Herzlich willkommen auf meinem Mangablog. Hier findet ihr Rezensionen zu deutschen und englischen Manga sowie Beiträge über Themen und Aspekte, die mich an dem Medium interessieren. Ab und an schaue ich auch über den Tellerrand hinaus und schnuppere in Comic-Kunst abseits Japans hinein.

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Takopi und die Sache mit dem Glück (Band 1)

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“Takopi und die Sache mit dem Glück” war sicherlich eine der größten Überraschungserfolge in Japan in den letzten beiden Jahren. Der Titel war die erste Serienveröffentlichung von Mangaka Taizan5, der zuvor nur Oneshots veröffentlicht hatte. In Japan erschien die Reihe unter dem Titel Takopi no Genzai vom Dezember 2021 bis zum März 2022 auf der Plattform Shonen Jump+. Darüber hinaus erschienen die Kapitel international auf der Plattform Manga Plus. Shueisha veröffentlichte die sechzehn Kapitel zudem in zwei tankôbon-Bänden.

Die Reihe blickt bereits auf einige große Erfolge zurück. “Takopi und die Sache mit dem Glück” gewann den Excellence Prize, bei den 51st Japan Cartoonists Association Awards im Jahr 2022. 2023 wurde sie für den 27. Tezuka Osamu Kulturpreis und für den 54. Seiun Award in der Kategorie Bester Comic nominiert.

Auf dem deutschen Markt wird die Reihe von Hayabusa veröffentlicht. Fans können sich ime ersten Band auf einen Pappaufsteller von Takopi freuen, während Band 2 mit einer limitierten Schuber-Ausgabe veröffentlicht wird.

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Text & Zeichnungen: Taizan5 | Originaltitel: Takopi no Genzai | Übersetzung: Gandalf Bartholomäus | Genre: Drama | Demografische Zielgruppe: Shonen| Verlag: Hayabusa | Preis: 10,00 € | In zwei Bänden abgeschlossen | mehr Informationen auf der Verlagsseite

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Wie war’s?

Auf den ersten Blick mag “Takopi und die Sache mit dem Glück” wie eine unschuldige Reihe erscheinen, da Takopi selbst ein einfaches, rosa Krakenwesen ist, das mit seinem naiven und positiven Charakter beeindruckt. Doch hinter der Oberfläche verbirgt sich eine tiefere Geschichte.

Ursprünglich als “Nnu-Anu-Kf” von seinem Heimatplaneten Happy kommend, hat Takopi die das Ziel, Freude im gesamten Universum zu verbreiten. Nach seiner Ankunft auf der Erde trifft er bald auf Shizuka, ein kleines Mädchen. Sie ist die Erste, die ihre Hand nach ihm ausstreckt und ihm den Namen Takopi gibt, da er seine Sätze immer mit “pi” beendet, und “tako” auf Japanisch “Krake” bedeutet. Das Mädchen hat einen traurigen Gesichtsausdruck, ohne dass Takopi versteht, warum. Also beschließt er: Mit Hilfe seiner Glücksbringer, den magischen Gegenständen, die er mitgenommen hat, wird er alles tun, um Shizuka zum Lächeln zu bringen! Aber wird das so einfach sein?

Takopi hat jedoch keine Ahnung, in welch schwierigem Umfeld Shizuka lebt, sei es in der Schule oder zu Hause. Sein Wunsch, sie glücklich zu machen, führt zu unerwarteten Konsequenzen, da er zu optimistisch und unschuldig ist, um die Realität zu begreifen. Seine Bemühungen, Shizuka ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern, könnten unbeabsichtigt mehr Schaden als Nutzen anrichten, und schließlich führen seine Taten zu einer unerwarteten Wendung in der Geschichte.

Beim Lesen wird unmittelbar die extreme Diskrepanz in diesem Werk deutlich. Einerseits haben wir den schrecklichen und tragischen Alltag von Shizuka, der von Leid und Schwierigkeiten geprägt ist. Andererseits steht die absolute Naivität des niedlichen kleinen Außerirdischen Takopi. Aufgrund der Tatsache, dass er auf seinem Heimatplaneten, der voller Freude ist, nie Schrecken erlebt hat, versteht er überhaupt nicht den wahren Hintergrund des Unglücks, das Shizuka widerfahren ist. Er kann das Leid und die Emotionen von Shizuka nicht einordnen und begreift nicht, dass es sich nicht um Kleinigkeiten handelt, die das Mädchen so zutiefst verstört haben.

