Von Mangaka Roji habe ich vor Kurzem bereits auf Englisch in der digitalen Veröffentlichung den Oneshot “Countdown to Yes” gelesen und mochte die Atmosphäre, die in dem Band geschaffen wurde. Entsprechend war ich neugierig darauf, was “Mein Leben mit Papa und Papa” zu bieten hat.
In Japan läuft der Manga seit Juni 2022 in der Zeitschrift “Byou de Wakaru BL”. Nachdem zunächst nur ein Einzelband gepalnt war, wird der Titel inzwischen fortgesetzt. Auf Deutsch sicherte sich die Lizenz Panini Manga. Für Roji ist es die erste Veröffentlichung auf dem deutschsprachigen Markt.
Text & Zeichnungen: Roji | Originaltitel: Boku no Papa to Papa no Hanashi | Übersetzung: Markus Lange | Genre: Boys Love, Slice of Life| Verlag: Panini Manga| Preis: 10,00€ | mehr Informationen auf der Verlagsseite
Wie war’s?
Trotz der harten Arbeit, die es ihnen abverlangt, sind Nao und Ai überglücklich, den kleinen Hiro an ihrer Seite zu haben, ihn großzuziehen und ihn gesund und glücklich aufwachsen zu sehen. Doch auf diesem Weg werden sie von anderen Menschen mit allerlei Zweifeln und Vorurteilen konfrontiert, die Nao und Ai dazu bringen, sich verschiedene Fragen zu stellen, und beide geraten aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen, ihrer Persönlichkeit und ihres Charakters in Konflikte.
Mit großem Realismus und Einfühlungsvermögen präsentiert uns Roji einen emotionalen und zärtlichen Einzelband über zwei gegensätzliche Menschen, die sich sehr lieben und wie jedes andere Paar eine Familie gründen wollen.
Eltern zu sein, verändert vieles in einem selbst und erfüllt einen mit Zweifeln und Ängsten: Bin ich meinem Kind ein guter Vater? Woher weiß ich, dass mein Kind glücklich ist? Was ist eine Familie? Zählt nur die Blutsverwandtschaft oder geht es um mehr? Trotz des Titels geht es in diesem Buch nicht so sehr um die Probleme bei der Erziehung eines Kindes durch zwei Personen des gleichen Geschlechts, sondern um die Probleme des Elternseins im Allgemeinen.
Die beiden Männer haben sich während ihres Studiums ineinander verliebt, stammen aber aus sehr unterschiedlichen Familien. Ai hatte nie das Bedürfnis, seine Homosexualität zu verbergen, da er von seinen Eltern unterstützt wurde, und legt daher keinen Wert auf das Urteil anderer. Nao hingegen ist sensibler für die Meinung anderer. Seine Mutter verließ ihn, als er noch ein Kind war, und seinen Vater verlor er während seiner Studienzeit: Zwei traumatische Erlebnisse, die in ihm einerseits die Angst vor dem Verlassenwerden, die Angst, die Menschen, die er liebt, zu verlieren, und andererseits eine offene Wunde durch die Ablehnung derer, die ihn eigentlich bedingungslos lieben sollten, hinterlassen haben.
Der Manga zeigt, dass jeder von uns anders und einzigartig ist und dass Blutsbande nicht notwendig sind, um jemanden zu lieben und gut zu erziehen. Es wird betont, dass Elternschaft manchmal über die biologischen Eltern hinausgeht. Nicht alle Eltern sind gleich, nicht alle Eltern sind gut, liebevoll oder freundlich. Nicht alle Väter und Mütter verhalten sich gegenüber ihren Kindern so, wie man es von Eltern erwartet, egal wie viel DNA sie gemeinsam haben. Was eine Familie wirklich ausmacht, sind die Handlungen ihrer Mitglieder, nicht der genetische Code.
“Mein Leben mit Papa und Papa” ist zwar manchmal etwas zu harmonisch und idealistisch, aber es gelingt dem Manga dennoch, seine Botschaft treffend zu vermitteln. Obwohl wir es hier zweifellos mit einem BL-Manga zu tun haben, fehlen viele der üblichen Genremerkmale wie Kennenlernen (auch wenn es einige kurze Rückblenden gibt), Eifersucht oder explizite Szenen. Allenfalls gibt es ein kleines Missverständnis, das sich aber glimpflich auflöst. Es ist eine süße Romanze, deren Stärke nicht gerade in der Originalität liegt, die aber mit einem guten Feeling überzeugen kann.
Ebenso niedlich wie der Ansatz sind die Illustrationen von Mangaka Roji. Diese erinnert zwar durchaus an den modernen Boys Love Code, weiß aber durch eine harmonische Gestaltung der Figuren und eine sorgfältige Ausarbeitung zu überzeugen. Die charakterlichen Unterschiede zwischen Ai und Nao sind in den Zeichnungen gut zu erkennen und auch die Emotionen der jeweiligen Charaktere werden von Roji gut dargestellt. Die Hintergründe sind eher schlicht gehalten, erfüllen aber ihren Zweck.
Panini Manga veröffentlicht den Manga im Großformat. Leider gibt es keine Farbseite im Band, dafür aber eine Postkarte, die das Cover des Mangas zeigt.
Fazit
Mit “Mein Leben mit Papa und Papa” hat Panini Manga einen wunderschönen Einzelband herausgebracht. Der Manga ist durch den Verzicht auf explizite Szenen für ein breites Publikum geeignet und behandelt das Thema Familie sehr einfühlsam, aber auch nachdenklich.