[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
In den letzten Jahren sind Tier-Manga längst mehr als nur eine Randerscheinung und werden auch auf dem deutschen Markt immer beliebter. So reiht sich Hachi & Maruru nahtlos in “My Roomate is a Cat” oder “Eine Geschichte von sieben Leben” ein.
Hachi & Maruru reiht sich auf den ersten Blick nahtlos in dieses Genre ein: niedliche Katzen, ein städtisches Setting, humorvolle Einlagen. Doch schnell wird klar: Dieser Manga erzählt mehr als nur süße Katzengeschichten.
Die Serie von Yuri Sonoda, die 2021 auf Kodanshas Plattform Comic Days gestartet ist, überrascht mit einem sensiblen und teils realistischen Blick auf das Leben von Straßenkatzen.

Story & Zeichnungen: Yuri Sonoda | Originaltitel: Tsureneko – Maruru to Hachi | Übersetzung: Martin Gericke | Genre: Slice-of-Life | Demografische Zielgruppe: Seinen | Verlag: Carlsen Manga | Preis: 7,50€ | mehr Informationen auf der Verlagsseite

Wie war’s?
Die Ausgangssituation ist einfach, aber effektiv: Maruru, ein behüteter Wohnungskater, gerät versehentlich auf die Straße, als er einem Vogel hinterherjagt. Ein Moment, der sein ganzes Leben auf den Kopf stellt. Er verirrt sich und findet sich in einer rauen und bedrohlichen Umgebung wieder, in der plötzlich nichts mehr selbstverständlich ist. Essen, Schlafplätze und Sicherheit müssen erkämpft werden, und der junge Kater steht dem alles zunächst hilflos gegenüber.
Hier trifft er auf Hachi, einen erfahrenen Streuner, der schon lange auf den Straßen lebt. Hachi hat gelernt, wie man in einer Welt überlebt, die für Tiere nur selten freundlich ist. Er ist misstrauisch, abgeklärt und gewohnt, allein klarzukommen. Als Maruru in sein Revier eindringt, reagiert er entsprechend abweisend. Doch nachdem Maruru ihm unerwartet aus einer unangenehmen Situation hilft, entwickelt sich zwischen beiden eine Bindung. Aus anfänglicher Skepsis entsteht eine Freundschaft.
Der Manga erzählt in Episoden, wie Maruru sich Schritt für Schritt an das Leben auf der Straße anpasst und von Hachi lernt, worauf er achten muss, um zu überleben. Dabei werden viele Facetten dieses Lebens deutlich. Hunger, Revierkämpfe, Gefahr durch Autos oder Fallen und auch die Kälte des Winters sind allgegenwärtig. Yuri Sonoda gelingt es, diese Themen sensibel aufzugreifen, ohne dass der Ton der Erzählung zu schwer oder bedrückend wird. Denn immer wieder finden sich kleine Momente von Nähe, Zuneigung und auch humorvolle Szenen, die den Figuren und damit auch dem Leser Luft zum Atmen geben.
Die Stärke von Hachi & Maruru liegt darin, dass der Manga das Leben der Katzen auf der Straße nicht romantisiert, sondern eine Balance findet zwischen Realität und Erzählung. Ja, die Katzen sind niedlich gezeichnet, ihre Gesichter wirken rund und ausdrucksstark und die Interaktionen sind voller Charme. Doch hinter den großen Augen steckt auch eine Geschichte von Härte und Verlust, die realistisch genug wirkt, um ernst genommen zu werden und auch einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung über Steunerkatzen in Japan leistet.
Sonoda setzt in der Umsetzung auf klare Linien und einen zugänglichen Stil, der besonders die Mimik der Katzen stark hervorhebt. Auch die Umgebungen wirken glaubwürdig. Es entsteht ein Gefühl, die Welt wirklich aus der Perspektive der Katzen zu erleben. Menschen tauchen zwar auf, doch sie bleiben Randfiguren, die entweder helfen oder Bedrohung darstellen können. Besonders eindringlich ist die Nebenhandlung um eine ältere Frau, die die Streuner regelmäßig füttert. Ihre Geschichte, die eng mit Themen wie Alter und Vergänglichkeit verbunden ist und dem Manga Tiefe verleiht. Neben ihr tritt vor allem ein junger Mann auf, der von den Katzen als Gefahr wahrgenommen wird, bei dem wir und bald auch Maruru aber ahnen, er könnte vielleicht nichts Böses im Schilde führen.
“Hachi & Maruru” ist gleichermaßen für jüngere wie für die erwachsene Leserschaft geeignet, man sollte sich aber darüber im klaren sein, dass es sich eben nicht nur um einen Katzentitel handelt, der voll und ganz auf Niedlichtkeit und Humor setzt, weshalb ich die Einordnung von Carlsen Manga unter dem Genre “Comedy” auch schwierig finde. Slice of Life hätte in meinen Augen besser gepasst, auch weil ich die Folgekapitel bereits aus dem englischsprachigen Raum kenne. Der Manga bietet zwar leichte Momente, der Fokus liegt aber klar auf anderen Elementen.
Fazit
Alles in allem ist “Hachi & Maruru – Streuner halten zusammen!” ein Manga, der durch seine Schlichtheit besticht, aber gleichzeitig emotionale Tiefe entfaltet. Wer eine reine Comedy oder eine ausschließlich niedliche Katzengeschichte erwartet, könnte überrascht sein, denn der Manga bietet mehr als nur Wohlfühlmomente. Er erzählt eine Geschichte von Freundschaft, Überleben und der Frage, was es bedeutet, Verantwortung füreinander zu übernehmen.

Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Carlsen zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!



