Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Knights of Sidonia: Master Edition (Band 1)

Knights of Sidonia: Master Edition (Band 1)

[Anzeige, da Rezensionsexemplar]

Mit Knights of Sidonia möchte ich euch heute einen Manga aus dem Seinen-Bereich vorstellen. Die Reihe erschien von 2009 bis 2015 im Afternoon-Magazin. Einem Magazin vom Verlag Kodansha, aus dem ich immer wieder Titel finde, die mich besonders begeistern können. Entsprechend war ich neugierig, ob es auch hier der Fall sein würde.

Zum ersten Mal in Deutschland lizenziert wurde der Titel von Mangaka Tsutomu Nihei 2015 durch Egmont Manga. Die Neuedition im Hardcover-Format erscheint bei Manga Cult, wo bereits andere Reihen von Nihei ein neues Zuhause gefunden hatten.

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Text/Zeichnungen: Tsutomu Nihei | Originaltitel: Shidonia no Kishi | Verlag: Manga Cult | Zielgruppe: Seinen | Genre: Action, Science-Fiction | Preis: 28,00€ | Großformat, Hardcover | In sieben Master- Bänden abgeschlossen | Weitere Informationen & Leseprobe

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Inhalt

Tausende Jahre in der Zukunft wurde die Erde durch mächtige Außerirdische, den Gauna, zerstört. Obwohl die Menschheit in den Weltraum geflohen ist, werden die riesigen Raumschiffe, die sie nun ihr Zuhause nennen, immer noch ständig von den seltsamen Kreaturen angegriffen. Mit mobilen Waffeneinheiten, den “Gardes”, setzt sich die Menschheit gegen ihre Widersacher zur Wehr.

Im Inneren des Schiffes Sidonia lebt Nagate Tanikaze mit seinem Großvater, der seine Isolation tief im Bauch des Raumschiffes mit Pilotensimulationen verbringt. Eine Tätigkeit, die sich später eine Bereicherung für den Kampftrupp herausstellen sollte.

Wie war’s?

Die Geschichte spielt auf der Sidonia, einem großen Raumschiff und der einzig bekannten, noch verbleibenden menschliche Siedlung. Es war eines von mehreren Schiffen, die die Erde verließen, nachdem das gesamte Sonnensystem von den Gauna, einer Rasse gigantischer, formwandelnder Aliens, zerstört wurde. In dem vergangenen Jahrtausend, das die Besatzung der Sidonia überlebt hat, haben die Menschen eine gentechnische Technologie entwickelt, die das Klonen, die asexuelle Fortpflanzung bei den ungeschlechtlichen Bewohnern zulässt. Außerdem haben sie die Fähigkeit zur Photosynthese entwickelt.

Die Hauptverteidigung der Sidonia sind Mecha namens “Gardes”. Die Serie folgt einem der Piloten dieser Mechas: Nagate Tanikaze. Er ist in einem versteckten Winkel des Schiffes bei seinem Großvater aufgewachsen. Seine Tage verbrachte er damit, an Garde-Simulatoren zu spielen. Als sein Großvater stirbt und ihm das Essen ausgeht, wagt er sich an die Oberfläche, um Nahrung zu finden. Man wird schnell auf ihn aufmerksam, als er Reis stehlen möchte. Da sich aber jemand ihm annimmt, wird er schnell freigelassen.
Später wird Tanikaze als Pilot eines echten Garde rekrutiert. Obwohl er noch so jung ist, ist er aufgrund seiner jahrelangen Ausbildung in der Lage, es mit den Gauna aufzunehmen.

Den besonderen Reiz von Knights of Sidonia macht im Auftaktband das Wordbuilding aus, welches wirklich sehr gelungen ist. Ein Raumschiff als letzte Zuflucht der Menschheit, da die Erde zerstört wurde, ist nicht unbedingt neu. Nihei haucht dem aber mit seinen eigenen Ideen Leben ein. Er erschafft eine Welt, die sehr detailliert ist und einer Stadt mit vielen Ebenen ähnelt. Die Sidonia wirkt so zunächst nicht wie ein Raumschiff. Die Gebäude, die feindlichen Gauna und die Weite des Weltraums sind gut eingefangen.

