Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Kaina of the Great Snow Sea (Band 1) - Manga Review

Kaina of the Great Snow Sea (Band 1)

[Anzeige, da Rezensionsexemplar]

Tsutomu Nihei muss nicht mehr vorgestellt werden. Der Mangaka, der hinter den erfolgreichen Serien “Blame!” und “Knights of Sidonia” steckt, hat sich seinen Ruf nicht nur durch nebulöse Science-Fiction-Geschichten, sondern vor allem durch seinen extrem reichen und unverwechselbaren Grafikstil erarbeitet, der die Augen der Leser immer wieder fesselt.

“Kaina of the Great Snow Sea” ist ein Projekt, das Nihei in Zusammenarbeit mit dem Anime-Studio Polygon Pictures entwickelt hat. Von Anfang an war das Projekt für zwei Medien vorgesehen: einerseits eine Anime-Adaption und andererseits eine Manga-Version. Die Manga-Serie wird seit April 2022 im Monthly Comic Sirius Magazin des Kodansha-Verlags vorveröffentlicht und umfasst bislang drei Bände (Stand Juni 2024).

Für die Manga-Version wurde Itoe Takemoto mit der visuellen Gestaltung beauftragt. Eine Mangaka, die auf dem deutschen Markt noch relativ unbekannt ist, aber bereits Veröffentlichungen in Japan und auf dem internationalen Markt, wie “The Beast Player”, vorweisen kann.

Die Lizenz auf dem deutschen Markt liegt bei Manga Cult.

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Text: Tsutomu Nihei | Zeichnungen: Itoe Takemoto | Originaltitel: Ooyukiumi no Kaina| Übersetzung: Christina Rinnerthaler | Genre: Science-Fiction | Demografische Zielgruppe: Shonen | Verlag: Manga Cult | Preis: 10,00€ | mehr Informationen auf der Verlagsseite

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Wie war’s?

Nihei bleibt seinem bevorzugten Genre treu und versetzt uns in ein Science-Fiction-Universum, in dem die Erde vor langer Zeit unter dem Schnee begraben wurde. In diesem ersten Band begleiten wir den jungen Kaina, den titelgebenden Protagonisten der Geschichte, der in den Kronen riesiger Bäume lebt, die auf einem Land gewachsen sind, das wie ein Meer mit Schnee bedeckt ist. Als letzter Junge seiner Generation hält er sein Dorf, das von alten Männern und Frauen bewohnt wird, am Leben und lebt mit den Kreaturen der Gipfel zusammen, bis eines Tages ein gleichaltriges Mädchen auftaucht, das eine dieser Kreaturen als Heißluftballon benutzt und glaubt, einen alten Weisen zu finden, der die Probleme der Erde im Schneemeer lösen kann.

Aktuell wirft die Handlung mehr Fragen auf, als sie beantwortet, jedoch verspricht die Erzählung, sowohl spannend als auch nachdenklich zu sein – eine ausgewogene Mischung. Die Charaktere erscheinen allerdings sehr archetypisch und bisher gibt es keine Elemente, die es ermöglichen, eine tiefere Verbindung zu ihnen aufzubauen. Sie wirken etwas eindimensional, mit dem Fokus auf einer klassischen, ehrfürchtigen und kantigen Science-Fiction-Erzählung. Im Gegensatz dazu ist die Welt, in der sie leben, äußerst interessant und faszinierend. Das Konzept der gigantischen Bäume, die bis in den Orbit wachsen und durch eine transparente, aber dicke Schicht verbunden sind, die den gesamten Planeten umspannt, ist schlichtweg beeindruckend.

An den Wurzeln des Baumes, der von einem riesigen Schneemeer bedeckt ist, soweit das Auge reicht, scheint es eine ganze Reihe von Ländern oder zumindest Kolonien zu geben, die am Schneemeer leben. Der Baum liefert wertvolles Wasser für alle, die über und unter ihm leben, doch wenn die Ressourcen schwinden, leiden die Menschen. Zwischen den beiden Ländern Atland und Valghia bricht ein Krieg um diese Ressource aus, was die Prinzessin von Atland, Ririha, dazu veranlasst, sich auf die Suche nach einem mystischen Weisen zu begeben, von dem es heißt, er habe den Ländern unendliches Wasser gebracht, bevor er den Orbitalbaum errichtete und für immer verschwand. Ihre Suche führt sie zur Spitze des Baumes, wo sie von Kaina gerettet wird, und die beiden kehren schließlich zum Großen Schneemeer zurück, in der Hoffnung, einen katastrophalen Krieg zwischen den beiden Nationen zu verhindern.

Der erste Band bietet auf 150 Seiten inhaltlich nicht viel, weshalb die Atmosphäre und visuelle Darstellung eine entscheidende Rolle spielen, um den Leser zu fesseln. In dieser Hinsicht macht Itoe Takemoto einen hervorragenden Job. Die Mangaka schafft es, eine faszinierende Stimmung zu erzeugen, indem sie weite Landschaften und visuell ausgefeilte Kreaturen darstellt. Die Kleidung der Figuren ist gut durchdacht und an ihre Lebensbedingungen angepasst, und die Zeichnerin liefert zahlreiche fantasievolle Hintergründe. Besonders beeindruckend sind die Einflüsse aus Niheis letzten Werken, wie Aposimz, die erkennbar sind: viel Weiß, das geschickt genutzt wird, um interessante Architekturen zu kreieren und schwindelerregende Gefühle angesichts der weiten Szenerie zu vermitteln, in der die Menschen sehr klein erscheinen. Das Ergebnis ist ein einzigartiges Universum, das ebenso faszinierend wie herausfordernd ist und an Miyazakis “Nausicaä” erinnert.

Man kann der Mangaka nur vorwerfen, dass sie die Bewegungen der Figuren etwas glatt und steif gestaltet hat, insbesondere bei den jungen Charakteren Kaina und Ririha, was bedauerlich ist, da sie die Hauptfiguren sind. Diese Einschränkung lässt sich vermutlich darauf zurückführen, dass die Mangaka sich an den Originaldesigns orientieren muss, die primär für den Anime gedacht waren.

Aufgrund des geringen Textanteils lässt sich der Manga relativ schnell lesen, besonders da der erste Band recht kurz ist. 

Von Manga Cult wird der Titel wie für den Verlag üblich im Großformat herausgebracht. Farbseiten oder Beilagenextras gibt es im ersten Band der Reihenveröffentlichung nicht.

Fazit

Der erste Band nimmt sich viel Zeit, um die Handlung aufzubauen, was angesichts der nur etwa 150 Seiten frustrierend sein kann. Doch hinter dieser Welt verbergen sich viele Möglichkeiten, die Itoe Takemoto dank ihrer ausgefeilten und eindringlichen Zeichnungen gut zur Geltung bringt. Dennoch bleibt zu hoffen, dass der zweite Band mehr Schwung in die Handlung bringt. Ich werde auf jeden Fall erst einmal dranbleiben, um zu sehen, wohin die Reise die beiden Protagonisten führt.

Zu empfehlen ist die Reihe meiner Meinung nach vor allem Fantasy- und Science-Fiction-Fans.

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Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Manga Cult zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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