Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Manga Rezension - Kitaro Band 1 und 2

Kitaro (Band 1 & 2)

Im September 2021 brachte Reprodukt mit “Kitaro” einen echten Klassiker von Shigeru Mizuki nach Deutschland. Wie sich der Manga, der auch für das junge Publikum gedacht ist, in den ersten Bänden schlägt, erfahrt ihr in meiner Rezension.

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Reprodukt veröffentlicht nun bereits seit dem März 2019 Werke von Manga-Großmeister Shigeru Mizuki. Nachdem der Verlag bislang das ältere Publikum bediente, erscheint nun mit Kitaro eine Veröffentlichung, die für alle Altersgruppen gedacht ist.

Der Manga erschien erstmals ab 1959 im Leih-Magazin Yokiden. Nachdem sie kurzzeitig im Garo erschien, zog die Serie 1965 ins Weekly Shonen Magazine von Kodansha um, wo sie bis 1971 lief. Von der ursprünglichen Manga-Serie GeGeGe no Kitaro gibt es inzwischen sieben Anime-Adaptionen. Die jüngste lief vom April 2018 bis zum März 2020 und umfasste 97 Episoden.

Mizuki ließ sich von Hakaba Kitaro (Graveyard Kitaro) inspirieren, einer Papiertheater-Serie, die vor dem Zweiten Weltkrieg populär war. Die meisten Aufzeichnungen der Serie wurden während des Krieges zerstört, aber Mizuki nahm das, was bekannt war, und gestaltete es neu.

Shigeru Mizukis Manga trug im Wesentlichen dazu bei, den Volksglauben an Yokai aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert zu bewahren und zu popularisieren, und es ist schwierig, sich große Teile der aktuellen japanischen Popkultur – von einigen der beliebtesten Filme von Hayao Miyazaki bis hin Pokémon und Digimon – vorzustellen.

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Text/Zeichnungen: Shigeru Mizuki | Originaltitel: GeGeGe no Kitaro | Verlag: Reprodukt | Zielgruppe: Shonen| Genre: Comedy, Action| Preis: 6,90€ | In 13 Bänden abgeschlossen| Weitere Informationen

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Wie war’s?

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der geheimnisvolle Junge Kitaro, der menschlich aussehende Yokai mit nur einem Auge, dessen übernatürliche Kräfte zur Legende geworden sind. Kitaro ist das letzte überlebende Mitglied des Geisterstammes. Er wurde als Kind eines kranken und sterbenden Yokai-Paares geboren und von einem menschlichen Paar aufgezogen, bis er ihnen zu seltsam wurde. Also macht er sich alleine auf den Weg, bewacht von Medama, einem anthropomorphen Augapfel, der den Geist seines Vaters enthält.

Kitaro, bekämpft böswillige Yokai oder diszipliniert bösartige Yokai mit Hilfe seiner List, des volkstümlichen Wissens, und der bizarren Kräfte, die er geerbt hat, wie Haare, die er als Lasso benutzen oder wie Pfeile abschießen kann und so weiter. Er dient pflichtbewusst dem Reich der Menschen, aber sein Leben ist voll und ganz in der Welt der Yokai verwurzelt.

In der ersten Geschichte, Kitaros Geburt, kommt die Figur kaum vor, dafür aber seine beiden Eltern. Die übrigen Geschichten sind episodenhaft aufgebaut, wobei Kitaro in jeder Geschichte auf einen anderen Yokai trifft. Diese reichen von riesigen Monstern bis hin zu gruseligen Geistern.

Das Grundgerüst besteht oft aus einem von zwei Szenarien: Ein Yokai bringt die Menschenwelt in Schwierigkeiten oder ein Mensch begeht eine schreckliche Tat und stößt zufällig auf Kitaro und seiner Vorstellung von Gerechtigkeit. In beiden Fällen endet es immer damit, dass Kitaro die Dinge in Ordnung bringt und das Gleichgewicht wiederherstellt. Obwohl sich die Geschichten in ihren Grundgerüst ähnelt und jeweils mit dem “Ge Ge Ge”-Siegeslied durch Insekten im letzten Panel enden, so macht die Vielfalt der Yokai jede der Geschichten neu und spannend.

Wenn Kitaro Verstärkung braucht, sind seine Verbündeten ebenfalls Yokai. Eine Figur, die immer wieder vorkommt, ist der Rattenmann (Nezumi Otoko), den erwachsenen Mizuki-Leser*innen auch durch die autobiografischen Werke des Autors kennen dürfen, in denen er immer wieder Cameo-Auftritte hat. Er ist Kitaros selbsternannter “bester Freund” und ein notorischer Betrüger. Er ist ein gieriger Kerl, der ständig versucht, Wege zu finden, um von dummen Menschen und anderen Yokai zu profitieren. Selten aber gehen seine Pläne auf.

