Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Homunculus - new edition (Band 3) - Review

Homunculus – new edition (Band 3)

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Die Welle der Neuausgaben erfasst weiterhin den deutschen Markt, und seit Mai 2023 können Fans eine neue Ausgabe von “Homunculus” genießen. Ursprünglich wurde die Serie von Egmont in 15 Einzelbänden veröffentlicht und erstreckte sich von Juli 2006 bis März 2012, ist aber mittlerweile vergriffen. Die Neuauflage wird insgesamt aus zehn Sammelbänden bestehen.

In Japan wurde das Werk des Mangaka Hideo Yamamoto von März 2003 bis Februar 2011 im renommierten Magazin “Big Comic Spirits” von Shogakukan veröffentlicht. “Homunculus” bleibt bis heute der einzige Titel von Yamamoto, der auf dem deutschsprachigen Markt verfügbar ist.

Eine Live-Action-Verfilmung unter der Regie von Takashi Shimizu erschien im April 2021.

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Text & Zeichnungen: Hideo Yamamoto | Originaltitel: Homunculus | Übersetzung: Monika Hammond | Genre: Mystery, Horror, Drama | Demografische Zielgruppe: Seinen | Verlag: Egmont Manga | Preis: 12,00 € | In zehn Bänden abgeschlossen | mehr Informationen auf der Verlagsseite

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Wie war’s?

Nachdem Manabu Ito die junge Yukari beobachtet, entscheidet er sich, auf sie zuzugehen. Er bittet Musumu Nakoshi, ihm zu helfen, indem er die junge Frau einfach beobachtet und ihn warnt, wenn Yukaris Homunkulus signifikante Veränderungen durchmacht. Ito nimmt Yukari daraufhin mit in ein Café. Es folgt eine von Ito gelenkte Diskussion, bei der er ihr jegliches Selbstvertrauen nimmt und sie davon überzeugt, ihn aus freiem Willen in ein privates Zimmer zu begleiten. Nakoshi beobachtet das Treffen heimlich und bringt nach einem überraschenden Vorfall das junge Mädchen nach Hause, woraufhin sich eine neue Situation entwickelt.

In diesem Band entwickelt Yamamoto seine Geschichte um mehrere Schwerpunkte weiter, die bereits in den vorherigen Bänden vorhanden waren. Zunächst wird der Charakter von Manabu Ito immer komplexer und undurchsichtiger. Der Leser hinterfragt die wahre Natur seiner Motivationen sowie seine Fähigkeiten in der Manipulationstechnik. Yamamoto achtet darauf, ihn nicht zu einem allwissenden Manipulator zu machen, der über den Dingen steht. Bei der Betrachtung von Itos seltsamem Homunkulus hat Nakoshi bereits bemerkt, dass Ito Neurosen aufweist wie jeder andere auch. Bei der Konfrontation mit Yukari bekommt Itos Selbstvertrauen Risse: Der Manipulator ist weder unverwundbar noch immun.

Bereits zu Beginn des Bandes finden wir uns in einer schwierigen Situation wieder, die sich zunehmend zuspitzt und schließlich in einer Begegnung zwischen Yukari und Nakoshi in seinem Auto gipfelt, nachdem sie versehentlich ihr Handy dort vergessen hat, als er sie nach Hause bringt. Wir erfahren in diesem Zusammenhang mehr über die Probleme in Yukaris Leben. Sie soll ein perfektes kleines Mädchen in einer perfekten Welt mit perfekten Eltern sein, aber innerlich fühlt sie sich leer. Um sich von ihrem emotionalen Schmerz abzulenken, sucht sie Trost im körperlichen Schmerz.

Der zweite Teil des Bandes konzentriert sich auf ihre Begegnung im beengten Raum von Nakoshis Auto, was eine erstickende und unerträgliche Spannung erzeugt. Hideo Yamamotos Erzählkunst bleibt nach wie vor außergewöhnlich. Obwohl die Handlung hauptsächlich aus Dialogszenen und Momenten besteht, in denen die Charaktere alleine sind, bleibt sie dennoch äußerst visuell. Yamamoto schafft eine klaustrophobische Atmosphäre mit engen und nahen Kameraeinstellungen. Der Manga scheut nicht davor zurück, Nakoshi als ungehobelten und unsympathischen Charakter darzustellen, und die fotorealistischen Illustrationen vermitteln hervorragend Schrecken und Angst.

Insbesondere die zweite Hälfte des Bandes gestaltet sich unangenehm und schwer nachzuvollziehen, und an dieser Stelle möchte ich ehrlich sein: Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich die Reihe weiterverfolgen möchte. Die Herangehensweise an die Situation hat mir einfach nicht gefallen, und ich hatte das Gefühl, in einer frauenfeindlichen Einstellung zu ersticken, in der behauptet wird, dass man eine Frau “heilen” könne, indem man mit ihr schläft. Es handelt sich eindeutig um ein Machtverhältnis, das auf bedingungsloser Dominanz abzielt, eine Beziehung, in der der Mann seinen Willen mit Gewalt durchsetzen möchte und die Frau ihren eigenen Willen durch manipulative Taktiken andeutet. Da fühle ich mich aktuell nicht wohl mit, wenn ich auch neugierig bin, wie der Mangaka die Story nach diesen Seiten weiterentwickeln wird und ob die Szene noch einmal reflektiert betrachtet wird.

Egmont Manga bringt den Band im Taschenbuchformat heraus. Besondere Beilagenextras oder Farbseiten gibt es nicht. Ausgestattet ist die Ausgabe aber mit einer Coververedlung, die sich durchaus hochwertig anfühlt und dem Band das gewisse Extra verpasst.

Fazit

Der dritte Band von Homunculus bietet meiner Meinung nach, eine sehr zwiegespaltene Erfahrung. Die Erzählkunst des Mangakas bleibt dennoch beeindruckend, und die visuelle Umsetzung erzeugt eine eindrucksvolle Atmosphäre. Es ist jedoch wichtig, zu betonen, dass die Themen und Herangehensweisen in diesem Band polarisieren können und nicht jedermanns Geschmack treffen.

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Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Egmont Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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