Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

Lonely Castle in the Mirror [Roman & Manga] - Review

Lonely Castle in the Mirror [Roman & Manga]

[Anzeige, da Rezensionsexemplar]

Meine erste Berührung mit der japanischen Autorin Mizuki Tsujimura liegt inzwischen fast zwei Jahre zurück. Da habe ich den Manga “A School Frozen in Time” gelesen, welcher aus der Feder von Tsujimura stammt und von Naoshi Arakawa zeichnerisch umgesetzt wurde. Kurz darauf sind einige von Tsujimuras Romanen auf meine Wunschliste gelandet. Darunter auch Lonely Castle in the Mirror in der englischen Ausgabe.

Wie das so ist, habe ich den Kauf aber immer herausgezögert und als die Ankündigung von Hayabusa kam, wurde es nun die deutsche Ausgabe.

Mizuki Tsujimura ist in Japan eine bekannte Schriftstellerin, die sich auf Romane mit Mystery-Elementen spezialisiert hat. Für ihre Romane schon zahlreiche Preise, unter anderem den renommierten Naoki-Preis. “Lonely Castle in the Mirror” erschien 2017 in Romanform und erhielt 2018 den japanischen Buchhändlerpreis.

Die Manga-Adaption folgte vom Juni 2019 bis zum Februar 2021 im Seinen-Magazin Ultra Jump und wird zeichnerisch von Tomo Taketomi umgesetzt. Im Dezember 2022 erschien zudem ein Anime-Film beim Studio A-1 Pictures.

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Manga Story: Mizuki Tsujimura| Zeichnungen: Tomo Taketomi | Originaltitel:  Kagami no Kojou | Übersetzung: Anne Klink | Genre: Fantasy, Coming-of-Age, Drama, Slice of Life| Demografische Zielgruppe: Seinen| Verlag: Hayabusa | Preis: 8,00€ | Weitere Informationen zum Titel


Roman Story: Mizuki Tsujimura | Originaltitel: Kagami no Kojou | Übersetzung: Ruben Grest| Genre: Fantasy, Coming-of-Age, Drama, Slice of Life| Verlag: Hayabusa | Preis: 15,00€ | Weitere Informationen zum Titel

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Wie war’s?

“Lonely Castle in the Mirror” wird größtenteils aus der Sicht von Kokoro Anzai erzählt, einer Schülerin der 7. Klasse (12/13 Jahre) in Tokio, die nach nur wenigen Wochen an der Junior-Highschool nicht mehr zur Schule ging. Das passiert nach einer Reihe von Vorfällen, in die ihre neuen Klassenkameraden verwickelt waren. Die Erzählung beginnt im Mai, dem zweiten Monat des japanischen Schuljahres. Kokoro wacht jeden Morgen mit starken Bauchschmerzen auf und teilt ihrer Mutter besorgt mit, dass sie wieder einmal nicht zur Schule gehen kann. Sie verbringt ihre Tage in ihrem Zimmer, lässt oft die Vorhänge geschlossen, schläft oder sieht sich Soaps im Fernsehen an. Sie möchte nicht, dass das so weitergeht, findet aber keine Worte, um zu erklären, was passiert ist und wie sie sich dabei gefühlt hat. Auch weiß Kokoro nicht, wie sie an einen Ort zurückkehren soll, der in ihr lähmende Ängste auslöst.

Eines Tages fängt der Spiegel in Kokoros Schlafzimmer an, hell zu leuchten. Als sie aufsteht, um dem nachzugehen, entdeckt sie, dass sich der Spiegel in ein Portal zu einem großen Schloss verwandelt hat. Hier trifft sie auf sechs andere Kinder und die rätselhafte Wolfskönigin. Letztere – eine maskierte, kindliche Gestalt – erklärt, dass die Gruppe zusammengeführt wurde, um an einer Suche teilzunehmen. Bis zum nächsten März dürfen sie tagsüber kommen und gehen, wie sie wollen, solange sie das Schloss bis 17 Uhr verlassen. Ihre Aufgabe besteht darin, einen versteckten Schlüssel zu finden, indem sie Hinweise lösen, von denen sie ihnen einige bereits gegeben hat. Gelingt es ihnen, so wird dem Finder ein Wunsch erfüllt.

Nach dem großen Erfolg des Romans “Lonely Castle in the Mirror” in Japan ist es wenig überraschend, dass das Werk inzwischen in weiteren Medien umgesetzt wurde. Es gibt eine Anime-Adaption sowie einen Manga. Hayabusa hat sich dazu entschlossen Manga sowie Roman zu veröffentlichen und bietet damit nicht nur die erste Manga-Veröffentlichung von Autorin Mizuki Tsujimura auf dem deutschen Markt an, sondern auch die erste Roman-Übersetzung. Welche Umsetzung für einen persönlich besser geeignet ist, kommt dabei ganz auf die eigenen Präferenzen an. Anzumerken ist an dieser Stelle, dass der Manga dem Roman sehr gut folgt und sich nicht die Freiheiten rausnimmt, die es zum Beispiel in der Anime-Adaption der Fall ist, in der Fans leider auf einige Veränderungen und einen sehr hektischen Storyverlauf stoßen werden.

