Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Jovantore - Manga Rezension

Jovantore

[Anzeige, da Rezensionsexemplar]

Mit “Jovantore” wird im September 2023 bei Egmont Manga wieder eine Eigenproduktion des Verlags erscheinen. Ich durfte das Werk für euch bereits vor dem Erscheinungsdatum lesen und möchte euch meinen Eindruck heute ohne Spoiler schildern.

Bereits im August 2021 arbeitete Daniel Eichinger zusammen mit zwei weiteren Mangaka beim Projekt “Egmont Shorts” gemeinsam mit dem Verlag zusammen. Dort veröffentlichte er die Kurzgeschichte “Oventroja Lovestory”. Die Kurzgeschichte war kostenfrei als digitale Variante oder als Beilage im offiziellen Shop des Verlags verfügbar.

In 2022 gab Egmont Manga dann bekannt, dass man die Zusammenarbeit vertiefen wird und einen Einzelband plant. Dieser erscheint nun ein Jahr später.

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Text & Zeichnungen: Daniel Eichinger| Genre: Fantasy, Science-Fiction | Verlag: Egmont Manga| Preis: 20,00€ |  mehr Informationen auf der Verlagsseite

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Wie war’s?

Rita wirkt auf den ersten Blick wie eine ganz gewöhnliche junge Frau. Doch niemand ahnt, dass sie seit ihrer Kindheit unter einem seltsamen Ticken leidet, das scheinbar direkt aus ihrem Kopf kommt. Die Ärzte stehen vor einem Rätsel und trotz vieler Medikamente und Behandlungsversuche hat sich keine Besserung eingestellt. Ihre Eltern sehen nur noch eine Möglichkeit: eine spezielle Methode zur gezielten Gedankenlöschung. Die Erfolgsaussichten liegen angeblich bei 94 Prozent, aber es gibt auch gewisse Nebenwirkungen, die mit der gleichen Wahrscheinlichkeit auftreten können. Doch Rita möchte nur eines, das Ticken loswerden und steigt daher in die Maschine.

Plötzlich fällt Rita und wird von Robotern verfolgt. Sie flüchtet immer tiefer in die Stadt hinein, bis sie in der Altstadt ankommt, in der allerhand kuriose Gestalten hausen. Dort wird Rita von einer alten Frau angesprochen, die sie mit in ihren Laden nimmt, wo sie ihr eine kaputte Taschenuhr zeigt und ihr anschließend gegen die Stirn hält. Doch bevor Rita reagieren kann, verliert sie das Bewusstsein.

Als sie erwacht, findet sie sich an ein Schwert gekettet in einer Kathedrale eines mysteriösen Orts Namens “Jovantore” wieder und trifft auf Hatori und den Erfinder Murf. Sie glauben, dass Rita der Engel aus einer alten Prophezeiung ist und ihre Mission darin besteht, die “Jovantore” zu retten, in dem sich die dunkle Saat immer weiter ausbreitet und droht alles zu verschlucken, so dass nirgendwo mehr Licht durchscheint. Und ehe sich Rita versieht, findet sie sich inmitten eines Kampfes mit dunklen, monsterartigen Kreaturen wieder und muss dafür kämpfen, am Leben zu bleiben und eine Welt, die sie vorher nicht kannte, vor dem Untergang zu bewahren.

Wenn man “Jovantore” aufschlägt, wird man erschlagen von Daniel Eichinger Illustrationen. Daniel Eichinger liefert mit “Jovantore” einen bildgewaltigen Einzelband, der die Leserschaft von der ersten Seite in eine spannende Science-Fiction-Welt einführt. Die kontrastreichen und detaillierten Schwarz-Weiß-Zeichnungen des Künstlers haben eine ganz besondere Anziehungskraft. Mit vielen Linien kreiert Eichinger einen rohen und kantigen Stil, der dem Charakterdesign und den Panels eine beeindruckende Tiefe verleiht.

Man merkt deutlich, dass alles mit großer Sorgfalt gezeichnet wurde, und besonders in den Kampfszenen fliegt man förmlich durch die Seiten. Daniel Eichinger schafft es, mit seinen Illustrationen eine eindrucksvolle visuelle Erfahrung zu schaffen, die die Leser in ihren Bann zieht. Für ein rasantes Leseerlebnis sorgt auch der relativ geringe Textanteil in dem Einzelband.

Es ist unverkennbar, dass sich Eichinger von Mangaka wie Tsutomu Nihei hat inspirieren lassen und er fordert die Leserschaft heraus, sich einer nicht gradlinigen Geschichte zu stellen, deren Sinn sich nicht sofort beim ersten Lesen erschließt. Eine klare Auflösung scheint es am Ende nicht zu geben, was jedoch gerade das Werk interessant macht und dafür sorgt, dass man noch lange nach dem Lesen darüber nachdenkt. Und führt dazu, dass ich an dieser Stelle gar nicht zu sehr in das Detail gehen kann, um nicht zu viel von dem Ende vorwegzunehmen. Denn dieses Element ist ein charakteristisches Merkmal von “Jovantore”.

Wer gewillt es, sich dieser Herausforderung zu stellen, der wird mit “Jovantore” einen Einzelband finden, der noch länger im Gedächtnis bleibt.

Mit Rita liefert Eichinger eine taffe Protagonistin, die zwar zuweilen leicht bekleidet, aber immer respektvoll abgebildet wird. Dem Charakter des Einzelbandes und durch das rasante Erzähltempo, fehlt es meiner Sicht nach aber an der letzten Tiefe. Ähnliches gilt für die Nebenfiguren Murf und Hatori. Obwohl die Geschichte spannend ist und die Illustrationen beeindruckend sind, bleiben einige Aspekte der Charakterentwicklung leider etwas oberflächlich.

Der Einzelband wird mit hochwertigem Papier und in einem übergroßen Format von Egmont Manga veröffentlicht. Der Verlag setzt die Eigenproduktion von Eichinger damit gekonnt in Szene. Zusätzlich gibt es einen Artprint und im Anhang ein kleines Interview sowie weitere Informationen vom Künstler und Einblicke in erste Skizzen und Ursprungsideen, die es nicht in den Band geschafft haben.

Fazit

Für Leser, die sich gerne auf anspruchsvolle Geschichten und künstlerisch ansprechende Illustrationen einlassen möchten, ist “Jovantore” ein absolutes Muss, das die Leser mit seiner visuellen Pracht und seiner tiefgründigen Geschichte gleichermaßen beeindruckt.


Wer gradlinige Geschichten bevorzugt und lieber ohne Enden mit Interpretationsspielraum zurückbleibt, der dürfte mit dem Werk indes weniger Freude finden.

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Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Egmont Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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