[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
Lange hoffte die deutsche Mangacommunity auf eine Lizenzierung von dem japanischen Kultmanga JoJo’s Bizarre Adventure, durch Manga Cult ist es in diesem Sommer so weit und der erste deutschsprachige Band geht über die Ladentische.
JoJo’s Bizarre Adventure startete 1986 in der Weekly Shounen Jump, in der sechs Parts der Reihe veröffentlicht wurden. Mit dem siebten Part zog die Reihe in das Seinen-Magazin Ultra Jump um.
Für diejenigen, die mit dem Konzept nicht vertraut sind: JoJo’s Bizarre Adventure ist ein Generationen-Manga, wobei jeder Part in einer anderen Zeit mit einem anderen Protagonisten spielt, die alle in irgendeiner Weise miteinander verbunden sind und den Spitznamen “JoJo” tragen. Nicht alle Parts folgen einer chronologischen Reihenfolge, und einige von ihnen teilen nicht einmal das gleiche Universum.
In Japan sind bereits acht Parts der Reihe erschienen. Der erste Part “Phantom Blood” wird in der deutschen Sammelausgabe drei Bände umfassen. Geplant sind derzeit die ersten drei Parts der Reihe. Je nach Beliebtheit wird dann über weitere Parts entschieden. Bei dem Release orientiert sich Manga Cult an der japanischen Bunkoban-Ausgabe, deren Bände jeweils 300 bis 400 Seiten umfassen.
Text/Zeichnungen: Hirohiko Araki| Originaltitel: JoJo no Kimyou na Bouken Part 1: Phantom Blood| Verlag: Manga Cult | Zielgruppe: Shonen | Genre: Action | Preis: 12,00€ | Großformat | In drei Bänden abgeschlossen | Weitere Informationen & Leseprobe
Wie war’s?
Der Prolog von Phantom Blood beginnt mit einem mysteriösen Blutritual, das sich um eine steinerne Maske dreht, die eine Art von Macht zu verleihen scheint.
Dann springt die Handlung in das Jahr 1868. Der Held von Teil ein ist Jonathan Joestar (der von allen Jojo genannt wird), dem wir zum ersten Mal als Baby begegnen, als er von Dario Brando, einem alkoholkranken Dieb, zusammen mit seinem Vater George Joestar in einer verunglückten Kutsche entdeckt wird. Sowohl der Kutscher als auch Jonathans Mutter sind bei dem Unfall ums Leben gekommen. Als George aufwacht, glaubt er fälschlicherweise, dass Dario versucht, ihr Leben vor dem Unfall zu retten, anstatt Schmuck zu stehlen, und schwört, sich für die Rettung zu revanchieren. Es stellt sich heraus, dass auch die Steinmaske in der Kutsche war.
Einige Jahre später erhören die Joestars Darios letzte Bitte, sich um seinen Sohn Dio zu kümmern. Zum Unglück der Familie Joestar besteht Dios wahre Mission darin, sich in die Gunst des Vaters zu schleichen und sein Vermögen zu stehlen, und macht dem jungen Jonathan Joestar das Leben auf diesem Weg zur Hölle. Was als Streit zwischen zwei Jungen beginnt, die lernen, miteinander auszukommen, entwickelt sich zu wahrhaft bedrohlichen Situationen, die Dio zu einem großen Schurken machen. Dies wird durch das Vorhandensein der steinernen Maske noch verstärkt, die ein ominöses Geheimnis birgt.
Der Auftakt in das JoJo-Universum ist leicht zu verfolgen. Die Grundgeschichte ist einfach gehalten, wenn auch an einigen Stellen noch nicht ganz ausgereift und ein wenig naiv im Handeln der Figuren.
Phantom Blood weist typische Merkmale einer Serie auf, die versucht, Fuß zu fassen. Der Mangaka baut in den ersten Kapiteln einen Konflikt zwischen der Familie unseres Helden und dem ruchlosen Dio Brando auf. Er lässt sich dabei viel Zeit. Dios Vater Dario begegnet Jonathan Joestars Vater zum ersten Mal, als dieser gerade im Begriff war, seinen verunglückten Wagen zu überfallen, danach gibt es den ersten Zeitsprung, ehe später noch einmal einige Jahre übersprungen werden, nachdem die beiden Protagonisten Jonathan und Dio zum ersten Mal aufeinandergetroffen sind.