Eine weitere Figur, die in diesem Band auftaucht, und zum wiederkehrenden Cast gehört ist Neko. Normalerweise sieht sie wie ein Mensch aus, aber wenn sie wütend wird oder Ratten sieht, werden ihre Augen golden und katzenartig und sie fletscht ihre Reißzähne. In der finalen Geschichte treten weitere Yokai auf, die zu den Verbündeten Kitaros gehören.

Die Episoden haben einen unterschiedlichen Umfang. Während der Großteil nur ein Kapitel umfasst, gibt es im ersten und zweiten Band auch Geschichten, die über mehrere Kapitel gehen. Die finale Geschichte in Band zwei (Das riesige Seeungeheuer) ist zudem noch nicht abgeschlossen und wird im dritten Band mit den nächsten Kapiteln fortgesetzt. Im japanischen Original umfasst diese Story sieben Kapitel, abgedruckt sind davon im zweiten Band zwei Kapitel.

Die Auswahl der jeweiligen Geschichten folgt nicht chronologisch der japanischen Veröffentlichung. Ein Umstand, der durch den episodischen Charakter der Reihe nicht großartig ins Gewicht fällt. Für Interessierte hat Reprodukt den Zeitpunkt der Erstveröffentlichung der jeweiligen Kapitel ans Ende des Bandes angeführt. Hier gilt es aber zu bedenken, dass es zu einigen Geschichten ab und an auch ältere Fassungen gibt. Eines dieser Beispiele ist unter anderem Kitaros Geburt.

Kitaros Geburt ist eine Geschichte, die zuerst 1960 als ein Kapitel des ursprünglichen Leihmangas veröffentlicht wurde. Shigeru Mizuki überarbeitete es für die Garo-Ausgabe des Mangas und überarbeitete anschließend die Garo-Version für die Shonen-Magazin-Ausgabe 1965, wobei er sie leicht veränderte, um sie besser an die kinderfreundlichere Richtung anzupassen, die der Manga zu dieser Zeit einzuschlagen begann. Ein Umstand, der auch das deutlich andere Charakterdesign zu den übrigen Kapiteln erklären könnte.

Die Reihe wird verschiedene Zielgruppen aus unterschiedlichen Gründen ansprechen. Jüngere Leser*innen, die etwas Gruseliges suchen, werden Kitaro als zeitlosen Klassiker genießen können, der einen derben Unterton hat, welchen man in aktueller Kinderliteratur nur noch vereinzelt findet. Ältere Leser können auf die Suche nach dem Ursprung der Yokai-Geschichten gehen, die sich noch heute in der modernen Manga-Literatur finden.

Die Geschichte von Kitaro ist eine detaillierte, actionreiche Darstellung der Yokai und Ayakashi der japanischen Überlieferung, die in einer lebendigen und unterhaltsamen Form verpackt wird.

Auf den ersten Blick sind Mizukis Illustrationen trügerisch einfach gehalten. Doch lässt man sich Zeit und geht in die Details, zeigt sich die Raffinesse des Werkes. Die Posen, die Wahl der Komposition und des Bildausschnitts und die Tatsache, dass einige der Monster sehr detailliert sind, zeigen das Handwerk Mizukis. Während die Charaktere zum Teil cartoonhaft sind, sind die Hintergründe realistisch und tragen dazu bei, die Geschichten zu erden. Es ist diese Mischung aus klassischem Stil und Cartoon, die Mizuki kennzeichnet.

Anders als die übrigen Werke von Shigeru Mizuki, die sich an das ältere Publikum richten, bringt Reprodukt die Kitaro-Reihe im Taschenbuch-Format heraus. Als besonderes Extra wird der Reihe ein Rückenbild spendiert, welches am Ende Kitaro und seine engsten Yokai-Begleiter zeigen wird.

Fazit

Kitaro wird mit einem Lesealter von zehn Jahren aufwärts empfohlen. Aus meiner Sicht passend, wenn man auch bedenken muss, dass die Geschichten ab und an eine Horror-Komponente mitbringen.

Aber auch für ältere Leser*innen ist der Manga durchaus zu empfehlen. Sei es, weil man sich für Yokai oder eine vergangene Ära des Geschichtenerzählens in Manga interessiert oder aber einfach einen kurzweiligen Manga zum Abschalten sucht.

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Bei diesem Band handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Reprodukt zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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