“Lonely Castle in the Mirror” ist eine Coming-of-Age-Geschichte, in der Einsamkeit und Identität anhand einer Gruppe von Schulkindern erforscht wird. Das Buch bewegt sich an der Grenze zur Fantasy – genug, um diejenigen zu befriedigen, die das Genre mögen, aber nicht zu sehr, damit diejenigen, die gerne reale Geschichten lesen, abgeschreckt werden.

Im Laufe der Geschichte erfahren wir mehr über die einzelnen Teenager, die sich alle aus ihren eigenen Gründen weigern, zur Schule zu gehen, und wir folgen ihnen, während sie sich gegenseitig kennenlernen und entdecken, dass sie mit dem, was sie durchmachen, nicht alleine sind. Erzählt wird in der dritten Person, aber wir folgen Kokoros Sichtweise, während sie mehr und mehr über die Vorfälle erzählt, die sie daran gehindert haben, zur Schule zu gehen, und während sie zusammen mit ihren neuen Freunden das Geheimnis des Schlosses lüftet. Das geheimnisvolle Schloss wird dabei gleichzeitig zu ihrem Zufluchtsort und sie schafft es ,immer mehr aus sich herauszukommen.

Die Geschichte bedient sich im Roman einer recht einfachen Sprache und ist in ihrem manchmal abrupten und distanzierten Ausdruck typisch japanisch. Wer wuchtige Beschreibungen und poetische Stile mag, dürfte sich also schwertun. Die Autorin schafft es aber aus meiner Sicht gut, die Stimmen der verzweifelten und ängstlichen Jugendlichen einzufangen. Ihre oft angespannten Interaktionen bleiben plausibel und ergreifend, auch wenn sie sich gerade zu Beginn gegenseitig nicht immer gut behandeln. Durch die Themen Freundschaft, Mobbing, Verlust von Menschen, die einem nahe stehen, soziale Unsicherheit usw. erforscht Tsujimura, wie es ist, ein Außenseiter zu sein, nicht dazu zu gehören und Freundschaft und Verbindungen zu finden, selbst wenn man es am wenigsten erwartet. Wir werden Zeuge, wie die Jugendlichen wachsen, indem sie sich langsam öffnen und Menschen finden, die auf ihrer Seite sind.

Tsujimura arbeitet wie in vielen ihrer Geschichten auch in diesem Werk mit Rätseln und Mystery-Elementen und die Leserschaft kann selbst miträtseln, was es mit den einzelnen Hinweisen auf sich hat. Zugegeben, ich habe viele Twist schon früh vorhergesehen, aber dennoch die Auflösungen genossen und zum Ende noch eine kleine Überraschung erlebt.

Aber kann auch der Manga das abbilden? Ich habe den ersten Band gelesen und denke, ja. Tomo Taketomi schafft es, dem Werk auch in der bildlichen Form eine Seele zu verschaffen, die zwar an einigen Stellen Kleinigkeiten verändert, aber in der Summe, dem Roman als Ursprungsquelle schätzt und sehr nah an dem Material bleibt. Der erste Band des Mangas umfasst dabei die ersten drei Kapitel des Romans, was dafürspricht, dass auch die übrigen Bände sehr nah am Original erzählt werden.

Der Zeichenstil von Tomo Taketomi besitzt einen dünnen, eher skizzenhaften Strich, der aber hervorragend zum Werk passt. Häufig wird mit Hintergründen gearbeitet und je nach Stimmung werden die Panels dunkler gehalten. Bei einem solchen Werk ist natürlich auch das Abbilden der Gefühle in der Mimik wichtig, was aus meiner Sicht ebenfalls gut gelingt.

Haybusa veröffentlicht den Roman in einem großen Taschenbuchformat, während der Manga in einem kleineren Format herausgegeben wird. Farbseiten gibt es leider keine. Wer Lesefaul ist, der hat auch die Möglichkeit, den Roman als Hörbuch in einer ungekürzten Fassung zu erstehen. Umgesetzt wurde dieses durch das Kinder- und Jugendhörbuchimprint Silberfisch unter dem Dach von Hörbuch Hamburg.

Fazit

Egal ob man sich am Ende für Roman oder Manga entscheidet, so bietet “Lonely Castle in the Mirror” eine berührende Geschichte, die trotz ihrer Märchen- und Fantasy-Elemente tief in der Realität verwurzelt ist. Es ist eine herzerwärmende Erzählung, die uns mit den Jugendlichen mitfühlen lässt und trotz aller unschönen Momente, auch mit Hoffnung zurückbliebt.

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Bei diesem Manga und dem Roman handelt es sich um Rezensionsexemplare, welche mir freundlicherweise von Hayabusa Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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