Diese Gegensätze zwischen Takopis Unschuld und Shizukas düsterer Realität bilden das Herzstück der Geschichte und schaffen eine tiefgreifende Spannung. Takopi, ausgestattet mit vermeintlichen Gadgets, die Freude bereiten sollen, und seinem unschuldigen, natürlichen Optimismus, wirkt fast immer wie ein Fremdkörper in Shizukas trauriger Realität. Der Leser beginnt allmählich zu verstehen, was das Kind Tag für Tag durchmacht, indem er die Elemente in ihrer Umgebung beobachtet.

Die Diskrepanz und der bewusste, radikale Gegensatz in “Takopi und die Sache mit dem Glück” werden von Taizan 5 auf beeindruckende Weise gehandhabt. Obwohl ein Teil der Leserschaft möglicherweise der Meinung sein dürfte, dass die Mangaka mit diesem großen Kontrast übertreibt, ist es wichtig, zu betonen, dass dieser Ansatz bewusst gewählt wurde.

Das Design von Taizan 5, das einzigartig ist, zeigt geschickt das emotionale Durcheinander, das jeden Charakter in der Geschichte durchlebt. Anfangs wird die Geschichte aus einer gewissen Distanz erzählt. Doch nach und nach wird die Erzählung näher und intimer, der Ton ändert sich. Die tragischen Ereignisse, die sich ereignen, verleihen der Serie ihre Atmosphäre der Tragödie. Ihr Tempo steigert sich von Kapitel zu Kapitel, bis die Geschichte in einen Thriller übergeht, in dem die Menschlichkeit der Charaktere zu bröckeln beginnt.

Diese unerwartete Wendung rückt Takopi, immer mehr in den Mittelpunkt der Handlung und integriert die Leser tiefer in das Geschehen. Takopi wird zu einem bewegenden Element der Geschichte, das sowohl Licht als auch Unruhe in die Erzählung bringt. Seine besondere Beziehung zu Shizuka rührt die Gemüter, doch die Unruhe, die er aufgrund seiner allzu großen Naivität mit sich bringt, zieht die Charaktere noch tiefer in den Abgrund.

Die einzigartigen Zeichnungen tragen ebenfalls dazu bei. Der Autor lässt sich nicht von gängigen Normen erdrücken, sondern formt und verformt seine Figuren entsprechend ihren Emotionen und den jeweiligen Situationen. Durch die Manipulation der Plastizität seiner Charaktere spricht der junge Autor die Leser an und verstärkt dadurch seine Botschaften. Dies verleiht der Serie eine zusätzliche Dimension und ermöglicht es, die emotionalen Tiefe und die gesellschaftlichen Probleme, die in der Geschichte behandelt werden, noch intensiver zu erleben und zu verstehen.

Dabei ist herauszuheben, dass die Reihe sicherlich nicht für jeden gedacht ist. Es wird mit einer Vielzahl von gesellschaftlichen Problemen umzugehen – Belästigung, Suizid, psychologische und emotionale Manipulation, Vernachlässigung von Kindern und Angst vor Versagen.

Hayabusa veröffentlicht den Titel im Großformat und spendiert dem Band neben einem Pappaufsteller für das Regal auch eine Spottlack-Veredlung auf dem Cover. Aus meiner Sicht schade ist, dass man ein recht dünnes Papier gewählt hat, so dass bei helleren Panels Linien von der anderen Seite sichtbar sind.

Fazit

“Takopi und die Sache mit dem Glück” liefert der Leserschaft ein interessantes Werk, welches sich mit schwierigen Themen beschäftigt. Mangaka Taizan 5 trägt vielleicht manchmal Dick auf, doch genau das macht den Band auch wieder so intensiv und den Kontrast zwischen Takopis und Shizukas Welt deutlich.

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Bei diesem Manga handelt es sich um ein Rezensionsexemplar, welches mir freundlicherweise von Hayabusa Manga zur Verfügung gestellt worden ist. Vielen Dank dafür!

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