwacht immer mehr der Wunsch, aus der Normalität auszubrechen. Und das möchte er gemeinsam mit Sawa machen. Takao, der immer stärker von Sawas Einfluss geprägt ist, bringt das, in ihm brodelt, immer mehr nach außen. Sawas Plan, sich gegen die anderen “Scheißkerle” in der Stadt durchzusetzen, beinhaltet einige ziemlich fragwürdige Aktionen. Die Leserschaft beobachtet Takao dabei, wie weit er bereit ist, zu gehen, um die die gesellschaftliche Norm mit allen Mitteln zu durchbrechen.
Oshimi zeigt, wie sich Takao in den bisherigen Bänden entwickelt hat. Der Junge, der normalerweise passiv und in einer Art Melancholie versunken ist, sucht nun nach Wegen, um in dieser Stadt “auf die andere Seite” zu gelangen, ohne die Stadt zu verlassen.
Obwohl sich der Mangaka vor allem auf Takao konzentriert, kommen auch Sawa und Nanako nie zu kurz. So bringt die Entdeckung von Sawas familiärem Umfeld Normalität in diese fast mystische Figur. Nanako ihrerseits beobachtet fast neidisch die Beziehung zwischen Sawa und Takao. Die Handlung führt sie langsam auf die andere Seite auf die Seite, auf der Takao und Sawa leben wollen. Während sie zu Beginn noch eine gewisse Reinheit besaß, zeigt sich in ihr mit jedem weiteren Band nun etwas Dunkleres. Nanako ist nie weit von ihren beiden Mitschülern entfernt, die sie bis zur Besessenheit zu verfolgen scheint.
Wieder einmal bricht Oshimi mit dem Klischee des vorbildlichen Teenagers, um einen Menschen zu formen, der sich auf seine Weise emanzipieren will. Wie Takao zuvor durchläuft auch Nanako eine große Entwicklung. Sie zerbricht buchstäblich an ihrer Liebe zu Takao, weil er, genau wie Sawa für den Protagonisten zuvor, derjenige war, der sie mit einem echten und aufrichtigen Blick und nicht mit einer Maske betrachtet.
Unterstützt wird die intensive Atmosphäre in dem Titel durch Shuzo Oshimis Zeichenstil. Was all seine Manga auszeichnet, ist die Perspektive, aus der viele der Panels gezeichnet werden. Es gibt Panels, in denen Charaktere gezeigt werden, die etwas oder jemanden anschauen, die so gezeichnet sind, dass die Figur uns, den Leser, direkt anschaut und gefühlt Augenkontakt herstellt.
Auch werden Panels oft aus der Sichtweise des jeweiligen Charakters gezeichnet, wodurch die Leserschaft mit voller Wucht in die Geschichte hineingezogen wird und lebendige Bilder entstehen. Das macht den Schrecken, der den Szenen zugrunde liegt, umso wirkungsvoller. Außerdem verfügt er über ein sehr filmisches Erzählen. Sehr oft treffen die Leser*innen auf ein paar Panels mit Gesichtern, gefolgt von einem Panel, der einen winzigen Ausschnitt zeigt eines Körpers etc., auf den der Blick des Charakters gerade fällt.
Shuzo Oshimis Strich ist realistisch angehaucht, seine Panelführung klar und flüssig.
Fazit
Die Blumen des Bösen bleibt auch im zweiten Band keine Manga-Serie für die breite Masse. Der Mangaka nährt sich durchaus mit philosophischen Elementen der Frage nach Norm, Gesellschaft und den Gefühlen von drei Teenagern, die auf den ersten Blick so verschieden wirken, sich durch den Einfluss der jeweils anderen aber enorm weiterentwickeln und in ihr dunkles Inneres blicken.
Auch wenn der Titel in einem Shonen-Magazin erschien, dürfte er vor allem an die erfahrenere Manga-Leserschaft gerichtet sein.
Weitere rezensierte Bände der Serie
Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Manga Cult zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!