Auch beschäftigt er sich mit dem Thema der Gentechnik und der Idee, dass der Mensch in der Lage ist, Photosynthese zu betreiben und so dem Verhungern, durch den Konsum von Licht, entgehen kann.
Etwas, das er in einem späteren Zeitpunkt im Manga aufgreift, kann und zu einer Schlüsselszene im ersten Band wird. Nach einem Kampf mit einem Gauna, strandet Tanikaze mit einer Pilotin namens Shizuka Hoshijiro, in den Weiten des Alls. Während Hoshijiro Photosynthese betreiben kann und somit ohne Nahrung leben kann, kämpft Tanikaze ums Überleben und braucht zusätzliche Hilfe, um weiterzuleben, bis sie gerettet werden.

Dem Mangaka gelingt es zudem außerordentlich gut, eine dunklere Geschichte zu zeichnen. Schnell wird klar, dass der Beruf des Piloten mit vielen Gefahren verbunden ist und man nicht beginnen sollte, Figuren zu schnell lieben zu lernen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Nagate Tanikaze. Seine soziale Isolation kann der Mangaka dazu nutzen, um aus seiner Perspektive den Leser*innen die unbekannte Welt nahezubringen, denn auch Tanikaze weiß zu Beginn überhaupt nichts über das riesige Raumschiff, die Bevölkerung und die gesellschaftlichen Normen von Sidonia. Man ist immer an seiner Seite und auch wenn er nicht unbedingt ein Bilderbuchheld ist, schließt man ihn doch irgendwo ins Herz.

Etwas schade sind in diesen Bezug stereotypische Szenen mit Fanservice, der eigentlich nicht so recht in die Geschichte passen möchte. Die Figuren neben Tanikaze sind zudem zuweilen recht eindimensional. Besonders hervorzuheben sind Izana Shinatose. Shinatose ist weder männlich noch weiblich und ein wichtiger Bezugspunkt von Tanikaze. Eine wichtige Rolle nimmt auch Shizuka Hoshijiro ein, in die sich der Protagonist schnell verguckt.

Kleine Schwächen hat Knights of Sidonia auch auf der erzählerischen Ebene. Nihei wechselt häufig mit harten Übergängen von einem Ereignis zum nächsten. Manchmal werden wichtige Szenen weggelassen, ohne dass eine Erklärung gegeben wird, was genau passiert ist. Wobei hier abzuwarten ist, ob er es später noch einmal aufgreifen wird und den Leser bewusst im Dunkeln lässt. Zudem ist das Tempo zu Beginn recht hoch. Das bringt zum einen zwar mit, dass wir schnell Action bekommen, aber die Beförderung des Protagonisten zum Piloten beispielsweise ein wenig zu schnell zu gehen scheint.

Im Artwork können insbesondere die Kampfszenen mitreißen und werden zu einem echten Pageturner. Die in die Master Edition integrierten Farbseiten geben dem Ganzen eine zusätzliche Tiefe und lassen die Leserschaft in die Welt Niheis eintauchen.

Im Charakterdesign hat man den typischen Stil des Mangakas, bei dem einige Figuren sich doch sehr ähnlich sehen und es so, gerade zu Beginn den Leser*innen, schwer machen, die einzelnen Charaktere zuzuordnen. Das Design der Aliens kann hingegen deutlich mehr überzeugen und trägt Horror-Elemente in sich.
Der Stil von Nihei mit kräftigen Kontrasten passt perfekt zu dem erschaffenen Setting im Weltall.

Gelungen ist auch die Umsetzung von Manga Cult in der Master Edition. Die Reihe wird in großen Hardcover-Bänden gebracht mit einem sehr hochwertigen Papier. Insbesondere die Farbseiten kommen so noch einmal besonders zu Geltung.

Fazit

Knights of Sidonia hatte für mich im ersten Band sowohl Schwächen als auch Stärken. Der Band kann durch packende Action überzeugen und es gibt spannende und interessante Storyideen und Twists, die viel Lust auf mehr machen. Ein wenig schwächer fällt, in meinen Augen, der Erzählstil aus, an den man sich zunächst gewöhnen muss und der es manchmal schwieriger macht, der Handlung lückenlos zu folgen.

Nichtsdestotrotz habe ich Lust bekommen, die Reihe weiterzuverfolgen. Empfehlen würde ich den Titel vor allem Fans des Action- und Science-Fiction-Genres.

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Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Manga Cult zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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