Die Geschichte ist nicht sonderlich kompliziert – es ist mehr oder weniger ein Zusammenstoß zwischen den edlen und idealistischen Joestars und dem korrupten und unheilvollen Dio. Hier gibt es nicht wirklich Grautöne, sondern nur einen klaren Konflikt zwischen Gut und Böse.
Hirohiko Araki stellt in kurzer Zeit klar heraus, wie böse Dio ist. Buchstäblich das Erste, was er tut, als er auf Jonathan trifft, ist, den geliebten Hund zu misshandeln. Über die nächsten Seiten werden die Leser*innen frustriert zusehen, wie Lord Joestar Dio einfach machen lässt, was er möchte, anstatt zu erkennen, wie verachtenswert der Junge ist. Anders als der Herr des Hauses aber beginnt Jonathan bald Dios Pläne zu durchschauen und setzt alles daran, dieses zu verhindern, womit der große Konflikt ins Rollen kommt.
Die Actionszenen sind zu Beginn der Storyline noch relativ selten. Die Geschichte nimmt aber im letzten Drittel deutlich an Fahrt auf, wenn die Action mehr in Schwung kommt und die eher kurioseren Aspekte beginnen. Der Manga scheint sein wahres Gesicht zu zeigen und der Konflikt zwischen den beiden Protagonisten kommt vollends ins Rollen.
Während die Nebencharaktere bisher kaum eine Rolle spielen – sie kommen zwar vor, man erfährt aber nicht wirklich etwas über sie – sind die beiden Hauptcharaktere, Jojo und Dio, solide ausgearbeitet. Jojo ist ein wahrer Gentleman, der immer versucht, an das Gute im Menschen zu glauben oder das Richtige zu tun. Im Laufe des Bandes beginnt sein Charakter sich zu entwickeln und man sieht, wie er trotz der Schikane durch Dio sich körperlich und geistig weiterentwickelt.
Dio hingegen ist ein sadistischer Charakter, der nichts als Böses im Schilde führt. Zuweilen wirkt Dio allerdings auch ein wenig überzeichnet mit all seiner Boshaftigkeit, dennoch funktioniert er bisher als Antagonist und insbesondere die Entwicklungen in den finalen Seiten des Bandes sorgen Lust auf den nächsten Band.
Arakis Zeichenstil ist schwer zu beschreiben, aber gehört definitiv zu den Kunststilen im Mangabereich, die einzigartig sind und sofort hervorstechen. Sein Charakterdesign ist eine Kombination aus hübschen Gesichtern auf massiv muskulösen Körpern. In dieser Phase ist es noch nicht so weit ausgeprägt wie in späteren Werken, aber auch die bizarren Posen der Figuren kommen in dem Auftaktband der Reihe bereits in einigen Panels zum Vorschein.
Dem Panel-Layout ist einfach zu folgen und Araki arbeitet viel mit detaillierten Hintergründen.
Manga Cult veröffentlicht die Reihe als Softcover-Großformat und orientiert sich bei der Cover-Gestaltung an der spanischen Veröffentlichung. Die Cover des ersten Parts sind jeweils Rot gehalten. Zu Beginn des Bandes gibt es eine Farbseite, die die Coverillustration zeigt. Das Papier ist fest und die Illustrationen “bluten” nicht durch die Seiten, was ein angenehmes Lesererlebnis ermöglicht.
Fazit
Der erste Band von JoJo’s Bizarre Adventure: Teil 1 – Phantom Blood ist einfach gestrickt und an einigen Stellen noch ein wenig holprig. Auch dauert eine Weile, bis die Handlung an Fahrt aufnimmt, dann aber reißt der Band einen mit.
Bereits jetzt ist zu erkennen, was den Reiz der Reihe ausmacht und was man als Leser*in erwarten kann.
Für Fans des JoJo-Universiums ist die deutsche Erstveröffentlichung ein klares Muss, aber auch Manga-Leser*innen, die Action und abgefahrene Charaktere lieben, könnten hier durchaus einen Titel finden, der Sogwirkung ausübt.
Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Manga Cult zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!