Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Frankenstein - Manga

Frankenstein

[Anzeige, da Rezensionsexemplar]

Ito begann mit dem Schreiben und Zeichnen von Manga als Hobby, während er als Zahntechniker arbeitete. Im Jahr 1987 reichte er eine Kurzgeschichte bei Gekkan Halloween ein. Diese Geschichte wurde später als Tomie serialisiert und war der Startschuss zu einer erfolgreichen Karriere. Sein Hauptwerk besteht aus Kurzgeschichten und Oneshots. Werke die über zwei Bände gehen sind hingegen eher die Ausnahme.

Seit 1999 sind mehrere seiner Mangas als Realfilme umgesetzt worden. Im Jahr 2019 wurde Ito für Frankenstein mit dem Eisner Award in der Kategorie Beste Adaption eines anderen Mediums ausgezeichnet.

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Story&Zeichnungen: Junji Ito | Originaltitel: Ito Junji Kyoufu Hakubutsukan 9: Oshikiri Idan & Frankenstein | Genre: Horror | Übersetzung: Jens Ossa Verlag: Carlsen Manga | Preis: 24,00€ | Mehr Informationen

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Wie war’s?

Das namensgebende Werk dieser Sammlung ist eine Adaption von Mary Shelleys Frankenstein, der klassischen Geschichte von Victor Frankenstein, einem jungen Wissenschaftler, der das Geheimnis entdeckt, wie man Leben erschafft. Um seine Entdeckung zu testen, näht er ein humanoides Wesen von gigantischen Ausmaßen zusammen und haucht ihm Leben ein. Erst als der groteske Riese zum Leben erwacht, wird ihm klar, dass er so besessen davon war, dass er nicht darüber nachgedacht hat, ob er es wirklich in die Tat umsetzen hätte sollen.

Ito setzt die Originalgeschichte gut um. Von der Rahmenerzählung, in der Kapitän Walton auf Victor stößt, der die Kreatur über das arktische Eis verfolgt, bis hin zu Victor, der seine Geschichte offenbart. Insgesamt gibt es nur einen Punkt in der Erzählung, in der sich Ito Freiraum nimmt und vom Original entscheidend abweicht, wenn auch die Konsequenzen dieselben bleiben.

Ito gelingt es, diese Geschichte auch für diejenigen verständlich zu gestalten, die die Originalgeschichte rund um Frankenstein nicht kennen. Man erhält eine wirklich gute Adaption, wenn ich aus meiner persönlichen Empfindung auch glaube, dass Shelly in ihrem Original besser herausgearbeitet hat, wieso das Monster Victor bedroht. Er war zwar immer noch sympathisch, aber es gab einige Fälle, in denen seine Gewalttaten eher durch Grausamkeit als durch den Wunsch nach Vergeltung für sein Leiden und Victors fehlendes Verantwortungsgefühl motiviert schienen.

Frankenstein selbst füllt am Ende gerade einmal 180 Seiten des Bandes. Die restlichen Seiten werden durch Geschichten aus der Feder Itos gefüllt.

Dazu gehört auch sechs Geschichten rund um den Highschool-Schüler Oshikiri, der allein in einem großen Haus lebt. In “Traumhälse” ermordet er so beispielsweise seinen besten Freund Kojima aus Eifersucht und begräbt ihn auf dem Grundstück seiner Familie. Als er ihn ausgräbt, stellt er fest, dass sein Hals länger geworden ist. Bald sieht er, dass alle um ihn herum lange, gewundene Hälse haben und ihn für sein Verbrechen beschuldigen. Mit “Traumhälse” liefert Ito ein Horror-Werk ab, wie man es von ihm kennt und ähnlich verhält es sich auch mit den anderen Geschichten rund um Oshikiri.

“Die Hölle des Puppenbegräbnisses” ist die kürzeste Geschichte des Buches. Kinder beginnen, sich in Puppen zu verwandeln, und die Eltern verbrennen sie, bevor die Krankheit ihren Zyklus vollendet. Eine Mutter weigert sich, das zu tun, und das Ergebnis ist erschreckend. In “Das fixierte Gesicht” geht es um eine Frau, die in eine Maschine gesteckt wird, in der sie sich nicht bewegen kann, und dann vergessen wird. Hier spielt Ito mit den Ängsten, die wir alle nachvollziehen können, wenn wir in eine Situation geraten, in der alles außerhalb unserer Kontrolle liegt und wir völlig ausgeliefert sind.

Der Band endet mit zwei heiteren Kurzgeschichten, die einen Einblick in die Familie Itos und Malteser Non-Non bieten.

Viele von den Geschichten gehen leicht ins Bizarre und können exzentrisch, unsinnig und irrational werden. Junji Ito ist ein Meister, wenn es darum geht, einige der unheimlichsten und verstörenden Bilder in Horror-Manga zu erschaffen. Das Artwork ist zwar schwarz-weiß, das verhindert aber nicht die Übermittlungen einer breiten Palette von Stimmungen und einer besonderen Ästhetik. Ganz im Gegenteil: Ito nutzt den Mangel an Farbe regelrecht, um stimmungsvolle und unheimliche Illustrationen zu schaffen.

Neben regulärer Rasterfolie greift Ito auch auf den Gebrauch von einem Linienmuster zurück, um Textur in seine Zeichnungen zu bringen. Alle blutigen Elemente sind mit einer Vielzahl von Linien schattiert, die dafür sorgen, dass insbesondere die Hintergründe sehr detailliert ausgearbeitet sind und sehr viel Tiefe haben. Ito’s Zeichenstil nutzt auch starke Kontraste, sowohl bei den Charakteren als auch in den Hintergründen. Er baut langsam Atmosphäre auf und seine Panels sind voller Details.

Carlsen Manga bringt den Band in einem Hardcover-Großformat. Designtechnisch wählt der Verlag Farben und Elemente wie in den bisherigen Hardcover-Veröffentlichungen Itos, so dass ein stimmiges Bild im Regal entsteht. Die Innenseiten des Umschlags sind mit Illustrationen des Mangakas farbig gestaltet.

Fazit

Mit Frankenstein erhalten die Leser*innen knapp 400 Seiten Ito-Horror, mit dem insbesondere eingefleischte Fans des Mangakas ihre Freude haben dürfen. Mir persönlich hat insbesondere Frankenstein gefallen, da ich gespannt war, wie Ito den bekannten Klassiker umsetzen würde.

Die anderen Geschichten konnten mich nicht alle packen, aber insbesondere die kürzen Story zum Ende des Bandes fand ich wieder sehr gelungen.

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Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Carlsen zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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