Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Smalltown Girls (Band 1) Manga Rezension

Smalltown Girls (Band 1)

[Anzeige, da Rezensionsexemplar]

Yuuta Nishio ist auf dem deutschen Markt durchaus keine Unbekannte. Von der Mangaka ist bei Tokyopop 2019 die dreibändige Reihe After Hours erschienen. Die Lizenz für Smalltown Girls liegt bei Egmont Manga.

In Japan erschien Smalltown Girls unter dem Originaltitel Mizuno to Chayama vom Oktober 2018 bis zum Dezember 2018 im Seinen-Magazin Comic Beam. 2020 wurde der Titel zudem in zwei Sammelbänden veröffentlicht.

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Text & Zeichnungen:  Yuuta Nishio| Originaltitel: Mizuno to Chayama | Verlag: Egmont Manga | Übersetzung: Dorothea Überall| Demografische Zielgruppe: Seinen| Genre: Drama, Romance, Girls Love| Preis: 8,00€ |  Weitere Informationen & Leseprobe

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Wie war’s?

Smalltown Girls dreht sich um zwei Mädchen, die sich den Einflüssen der Stadtpolitik ausgesetzt sehen, die sich in Mobbing in der Schule und familiärem Druck äußern. Mizuno, die Tochter eines Bürgermeisterkandidaten, will dem erdrückenden Zwang und der Kontrolle des Kleinstadtlebens unbedingt entkommen. Jeder, der sie auf der Straße sieht, spricht von der Kampagne ihres Vaters. Sie reduzieren sie auf ihren Vater und werben für den Mann, der ihre Stadt Asaba verändern wird. Sie selbst sehnt sich daher nach einem Ort, an dem niemand ihren Namen kennt.

Chayama hingegen ist die Erbin der Teefirma Chayama-en, dem Buhmann der Stadt, der im Verdacht steht, das Wasser zu verschmutzen. Im Gegensatz zu Mizuno geht Chayama unbeirrt den ihr vorgezeichneten Weg, obwohl sie gezwungen ist, für die Verbrechen ihrer Familie zu büßen. Sie hat sich mit ihrer Zukunft abgefunden und akzeptiert das Mobbing und die Schikanen, die mit ihr einhergehen.

Im Beratungszimmer der Schule finden die beiden Mädchen einen Ort, an dem sei frei sind von den Einflüssen der Außenwelt, ihren zerstrittenen Familien und den anderen Schülern.

Der Manga hat ein eher langsames und ruhiges Tempo. Erst nach und nach bekommen wir Einblicke in ihre Persönlichkeiten und die Hintergründe der Stadt. Es wird enthüllt, warum die beiden Charaktere nur innerhalb der engen Grenzen des Beratungsraums umeinander kümmern und wirklich interagieren.

Die Eltern von Chayama und Mizuno stehen in einer Angelegenheit, die ihre Stadt spaltet, auf entgegengesetzten Seiten, da Chayamas familieneigenes Teegeschäft im Verdacht steht, die örtliche Wasserversorgung zu verschmutzen. Mizunos Vater will die Verschmutzung gründlich untersuchen und stoppen, und während die meisten Einwohner auf seiner Seite zu stehen scheinen, beschäftigt Chayamas Unternehmen einen beträchtlichen Teil der Menschen in der Stadt und ist nicht ohne Einfluss. Daher haben Mizuno und Chayama das Gefühl, dass sie nicht freundlich zueinander sein dürfen, damit ihre Mitschüler Mizuno nicht als Verräterin ansehen.

Smalltown Girls ist jedoch nicht nur die Geschichte über ein unglückliches Liebespaar und gegensätzliche Fraktionen, die ihre Differenzen beiseite schieben müssen, sondern untersucht die Art und Weise, wie soziale Erwartungen erdrückend und schädlich sein können. Es sind nicht unbedingt neue Konzepte, die in Romance-Geschichten ihren Platz finden, werden von der Mangaka aber sehr aufrichtig und mit dem nötigen Mitgefühl behandelt.

Mizuno fühlt sich sehr unter Druck gesetzt, die Erwartungen ihrer Klassenkameraden und der anderen Menschen in der Stadt zu erfüllen. Sie fühlt sich ständig beobachtet und hat das Gefühl, nicht sie selbst sein zu können. In der Zwischenzeit wird Chayama als sichere Zielscheibe betrachtet, an der ihre Mitschüler ihren Frust und ihre Wut über das angebliche Verhalten des Unternehmens ihrer Familie auslassen können. Chayama hält es nicht für sinnvoll, sich um Hilfe zu bemühen, und erträgt die Misshandlungen einfach stillschweigend. Sie bittet nicht einmal Mizuno um Hilfe, obwohl sie sich insgeheim wünscht, dass sie sie retten würde.

Der Umgang mit der Sexualität der Figuren spielt zwar eine wichtige Rolle bei der Erforschung von Vorurteilen, dominiert aber nicht die Erzählung. Beide Mädchen sind durch ihre Rollen in dieser Stadt gefangen und der einzige Trost, den sie haben, ist der andere.

Der eher schwere Ton der Geschichte wird durch die Zeichnungen der Mangaka gut transportiert. Der Stil von Yuuta Nishio besteht aus einem eher unruhigen Strich und scharfen Kontrasten. Die Emotionen der Figuren werden durch klare Mimik deutlich gemacht und die Hintergründe sind gut ausgearbeitet.

Egmont Manga bringt den Titel im üblichen Taschenbuchformat. Als Extra können sich Fans über Farbseiten zu Beginn des Bandes freuen.

Fazit

Smalltown Girls ist ein ruhiger, aber durchaus aufrüttelnder Girls-Love-Titel von Mangaka Yuuta Nishio. Es geht hierbei nicht unbedingt darum, eine Jugendliebe zu begleiten, sondern den gesellschaftlichen Druck der Stadt zu betrachten, in dem sich die beiden Protagonistinnen wiederfinden.

Zu empfehlen ist der Titel daher vor allem den Leser*innen, die sich nicht vor schwierigen Themen scheuen. Wer sich allerdings mit Thematiken wie Mobbing schwertut, der sollte zu leichteren Girls-Love-Romanzen greifen.

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Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Egmont Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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