Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Drifters Max - Manga Review

Drifters Max (Band 1)

[Anzeige, da Rezensionsexemplar]

Drifters ist für mich Neuland. Oder sagen wir: fast. Denn als der Anime lief, habe ich tatsächlich bereits eine oder zwei Episoden gesehen. Doch das liegt inzwischen weit zurück und fiel ist mir daraus nicht in Erinnerung geblieben.

Drifters, das aktuelle Werk des bekannten Mangaka Kohta Hirano, erscheint seit April 2009 im japanischen Young King Ours-Magazin und wird in Deutschland seit 2011 von Panini Manga veröffentlicht. Nun gönnt der Verlag dem Manga eine Neuauflage nach dem Vorbild des Verlagsklassikers “Berserk” und bringt “Drifters” in einer doppelbändigen Max-Ausgabe auf den Markt.

2016 erhielt der Manga eine Anime-Adaption, welche auch in Deutschland einen Disk-Release bekam.

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Text & Zeichnungen: Kohta Hirano | Originaltitel: Drifters | Übersetzung: Burkhard Höfler | Genre: Horror, Historie | Demografische Zielgruppe: Seinen | Verlag: Panini Manga | Preis: 13,00€ | der Manga auf der Verlagsseite

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Wie war’s?

Der erste Band von Drifters bietet einen Mix aus historischen Persönlichkeiten und Fantasy-Elementen. Die Handlung beginnt im Jahr 1600 während der berühmten Schlacht von Sekigahara. Der Samurai Toyohisa Shimazu, schwer verwundet, findet sich plötzlich in einem mysteriösen weißen Korridor wieder, wo ihm ein seltsamer Mann gegenübersteht. Kurz darauf wird er in eine fremde Welt katapultiert, in der er auf zwei weitere berühmte Krieger der japanischen Geschichte trifft: Oda Nobunaga, einen der mächtigsten japanischen Feldherren der Sengoku-Zeit, und den legendären Bogenschützen Nasu no Yoichi. Gemeinsam werden sie in ein Paralleluniversum versetzt, das von Elfen, Zwergen und anderen fantastischen Wesen bevölkert ist, und sie sehen sich erneut gezwungen, sich in Schlachten zu beweisen.

Kohta Hirano, bekannt durch sein Werk Hellsing, wählt hier eine bunte Mischung von Persönlichkeiten, die das Potenzial haben, spannende Konflikte und Interaktionen zu erzeugen. So treffen wir neben japanischen Kriegern auf historische Ikonen und es entwickelt sich zu einem regelrechten „Who’s who“ der Geschichte. Diese Vielfalt birgt jedoch auch ihre Herausforderungen. Die Zusammenführung so vieler historischer Figuren hat jedoch auch Nachteile. Ein Teil der Leserschaft dürfte so häufig damit beschäftigt sein, zu recherchieren, um wen es sich handelt, um einen Bezug herzustellen zu einem Charakter. Hier ist anzumerken, dass es keine Fußnoten oder Anmerkungen am Ende des Bandes gibt, die die Herkunft der Figuren erklären.

Zu Beginn des Mangas fehlt es an erklärenden Elementen, was die Handlung etwas verwirrend gestaltet. Man muss geduldig sein, denn viele Fragen, die zu Beginn aufkommen, werden erst nach und nach beantwortet, wodurch der Einstieg erschwert wird. Die Welt und ihre Regeln bleiben jedoch die ganze Zeit vage, was es schwierig macht, sich komplett auf die Geschichte einzulassen. Auch die Vielzahl an Charakteren, die schnell eingeführt werden, kann für Verwirrung sorgen. Viele der Figuren bleiben zu Beginn oberflächlich und gewinnen erst später an Tiefe. Auch die Motivation der so genannten Drifters und ihrer Feinde bleibt in den ersten Kapiteln unklar, was es schwer macht, die größeren Zusammenhänge der Handlung zu erfassen.

Vielmehr konzentrieren sie sich auf die Kämpfe und Streitereien untereinander, um zu zeigen, wer der Coolste von allen ist. Es scheint jedoch, dass die Geschichte noch viel Potential hat, mit mehr Konfrontationen und Generationsdebatten zwischen den Charakteren in der Zukunft.

Hiranos Erzählweise, geprägt von Gewalt, Blut und splatterhafter Action, kennt man bereits aus Hellsing und sie dominiert auch Drifters. Dies führt dazu, dass der eigentliche Plot manchmal in den Hintergrund tritt. Drifters ist in erster Linie um einen Action-Titel, in dem die historischen Figuren, zumeist Militärs oder große Strategen, nach ihrem Tod in dieser fantastischen Welt weiterkämpfen. Wer blutreiche Kämpfe mag, wird hier also voll auf seine Kosten kommen.

Ein Aspekt, der ebenfalls auffällt ist der Humor. Während dieser Mix aus makabrem Humor und extremer Gewalt in Hellsing noch zur düsteren Atmosphäre passte, funktioniert er in Drifters nicht immer so gut. Der Humor wirkt oft erzwungen und stört den Ton der Serie. Immer wieder werden ernste Dialoge oder spannende Szenen von plumpen Witzen oder überflüssigen Kommentaren unterbrochen, die zumindest aus meiner Sicht nicht wirklich lustig sind.

Was der Humor an Intensität nimmt, macht Hirano jedoch mit seiner visuellen Gestaltung wett. Sein kraftvoller Zeichenstil, der von dicken, markanten Linien und dynamischen Kampfszenen geprägt ist, verleiht den Charakteren und der Welt von Drifters eine beeindruckende Präsenz. Besonders die Kampfszenen stechen hervor: Die Figuren werden oft als dunkle Silhouetten mit leuchtenden Augen dargestellt, was einen dramatischen Effekt erzeugt und die Intensität der Kämpfe verstärkt. Hirano versteht es, durch geschickte Schattierungen und Kontraste die Atmosphäre zu verdichten und seinen Charakteren eine fast schon ikonische Ausstrahlung zu verleihen. Die Liebe zum Detail, insbesondere in den Kampfszenen, hebt die visuelle Qualität des Mangas deutlich hervor.

Von Panini Manga wird die Max-Edition im Taschenbuch-Format herausgebracht. Als Extra ist eine Postkarte beigelegt. Zudem gibt es einige Farbseiten.

Fazit

Insgesamt ist Drifters ein Manga, der von seiner innovativen Idee und seinem einzigartigen visuellen Stil lebt, jedoch Geduld und Durchhaltevermögen von seinen Lesern fordert. Während Fans von Hellsing genau das bekommen, was sie von Hirano erwarten – brutale Kämpfe, überzeichnete Charaktere und eine düstere, splatterhafte Atmosphäre – könnten Neueinsteiger Schwierigkeiten haben, sich in der komplexen und manchmal chaotischen Handlung zurechtzufinden.

Ich hatte mir etwas mehr von der Geschichte erhofft und bin bisher noch nicht wirklich in den Lesefluss gekommen. Dennoch werde ich Drifters eine zweite Chance geben.

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Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Panini Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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