[Anzeige, da Rezensionsexemplar]
Heartbeat, again war ein Manga, bei dem ich lange überlegt habe, ob ich ihn in meine Sammlung aufnehmen möchte. Für mich ist der deutsche Markt derzeit durch viele Schüler-Lehrer-Romanzen als auch Romanzen mit Altersunterschieden übersättigt. Dennoch gab es viel an dem Teasertext, das mich bei der Ankündigung angesprochen hat und auch der Zeichenstil in der Leseprobe hat mir sehr gefallen, so dass ich dem Einzelband eine Chance geben wollte. So viel vorweg: Bereut habe ich es nicht.
In Japan erschien der Einzelband unter dem Titel Shinjou Kokyuu bereits im Jahr 2016 beim Publisher Kadokawa Shoten. In Deutschland sicherte sich Kazé Manga die Lizenz und veröffentlichte den Band im Dezember 2020. Es ist zugleich das Debüt der Mangaka auf dem deutschen Markt.
ECKDATEN ZUM MANGA
Text&Zeichnungen: Suzu Shinomiya
Originaltitel: Shinjou Kokyuu
Genre: Boys Love, Romance
Verlag: KAZÉ-Manga
Preis: 7,00€
abgeschlossen in einem Band
Weitere Informationen & Leseprobe
Worum geht’s?
Biologielehrer Nara staunt nicht schlecht, als einer seiner Abschlussschüler ihm die Worte “Ich liebe dich” als Antwort unter eine Testfrage schreibt. Nara tut dies als schlechten Scherz ab, doch auch im nächsten Test opfert der Schüler die Punkte für ein Liebesgeständnis. Kurz darauf sogar den ganzen Test, und dass, obwohl Ikuta kurz vor seinem Abschluss steht. Nara selbst weiß nicht, wie er mit diesem Liebesgeständnis umgehen soll und alte Wunden werden beim Oberstufenlehrer aufgerissen …
Wie war’s?
Suzu Shinomiya versucht sich in Hearbeat, again an einem schwierigen und sowohl im Romance, als auch Boys Love-Genre viel und gerne genutztem Thema: einer Lehrer-Schüler-Beziehung. Shinomiya gelingt es in ihrem Einzelband aber gut, sich diesem Thema mit Gefühl zu nähren und es nicht zu einem billigen Groschenroman verkommen zu lassen, in der der Lehrer hemmungslos über den Schüler herfällt – oder umgekehrt.
Heartbeat, again ist eine gefühlvoll erzählte Geschichte, in der es vor allem darum geht, sich von der Vergangenheit zu lösen und sich wieder auf das Gefühl der Liebe einzulassen. Lehrer Nara ist durch ein früheres Liebesgeständnis gebrochen und verschließt sich vor der Welt. Dass er homosexuell ist, darüber weiß niemand und er möchte es auch dabei belassen. Er kennt seine Verantwortung gegenüber seinem Schüler und so lässt er sich zunächst nicht von einer Liebesbekundung auf den Tests von Ikuta ein. Er weiß, wie oft so etwas nur ein Streich oder eine gedankenlose Liebelei ist. Erst als er erfährt, was für Ikuta auf dem Spiel steht und dass er gute Noten eigentlich bräuchte, beginnen seine Gedanken immer mehr zu kreisen. Er muss erkennen, dass Ikuta es wirklich ernst mit ihm meint. Nara muss sich seiner Vergangenheit stellen, um auch herauszufinden, was er für Ikuta empfindet.
Von diesen Gedanken und Emotionen wird Heartbeat, again getragen. Die Beziehung zwischen den beiden Hauptcharakteren wächst nur langsam und im Mittelpunkt steht, dass Nara erst wieder lernen muss, sich auf Liebe einzulassen und zu verstehen, ob er überhaupt Lieben darf und kann. Obwohl der Manga sehr ruhig erzählt ist, bleibt es dennoch packend durch eine gut ausgearbeitete, atmosphärische Dichte. Erotik braucht es dabei nicht und erst ganz zum Ende kommen die Beiden sich auch intim näher.
Insbesondere Nara schenkt die Mangaka sehr viel Aufmerksamkeit. Bis auf weniger Ausnahmen ist der Manga aus der Sicht des Lehrers erzählt, was dabei hilft, seine Gedankengänge und Handlungen sowie die innere Zerrissenheit nachzuvollziehen. Nara ist verantwortungsbewusst und gebeutelt von einem missglückten Liebesgeständnis in seiner Jugend, durch das er sich durch seine Homosexualität minderwertig fühlt. In den aus Ikutas Sicht erzählten Kapiteln lernen wir aber auch den Antrieb des Schülers kennen. Auch er stand in seinen jungen Jahren vor einer schwierigen Hürde, die er auch durch die Liebenswürdigkeit Naras meistern konnte. Auch wenn Ikuta stürmisch ist, hat er eine gute Auffassungsgabe. So merkt er schnell, dass Nara an Regentagen besonders mürrisch ist. Auch lässt er dem Lehrer Zeit, seine Gedanken zu sortieren und konzentriert sich in dieser Zeit voll auf seinen Abschluss.
Neben diesen beiden Charakteren gibt es nur wenige Nebenfiguren, von denen aber nur die Lehrerin Frau Kimura eine größere Rolle einnimmt und für lockere Momente sorgt, bei denen es scheint, als wüsste sie ganz genau, was in Nara vorgeht.
Suzu Shinomiyas Zeichenstil passt perfekt zu der Stimmung ihres Einzelbandes. Die Mangaka hat einen eher skizzenhaften, aber durchaus realistischen Stil. Sie arbeitet wenig mit detaillierten Hintergründen, weiß aber insbesondere durch das Regenwetter als auch dunklere Panelgestaltung die melancholische und schwermütige Stimmung auf das Papier zu transportieren. Auch im Tempo und in der Fokussierung auf bestimmte Momente und Emotionen ist die Panelgestaltung gelungen. Shinomiya schafft es dadurch eine flüssige, aber auch intensive Geschichte zu liefern.
Fazit & Bewertung
Suzu Shinomiya liefert mit Heartbeat, again zwar keine außergewöhnliche oder besonders neuartige Geschichte, kann aber durch die Darstellung von glaubhaften Emotionen und nachvollziehbaren Charakteren überzeugen. Dadurch wirkt der Einzelband dann nicht wie schon tausendmal gelesen, sondern sorgt trotzdem noch für ein gutes Lesevergnügen.
Zu empfehlen ist Heartbeat, again auch Boys Love-Einsteigern, die sich vielleicht vor zu vielen intimen Szenen scheuen. Es gibt in diesem Einzelband nur eine Szene, in denen sich die Charaktere auf dieser Ebene näherkommen und diese kommt ohne typische Klischees aus.
In der Summe hat mir der Band wirklich gut gefallen und ich hoffe, wir dürfen noch mehr gefühlvolle Geschichten der Mangaka auf dem deutschen Markt lesen.

Vielen Dank an KAZÉ-Manga für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!