[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
Die Serie wurde zwischen 2001 und 2011 im Magazin Gundam Ace von Kadokawa Shoten veröffentlicht und später in 24 Tankōbon-Bänden zusammengefasst. Der finale Band, der 2015 erschien, enthielt zusätzliche Nebenhandlungen. Aufgrund der großen Beliebtheit in Japan wurde die Serie in einer hochwertigen Aizōban-Sammleredition neu aufgelegt, die jeweils zwei Tankōbon-Bände in einer Hardcover-Ausgabe kombiniert.
In Deutschland wird die Reihe durch Manga Cult zum ersten Mal auf den Markt gebracht. Egmont Manga hatte vor einigen Jahren aus dem Franchise bereits Mobile Suit Gundam Wing (2001/02) und Mobile Suit Gundam 0079 (2001/02) veröffentlicht, was jedoch nicht abgeschlossen wurde.

Autoren: Yoshiyuki Tomino,Hajime Yatate | Mecha-Design: Kunio Okawara | Zeichnungen: Yoshikazu Yasuhiko | Originaltitel: Kidou Senshi Gundam: The Origin | Übersetzung: Sascha Mandler | Genre: Mecha, Science-Fiction | Demografische Zielgruppe: Shonen | Preis: 25,00€ | Die Serie bei Manga Cult

Wie war’s?
Die Geschichte von Mobile Suit Gundam: The Origin ist im Jahr UC 0079 angesiedelt, in einer Zukunft, in der die Menschheit weite Teile des Weltalls in Form von Weltraumsiedlungen erschlossen hat. Diese Vision einer interplanetaren Gesellschaft wird jedoch durch den Unabhängigkeitskrieg der Weltraumsiedlung Zeon gegen die Erdföderation erschüttert.
Band 1 führt den Leser in diesen komplexen Konflikt ein, indem er die Geschichte von Amuro Ray erzählt. Als Sohn eines Wissenschaftlers, der für die Entwicklung des experimentellen Kampfroboters RX-78 Gundam verantwortlich ist, wird Amuro durch eine Verkettung von Zufällen in den Krieg hineingezogen. Mit minimaler Vorbereitung und getrieben von einer Mischung aus Angst, Wut und Verantwortung übernimmt er die Kontrolle über den Gundam und wird damit unfreiwillig zum zentralen Akteur in einer Auseinandersetzung, deren Ausmaß er kaum erfassen kann.
Der Manga bleibt der Handlung der ursprünglichen Fernsehserie treu, fügt aber neue Details hinzu, die die erzählerische Kohärenz verstärken und die Welt glaubwürdiger machen. So wird Amuros Fähigkeit, den Gundam zu steuern, plausibler dargestellt: Sein technisches Interesse und seine heimlichen Einblicke in die Arbeit seines Vaters erklären seine überraschend schnelle Lernkurve. Solche Ergänzungen bereichern die Erzählung und bieten sowohl neuen als auch erfahrenen Lesern einen frischen Zugang zur Geschichte.
Amuro Ray ist ein klassischer Vertreter des „unfreiwilligen Mecha-Piloten“, doch Yasuhiko gibt ihm zusätzliche Tiefe, die ihn von gängigen Klischees abhebt. Seine impulsiven Entscheidungen, seine jugendliche Unsicherheit und sein schrittweises Hineinwachsen in die Rolle eines Kämpfers machen ihn zu einer Figur, mit der sich Leser identifizieren können. Besonders interessant ist die Art, wie er auf die Belastungen des Krieges reagiert: Amuros Emotionen sind roh und ungeschönt, was ihn menschlich und greifbar macht.
Eine zentrale Rolle spielt auch Char Aznable, der maskierte Pilot und Anführer auf Seiten Zeons. Char ist ein charismatischer Gegenspieler, dessen überlegene Fähigkeiten und rätselhafte Persönlichkeit ihn aus meiner Sicht zu einer der faszinierendsten Figuren der Serie machen. Seine moralische Ambivalenz und strategische Brillanz verleihen ihm eine Vielschichtigkeit, die über das übliche Gut-gegen-Böse-Schema hinausgeht. Im ersten Band wird die Rivalität zwischen Amuro und Char nur angedeutet, doch diese Dynamik verspricht, ein Kernstück der Serie zu werden.
Nebenfiguren wie Sayla Mass, Bright Noa und Fraw Bow tragen dazu bei, das Ensemble zu beleben. Sayla weiß durch ihre Entschlossenheit und ihre Bereitschaft, sich den Herausforderungen zu stellen, zu gefallen, während Fraws fürsorgliche Art einen Kontrast zu den kriegsgeprägten Ereignissen bietet. Bright Noa, der unerfahrene Kommandant der White Base, kämpft mit den Verantwortlichkeiten seines Amtes und bietet damit einen realistischen Blick auf die Belastungen des Krieges.
Ein Kritikpunkt liegt in der teilweise klischeehaften Erzählweise. Der junge, unfreiwillige Held, der plötzlich in ein Kriegsgerät steigt, und der erfahrene, charismatische Gegenspieler sind vertraute Tropen des Mecha-Genres. Zwar setzt Yasuhiko diese Elemente gekonnt um, doch für Leser, die mit ähnlichen Geschichten vertraut sind, könnten sie vorhersehbar wirken. Neueinsteiger wiederum könnten sich von der Fülle an Informationen über die politischen und militärischen Strukturen überfordert fühlen, da der Manga an manchen Stellen wenig Rücksicht auf Erklärungen nimmt.
Yasuhikos Zeichenstil vereint klassische Ästhetik mit moderner Technik. Die Illustrationen transportieren den Geist der 70er-Jahre-Serie und wirken gleichzeitig zeitgemäß. Besonders hervorzuheben sind die strategisch eingesetzten Farbseiten, die visuell hervorstechen und den Band zu einem hochwertigen Erlebnis machen. Allerdings kann man den actiongeladenen Szenen nicht immer leicht folgen. Die Dynamik der Kämpfe zwischen mobilen Anzügen wie dem Gundam und den Zeon-Zakus ist beeindruckend, jedoch wirken manche Panels überladen, was zu Verwirrung führen kann – insbesondere für Leser, die weniger Erfahrung mit Mecha-Action haben. Trotz dieser Schwäche bleibt die visuelle Darstellung ein starkes Element des Mangas.
Fazit
Mobile Suit Gundam: The Origin ist eine gelungene Adaption des Klassikers. Die Erweiterung der Hintergrundgeschichte, die nuancierte Charakterzeichnung und die hochwertige Veröffentlichung machen den Manga zu einer lohnenden Lektüre für Liebhaber des Genres. Für Fans der Originalserie bietet er eine nostalgische, aber dennoch frische Perspektive, während Neueinsteiger die Möglichkeit haben, die Ursprünge des Universal Century kennenzulernen.
Trotz kleiner Schwächen, wie den vorhersehbaren Handlungselementen und gelegentlichen Verständnisschwierigkeiten bei der Action, überzeugt der Manga durch eine erzählerische Qualität. Wenn man Weltraum-Abenteuer mag oder ein großer Fan des Franchises ist, kann ich den Manga voll und ganz empfehlen. Wenn man sich in dem Genre indes weniger wohl fühlt, dann lohnt sich der Manga meiner Meinung nach weniger.

Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Manga Cult zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!